Götterschild
und damit ein erstes Zeichen der Versöhnung gesetzt. Arden konnte nicht wissen, dass Arton nun gezwungen war, sie zu vernichten. Tarana war wichtiger als sie alle. Er durfte seine Geliebte nicht noch einmal verlieren.
Er gebot den ersten Reihen der Zarg, ihre Wurfwaffen bereit zu machen. Die Ecorimkämpfer waren nicht mehr als tausend Schritt entfernt. Der Abstand zwischen ihnen schmolz dahin. Gleich würde das Gemetzel beginnen. Artons Blick fiel auf das Schwert Themuron, das wie ein stählerner Schatten in seiner Hand lag. So viel Macht ruhte zwischen seinen Fingern und wie wenig Nutzen konnte er jetzt daraus ziehen. Er diente dem Kirchenfürsten als Spielball und daran würde sich auch in absehbarer Zeit nichts ändern. Das war nicht, was er gewollt hatte.
Kaum hatte Arton den Gedanken zu Ende gedacht, wusste er plötzlich, was er tun musste. Unversehens öffnete sich wieder jener Ort der Klarheit in seinem Inneren, den er nach der Nacht mit Tarana, als ihm seine Liebe zu ihr bewusst geworden war, das letzte Mal erblickt und seither nicht mehr wieder gefunden hatte. Er begriff auf einmal, dass ihm niemals etwas so wichtig gewesen war und jemals sein würde, wie die Liebe zu Tarana. Und er erkannte auch, dass sich dieses Glück nicht durch eine solche Bluttat erkaufen ließ, wie sie unmittelbar bevorstand. Dies würde seiner Liebe vielmehr für immer als Makel anhaften und sie auf lange Sicht unweigerlich zerstören. Es gab nur einen Ausweg und dieser würde ein gewaltiges persönliches Opfer von ihm verlangen.
Als sich die Ecorimkämpfer für den Zusammenprall mit den Zarg bereit machten, tat sich in der Heerschar der kleinen Waldgnome unvermittelt eine Schneise auf, wie in einem Tuch, das durch einen Schwerthieb in zwei Teile geschnitten wird. Die Reiter preschten in diese Lücke hinein, ohne ihre Pferde zu zügeln. Auf ihren Gesichtern spiegelte sich grenzenlose Erleichterung wider. Der Weg zu den Toren der ehernen Feste war frei.
Im Vorbeireiten schwenkten die Ecorimkämpfer ihre Schwerter zum Gruß in Artons Richtung, doch dieser hatte sich wieder in seinen Geist zurückgezogen und nahm sie nicht mehr wahr. Arton ließ seine Gedanken ausschwärmen. Er suchte den Citarim. Er hatte etwas auszuhandeln und es ging um nichts Geringeres als Taranas Leben.
,Torion Menaurain’, ließ er seine Gedanken durch das Heerlager strömen und nahm dabei in Kauf, dass auch jeder andere Fardjani seine geistige Stimme vernehmen würde. ›Torion Menaurain, ich habe Euch ein Angebot zu machen!‹
Arton wählte bewusst nicht die Anrede »Eure Heiligkeit«, die dem Kirchenfürsten eigentlich zustand, denn er war zu der Entscheidung gelangt, dass der Citarim eine solche Ehrenbezeugung nicht länger verdiente. Für Arton war dieser Fanatiker ebenso wenig heilig wie Megas oder Ulag. Sie alle kennzeichnete das gleiche rücksichtslose Machtstreben und um dies zu rechtfertigen, wurde die eigene Weltsicht zur alleinig gültigen erklärt. Doch einem wahrhaft Liebenden war solch eine Unduldsamkeit fremd. Und damit konnte Arton dem Citarim nicht mehr länger folgen.
.Seid Ihr von Sinnen!’, dröhnte die Stimme des Kirchenoberhaupts durch seinen Kopf. Doch Arton hatte mittlerweile gelernt, die Vehemenz der Worte auf ein erträgliches Maß zu dämpfen. ›Ihr gewährt den Feinden der Kirche freiwillig Einlass zur ehernen Feste! Dafür wird das Weib sterben.‹
.Überlegt Euch gut, was Ihr jetzt tut, Torion Menaurain’, schmetterte Arton zurück. ›Sollte Tarana nur ein Haar gekrümmt werden, schwöre ich Euch, dass ich nicht eine Seele in Eurem stolzen Heerlager am Leben lassen werde. Ihr wisst selbst, wie viele Themuraia mir zur Verfügung stehen und was für erschreckend wirkungsvolle Tötungswerkzeuge sie abgeben, wenn ich sie mit meinem Schwert führe. Eure großen Pläne könnt Ihr dann endgültig begraben, zusammen mit Eurer Fardjani-Armee. Legt es also nicht darauf an!‹
.Dafür werdet Ihr für immer und ewig im Feuer der Unterwelt schmoren, Arton Erenor!’, rollten die zornbeladenen Gedankenwellen des Citarim heran.
.Das schreckt mich nicht’, erwiderte Arton gelassen. ›Für meine Taten ist mir ohnehin schon ein dauerhafter Aufenthalt in Xelos’ Feuer sicher.‹
Lange folgte keine Antwort. Die Ungewissheit quälte Arton wie ein glühendes Eisen. War sein Einsatz zu hoch gewesen? Fand Tarana gerade in diesem Augenblick endgültig den Tod?
›Wie lautet Euer Angebot?‹ Das Denken des Citarim hatte sich abgekühlt,
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