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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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uralt, aber man konnte ihn töten. Also wozu die Furcht vor ein paar Knochen?
    In diesem Moment schob sich etwas in seinen Verstand, als hätte ihm jemand einen Meißel durch den Kopf getrieben. Er zuckte zurück, aber gleichzeitig wusste er, dass er diesem Etwas nicht entgehen konnte. Es umschloss seinen Geist und drohte, ihn zu zerquetschen. Zum Entsetzen seiner Soldaten ging er stöhnend in die Knie.
    ›Klingenträger!‹ Er vernahm nur eine leise, zischende Stimme und war dankbar dafür. Denn hätte diese Stimme in voller Stärke zu ihm gesprochen, sein Schädel wäre zersprungen wie ein morscher Wassereimer.
    ›Mein Heim …‹, fauchte die Stimme . ‹ … betrittst du … in übler Absicht!‹
    Arden begriff plötzlich, dass er die Worte nicht wirklich hörte, ja dass es sich nicht einmal um Worte im eigentlichen Sinn handelte, sondern vielmehr irgendetwas einfach wollte, dass er verstand. Dazu formte dieses Etwas vertraute Begriffe in seinem Kopf, die das ausdrückten, was es ihm mitzuteilen wünschte, ohne dass Arden sich jedoch dagegen zur Wehr hätte setzen können. Zudem erschien ihm seine Umgebung plötzlich heller als zuvor. Und er spürte große Hitze, als stünde er unmittelbar vor einem lodernden Feuer.
    ›Nachkomme zweier Völker …‹, zischelte es weiter in seinem Kopf ›Halbblut … Sklave der Götterkinder … Träger des Menschenlichts … Feuerzwinger … Flammentreiber … wieder einmal … Führer der Menschen … Fluch der Menschen … Wortbrüchige … Sprosstöter.‹
    Arden verstand all diese für ihn völlig zusammenhangslosen Begriffe nicht. Er wollte auch nicht verstehen. Er musste diese vollkommene Beherrschung seines Verstandes abschütteln, sonst war er verloren, so viel wusste er. Er sah überall Flammen um sich herum, seine Haut begann, sich bereits zu röten. Die Hitze war unerträglich. Er schien inmitten eines Scheiterhaufens zu stehen. Dumpf, wie von weit her hörte er die panischen Rufe seiner Männer. Sie erlitten das Gleiche wie er. Konnte das schon das Drachenfeuer sein? Aber er hatte die Echse doch noch gar nicht gesehen!
    ,Klingenträger, wisperte die körperlose Stimme, ›Feuerzwinger … so viel Macht … ungeformt … ungenutzt … ungeübt … leichte Beute … für meine Glut … du kannst ihnen nicht helfen … sie werden mit dir vergehen … alle.‹
    Arden hörte die Schreie der Verzweiflung um sich herum. All ihre Vorbereitungen waren vollkommen nutzlos gewesen.
    Die Schilde, Geschütze und Lanzen, die Rüstungen und Waffen, all das erwies sich als ungeeignet, um vor diesem unsichtbaren Gegner zu bestehen. Aber warum konnten sie ihn nicht sehen? Das Feuer musste doch von irgendwoher kommen.
    Plötzlich durchzuckte Arden die Erkenntnis. Die Antwort auf dieses Rätsel war ihm bereits gegeben worden, nur hatte er es zu jenem Zeitpunkt noch nicht begriffen. »Sein Geist ist Feuer!« So hatte der verrückte Einsiedler in Arch Themur den Drachen beschrieben. Wegen der Überlieferungen, die er zu Hause in Tilet studiert hatte, und auch aufgrund der Aussagen der Citdiener hatte Arden gedacht, der Drache könne ihnen echte Flammen entgegenspeien. Aber dies stellte sich jetzt als fataler Fehler heraus. Denn die Echse spuckte den Angreifern keine brennenden Körpersäfte oder dergleichen entgegen, sondern sie versengte ihren Geist. Der Drache attackierte ihr Denken, er machte ihnen weis, dass sie verbrannten, wobei sich die tödlichen Auswirkungen durch nichts von einem echten Flammeninferno zu unterscheiden schienen.
    Arden konzentrierte sich. Er war der Sohn Ecorims, er hatte dessen unbezwingbares Schwert geerbt. Ecorim war selbst vor den Toren Arch Themurs nicht ins Wanken geraten, also durfte sein Sohn auch nicht vor einem gestaltlosen Schuppenwesen kapitulieren. Das Erste, was er wieder durch das in seinem Kopf wabernde Flammenmeer wahrzunehmen vermochte, war das Heft seiner Klinge. Es fühlte sich kühl an und schmiegte sich eng in seine Handfläche. Es gab kein Feuer! Seine Muskeln begannen, sich wieder zu regen. Arme und Beine bewegten sich. Und als hätte ein Sturzbach den Brand in seinem Kopf gelöscht, waren die züngelnden Flammen im nächsten Augenblick verschwunden.
    Er stand wieder im kühlen Dunkel der gewaltigen Kaverne, das einzige Licht kam von den Fackeln auf den Setzschilden, die jetzt allerdings zum Teil am Boden lagen, weil die Soldaten sie in ihren Qualen umgestoßen hatten. Die Schreie hinter Arden waren ebenfalls verstummt. Indem er sich

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