Götterschild
der kleinsten Brise ins Schwanken und wir bekommen es vermutlich nicht nur mit der Eliteeinheit des Citarim, sondern auch mit den Themuraia und irgendwelchem fliegenden Ungetier zu tun.« Er machte eine wegwerfende Geste und lächelte sie an. »Aber die Ecorimkämpfer sind wieder vereint. Wer sollte uns jetzt noch bezwingen?«
In dieser Nacht kam niemand in der Festung Arch Themur zur Ruhe, an Schlafen war nicht zu denken. Bereits kurz nach Mitternacht begann Kommandant Fadwen damit, seine Truppen Aufstellung nehmen zu lassen. Die meisten Einheiten der Seewaither Gardisten und der königlichen Truppen wurden hinter dem Tor postiert, um die behelfsmäßige Konstruktion notfalls durch eine Wand aus Menschen zu ersetzen. Die Istanoit und alle, die sonst noch irgendwie in der Lage waren, sich auf den Beinen zu halten, wurden auf die Mauern geschickt, um von dort Pfeile oder Steine auf die Angreifer hinabzusenden. Da es ebenso unmöglich wie auch unnötig erschien, die Festungskrone auf allen Seiten zu bemannen, setzte Fadwen Läufer ein, die in regelmäßigen Abständen die Festungsanlage auf der Mauerspitze umrundeten, um nach eventuellen Angreifern Ausschau zu halten. Doch um sie mit Sturmleitern oder anderem Belagerungsgerät zu überwinden, waren die Mauern von Arch Themur im Grunde zu hoch und keiner zweifelte daran, dass es am besten war, alle Truppen beim Haupteingang zu versammeln.
Arton und Tarana hatten, veranlasst durch die zunehmende Zahl an Verteidigern auf dem Wehrgang, recht bald ihr trautes Beisammensein beendet und sich an den langen Abstieg nach unten gemacht. Da Arton zwar über eine Rüstung, nicht aber über ein geeignetes Schwert verfügte und Tarana über keines von beidem, gingen sie zu Arden, um von diesem eine angemessene Ausrüstung zu erbitten. Als sie Ardens Zelt betraten, war dieser allein und gerade damit beschäftigt, die Brust- und Rückenplatte eines etwas mitgenommen aussehenden Vollmetallharnisches unter den Armen festzuschnallen, denn seine eigene Rüstung, die er bei dem Zweikampf mit Arton getragen hatte, war im Lager des Citarim zurückgeblieben.
Arton nannte ihm in knappen Worten seinen Wunsch und Arden veranlasste sofort, dass ein Bote zum Waffenmeister geschickt wurde, um die benötigte Ausrüstung zu holen.
»Gratuliere zu deinem Sohn, Arton«, meinte Arden freundlich, als er mit dem Anlegen seines Panzers fertig war, »und natürlich auch dir, Tarana. Ein drolliger kleiner Bursche, meinen Respekt.«
Die beiden bedankten sich, doch kam das Gespräch damit wieder zum Erliegen. Während sie warteten, versuchte Arden noch verschiedene Male, die Unterhaltung wieder aufzunehmen, aber ein passendes Thema wollte keinem von ihnen einfallen. So entstand recht bald eine unangenehme Stille zwischen ihnen, die erst durch die Rückkehr des Boten mit den angeforderten Schwertern und einer Rüstung in Taranas Größe unterbrochen wurde.
»Das ist eine gute Klinge, Arden, danke«, meinte Arton nach ein paar Probeschwüngen und wandte sich zum Gehen.
»Kann ich dich kurz allein sprechen?«, fragte Arden unvermittelt.
Arton stutzte. »Natürlich«, antwortete er und nickte Tarana zu, die daraufhin das Zelt verließ.
»Ich wollte …«, begann Arden, brach jedoch wieder ab.
»Ich denke nicht«, kam ihm Arton zu Hilfe, »dass wir noch ein weiteres Wort darüber zu verlieren brauchen, was geschehen ist. Wir haben beide viele Fehler gemacht, es muss keiner dem anderen etwas nachtragen. Lassen wir es dabei.«
Arden erklärte sich durch ein dankbares Nicken einverstanden, senkte dann aber bekümmert seinen Blick. »Es kann nur einer die Truppen kommandieren, Arton«, rückte er schließlich mit der Sprache heraus.
»Du bist ihr König«, entgegnete Alton, ohne zu zögern, »du wirst uns in diese Schlacht führen.«
Arden sah überrascht auf. »Du … akzeptierst meine Führung?«, stammelte er. »Nach allem, was war?«
Arton musterte seinen Bruder für eine Weile, bevor er antwortete: »Du hast dich verändert, Arden, das kann sogar ich erkennen. Das Schicksal hat dich geformt, so wie mich. Wir haben beide die Zeit, als wir uns in Seewaith noch ständig gegenseitig auszustechen versuchten, weit hinter uns gelassen. Deine Männer verehren dich, trotz der Niederlage gegen den Drachen, denn du hast sie niemals im Stich gelassen. Und du bist ausersehen, Fendralin zu tragen. Wie könnte ich da deinen Führungsanspruch nicht anerkennen?«
Ardens Lippen bewegten sich, aber es kamen keine
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