Götterschild
Unsinn«, fuhr der Citarim dazwischen. »Eure persönliche Fehde wird warten müssen. Ich habe Euch hierhergebracht, Arton, damit Ihr begreift, dass Ihr Euch nicht die Freiheit nehmen könnt, Entscheidungen nach Gutdünken selbst zu treffen. Ihr seid der Erwählte und als solcher habt Ihr dem Willen der Götter zu gehorchen, der den Sterblichen durch mich offenbart wird. Ihr werdet in Zukunft keine eigenwilligen Beschlüsse mehr fassen, sonst wird diese Menschenfrau, an die Euch leider immer noch allzu menschliche Gefühle binden, die Konsequenzen dafür tragen müssen. Habt Ihr das verstanden?«
In diesem Moment kam ein weiterer Mann ins Zelt gestürmt, der augenblicklich vor dem Citarim auf die Knie fiel. Arton konnte die Stimme des Kirchenfürsten in seinem Kopf vernehmen, als dieser den Fardjaniboten ungehalten fragte, was diese Störung zu bedeuten hätte. Der Kirchenfürst wollte sich wohl nicht die Mühe machen, seine geistige Unterhaltung vor Arton zu verbergen.
.Verzeiht die Störung, Eure Heiligkeit’, erwiderte der Fardjani unterwürfig in der Geistsprache, ›aber ich habe eine wichtige Nachricht für Euch. Den anrückenden Truppen aus Seewaith ist es mit ihren schnellen Pferden gelungen, unsere Reiterei auszumanövrieren. Deshalb stürmen die Feinde jetzt ungehindert auf Arch Themur zu. Unsere Reiterei hat zwar die Verfolgung aufgenommen, doch sie werden nicht verhindern können, dass die Seewaither die Festung erreichen. Wie lauten Eure Befehle?‹
Der Citarim winkte den Boten unwillig davon und heftete seinen Blick auf Arton. ›Da seht Ihr, was Ihr angerichtet habt‹, sandte er ihm voller Zorn seine Gedanken. ›Ihr werdet sofort dafür Sorge tragen, dass uns aus Eurem Ungehorsam kein weiterer Schaden erwächst! Werft Euch mit den Themuraia diesen Aufständischen in den Weg. Wenn nur einer von ihnen die Tore von Arch Themur erreicht, dann stirbt dieses Nomadenweib.‹
Arton fühlte sich, als wäre er unversehens zwischen zwei Mühlsteine geraten. Die Last der Entscheidung drohte ihn zu zermalmen. Aber er hatte schon einmal einen Augenblick zu lange gezögert, um Tarana zu retten, damals bei dem Überfall auf die Kriegerschule, und dieses Zaudern hätte Tarana um ein Haar das Leben gekostet. Er würde diesen Fehler nicht noch einmal machen, ganz egal, was er dafür tun musste. Wortlos drängte er sich an den Soldaten, Daia und seiner fassungslosen Geliebten vorbei und verließ das Zelt. Es glich beinahe einer Flucht.
Nur wenig später stand Arton an der Spitze seiner Themuraia vor den Toren von Arch Themur. Die Wurzelbälger hatten auf ihn gewartet, auch ohne dass sie die ganze Zeit über unter der Kontrolle seines Verstandes gestanden hatten. Fast bedauerte er diesen Gehorsam der Waldgnome, denn so wurden sie für die Seewaither Gardisten und Istanoit unüberwindbar. Wie betäubt blickte Arton dem heranjagenden Heer unter der Führung der Ecorimkämpfer entgegen, die mittlerweile einen ganz erheblichen Abstand zwischen sich und ihre Verfolger gebracht hatten. Doch es war offensichtlich, dass sie in eine Falle ritten: Hinter ihnen donnerten zehntausend Fardjanireiter her, vor ihnen versperrten mehr als zwanzigtausend Themuraia den Weg zu den Toren der Festung. Dennoch wurden die Truppen der Ecorimkämpfer nicht langsamer. Was hatten sie auch für eine Wahl? Sie würden einfach ihr Glück versuchen und einen Durchbruch wagen. Die kleinen Wurzelbälger mochten im Vergleich zu den hünenhaften Streitrössern der Fardjani als der leichter zu überwindende Gegner erscheinen, doch Arton wusste es besser. Ein Frontalangriff auf die flinken Themuraia wäre für ein Reiterheer in dieser Größe der sichere Untergang. Da würde es ihnen auch nichts helfen, wenn sie es dank Fendralin in Ardens Hand fertig brachten, in völliger Todesverachtung bis zum bitteren Ende standzuhalten und über ihre eigenen Grenzen hinauszuwachsen. Jeder von ihnen verfügte lediglich über ein einziges Leben und daran konnte auch Fendralin nichts ändern.
In diesem Moment konnte Arton an der Spitze des Reiterheeres Arden erkennen und gleich dahinter glaubte er, Meatril und Targ auszumachen. Wahrscheinlich hatten auch sie ihn bemerkt, schließlich war er der einzige Mensch unter all den Zarg, die ihm kaum bis zum Bauch reichten. Vielleicht rechnete Arden sogar damit, dass sein Halbbruder sie durchlassen und es nicht zum Äußersten kommen lassen würde. Schließlich hatte Arton ihm die Freiheit und Fendralin zurückgegeben
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