Götterschild
Schlacht mit ihm an? Glaubt Ihr, das ist es, was die Götter von Euch erwarten? Dass Ihr die Themuraia gegen Ardens Truppen in die Schlacht führt? Dass Ihr das Blut der göttertreuen Heerscharen vergießt, nur um für Euch das Recht zu erstreiten, den Drachen höchstpersönlich zu erschlagen?« Er stand mittlerweile dicht vor Arton, dessen Blick zu Boden gesunken war. »Glaubt Ihr nicht, dass solcherlei Tun vielmehr allein dem Bösen nützt, das dort oben in den Bergen lauert?« Behutsam ergriff er Artons Arm. »Ich beschwöre Euch, habt Vertrauen in den göttlichen Plan. Alles wird kommen, wie die Himmelsherrscher es wünschen. Ihr habt noch eine große Aufgabe vor Euch, Arton, seid dessen gewiss und nur weil Ihr und wir alle hier deren Beschaffenheit noch nicht begreifen, heißt das nicht, dass die Götter Euch vergessen hätten. Vertraut dem Citarim, wartet auf seine Ankunft, wie er es von Euch erbat. Arden hat sein eigenes Schicksal und wenn er tatsächlich von dem göttlichen Pfad abgewichen ist, dann wird ihn seine Strafe dafür früher oder später ereilen. Aber wie ich Euch bereits sagte, es ist nicht an uns, über solche Dinge zu richten.«
Der Krieger stand eine ganze Weile starr wie eine Statue und gab kein Lebenszeichen von sich. Auf einmal hieb er mit der Faust so fest gegen die halb geöffnete hölzerne Tür, dass diese krachend nach außen gegen die Wand prallte. Nataol und Malun fuhren gleichermaßen zusammen, doch Arton kümmerte sich nicht um sie. Er wandte ihnen den Rücken zu und stapfte wortlos hinaus.
»Und?«, ließ sich Malun gleich darauf vernehmen. »Was glaubt Ihr, was er tun wird, Nataol?«
»Er wird seinem Gewissen folgen«, meinte der Hohepriester überzeugt, während er Arton nachblickte. »Sobald er all den Zorn und Hass in seinem Inneren überwunden hat, ist er ein guter Mensch.«
»Ihr meint, ein guter Fardjani«, korrigierte ihn Malun sofort.
»Ist der Unterschied wirklich so groß?«, wollte Nataol wissen und drehte sich zu Malun um.
Dieser hob erstaunt die Brauen. »Bei den Göttern, wenn der Citarim Euch so reden hören könnte, wäre er alles andere als erbaut, das kann ich Euch versichern, Nataol. Aussagen wie diese sind der Grund, warum Ihr nicht schon längst ein weitaus verantwortungsvolleres Amt bekleidet.« Der gewichtige Priester räkelte sich behaglich auf seinem Stuhl. Anscheinend fühlte er sich nun, da Arton fort war, beträchtlich wohler in seiner Haut.
»Ein solch verantwortungsvolles Amt wie das Eure, meint Ihr wohl?« Kritisch musterte Nataol den Gesandten des Citarim.
»Beispielsweise, ja«, entgegnete Malun selbstgefällig. »Ein Mann in Eurem Alter, mit Eurer Erfahrung im Rang eines Erleuchteten sollte doch einen wichtigeren Posten als den eines Hohepriesters auf einer abgelegenen Mineninsel innehaben.«
»Ich bin der Vertraute des Erwählten«, konterte Nataol. »Ich könnte mir kaum eine bedeutsamere Aufgabe vorstellen.«
»Das war ja eigentlich nichts weiter als ein Zufall.« Malun grinste schief. »Arton ist Euch sozusagen in den Schoß gefallen, aber, zugegeben, aus irgendeinem Grund scheint er Euch zu respektieren und sogar zu schätzen.«
»Man könnte es auch göttliche Vorsehung nennen«, gab der alte Hohepriester zurück.
»Ja, richtig.« Maluns schwammiges Haupt pendelte in übertriebener Zustimmung vor und zurück. »Ihr handelt ja ausschließlich nach dem göttlichen Willen, wie Ihr immer wieder beteuert. Merkwürdig nur, dass es der Wille der Götter gewesen sein soll, Arton etwas über seinen Bruder Arden zu verraten, wo der Citarim dies doch ausdrücklich verboten hatte. Kennt Ihr den Willen des Himmels etwa besser als Seine Heiligkeit?«
»Arton hätte ohnehin früher oder später herausgefunden, dass sein Bruder jetzt König von Citheon und der Fendralinträger ist«, verteidigte sich Nataol erzürnt. »Ich habe es ihn wissen lassen, um sein Vertrauen nicht zu verlieren. Außerdem seid Ihr wahrhaftig der Letzte, der mir irgendwelche Vorhaltungen machen sollte nach Eurem Versagen, Arden unter Kontrolle zu halten.«
Malun lächelte vielsagend vor sich hin. »Mir scheint, Ihr solltet Eure eigenen Ratschläge besser beherzigen, Erleuchteter. Ihr müsst darauf vertrauen, dass alles so kommt, wie die Götter es wünschen.« Er faltete zufrieden die Hände über seinem Bauch. »Vielleicht ließe sich aber in der Zwischenzeit in Eurem schönen Heim etwas zu essen auftreiben? Das viele Gerede macht mich immer hungrig.«
Am Mittag
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