Götterschild
denen Fendralins Einfluss augenblicklich wieder abzufallen begann. Megas ging inzwischen gemächlich auf Ardens am Boden liegendes Schwert zu.
Sofort entbrannten die Kämpfe mit den überlegenen Lanzern von Neuem. Nur einer kümmerte sich nicht um die nach ihm schlagenden Klingen. Targ sah nur ein Ziel vor Augen: den Mann, der seine beiden Brüder gemeuchelt und Derbil, Eringar und jetzt auch Arden auf dem Gewissen hatte. Mit einem Aufschrei ließ er die Schwarzlanzer hinter sich. Er schnellte vorwärts, das Schwert hoch über seinen Kopf erhoben. Mit seinem ganzen Hass stürzte er sich auf Megas, bevor dieser Fendralin auflieben konnte. Alle Erschöpfung durch das tagelange Kämpfen war von ihm abgefallen. Er trieb Megas vor sich her, der nur mühsam zu parieren vermochte.
»Es endet heute!«, rief Targ immer wieder.
Arton und Tarana versuchten unterdessen beinahe im Alleingang, die Schwarzlanzer aufzuhalten. Denn ohne Fendralins Macht, die die königlichen Truppen stählte, entfaltete der Tod ihres Königs, die hoffnungslose Unterlegenheit und die Müdigkeit der bereits weit über ihre Grenzen belasteten Muskeln nun ungebremst ihre vernichtende Wirkung auf die Moral der Soldaten. Einer nach dem anderen streckte die Waffen oder wandte sich gar zur Flucht. Doch bei dem Versuch wurden fast alle von den Ho’Nebis erschlagen. Der gesamte Widerstand konzentrierte sich bald in einem kleinen Kern von nicht mehr als zwanzig Unbeugsamen um Arton und Tarana herum.
Targ schlug weiter wie von Sinnen auf Megas ein, doch dieser hatte sich inzwischen gefangen. Indem er gewandt unter einer Attacke wegtauchte, um Targ gleich darauf von der Seite anzugreifen, gelang es ihm schließlich, das Blatt zu wenden. Nun war Targ in der Defensive und musste zurückweichen. Themuron entfaltete dabei zwar nicht dieselben Kräfte wie bei Arton, aber es genügte schon, dass Megas noch ein wenig schneller war als sonst. Es dauerte nicht lange, bis Targs Atem vor Anstrengung zu pfeifen begann. Dann zwang Megas Targ mit einem gekonnten Seitwärtshieb dazu, seine Deckung zu öffnen. Im nächsten Augenblick durchschnitt Themuron Targs Rüstung wie Pergament und fuhr tief in sein Fleisch, einen Finger breit unter dem rechten Schlüsselbein. Er ächzte, sein Schwertarm sank kraftlos herab. Doch er blieb mit zusammengebissenen Zähnen stehen und behielt sogar seine Klinge weiterhin in der Hand.
»Ich hätte mir eine etwas größere Herausforderung erwartet nach deinen vollmundigen Racheschwüren, die du bei unseren früheren Aufeinandertreffen stets von dir gegeben hast«, meinte Megas enttäuscht. »Das war ja nicht mehr als eine Übungsstunde. Aber immerhin hattest du recht, es endet heute – für dich.« Damit bohrte er das schwarze Schwert tiefer in die Wunde. Targ stand immer noch.
Megas legte erstaunt den Kopf schräg, wie ein Naturforscher, der eine ungewöhnliche Tierart studiert. »Willst du denn gar nicht sterben? In dir steckt mehr Kraft, als man annehmen mag.«
»Ich kann noch nicht sterben …«, erwiderte Targ um Luft ringend, »… erst muss ich noch etwas erledigen.«
»Ach ja? Ich fürchte, daraus wird nichts«, stellte Megas mit spöttischem Bedauern fest.
Targ vollführte einen plötzlichen Schlenker mit dem rechten Handgelenk. Er fing seinen Schwertgriff mit der linken Hand, brachte die Spitze nach oben und stach zu. Megas, dessen Klinge in Targs Schulter steckte, hatte keine Möglichkeit, den Angriff abzuwehren. Der scharfe Stahl trat unter dem Kinn ein und am Hinterkopf wieder aus. Megas war tot, noch ehe seine Hand sich vom Griff des Schwertes Tausendsturm löste.
»Heute endet es«, zischte Targ, als er seinen Erzfeind so vor sich liegen sah. Dann zwang ihn die Erschöpfung auf die Knie.
Der Tod ihres Herrn ließ die Schwarzlanzer zögern. Doch es war keineswegs die Trauer um Megas, die sie ihre Klingen zurückhalten ließ. Sie waren Söldner. Hier gab es keine reiche Beute zu machen und nach dem Ableben ihres Geldgebers fragten sie sich unvermittelt, ob sie irgendeinen Lohn dafür erhalten würden, dass sie auf diesem Schlachtfeld ihr Leben riskierten. Andererseits war das Gefecht schon so gut wie gewonnen, nur diese hartnäckige Gruppe um Arton und Tarana mussten sie noch überwinden. Dies war keine einfache Entscheidung und lange blieb der Hauptmann der Lanzer unschlüssig, was er tun sollte.
Aber schließlich geschah etwas, das den Ausschlag gab. Irgendjemand, keiner konnte später mehr sagen, ob es einer unter
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