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Götterschild

Titel: Götterschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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den Lanzern oder den königlichen Truppen gewesen war, rief: »Dort nähert sich eine Armee!«
    Alle Augen wanderten suchend umher – und tatsächlich: aus den Bergen im Südosten kam eine Staubwolke auf sie zu. Die Sonne brach sich blinkend auf stählernen Helmen und Rüstungen. Das Heer schien zu Fuß unterwegs zu sein, bewegte sich jedoch offenbar in einem schnellen Laufschritt.
    »Wer kann das sein?«, fragte Tarana, viel zu abgekämpft, um noch so etwas wie Furcht zu empfinden. »Kannst du erkennen, was auf der Fahne abgebildet ist, Arton?«
    »Ich glaube, das sollen Hammer und Meißel über einem Amboss sein«, Arton kniff sein einzelnes Auge zusammen, »dahinter ist eine zackige Bergkette abgebildet.« Er runzelte die Stirn, dann hoben sich voller Staunen seine Augenbrauen. »Das sind Truppen aus Andobras!«
     
    Rai, Selira und Barat konnten sich kaum noch im Sattel halten und dabei waren sie die Einzigen, die die ganze Strecke von der Nordküste des Quasul-Hors über die versteckten Pässe des Corthadums bis hierher hatten reiten können. Für den Rest ihrer mehr als zweitausend Mann starken Heerschar hatten sich in der Kürze der Zeit keine Pferde beschaffen lassen. Doch die Skardoskoiner Freiwilligen, aus denen ihre Armee hauptsächlich bestand, zeigten kaum Ermüdungserscheinungen. Sie waren es gewohnt, lange Strecken zu Fuß zurückzulegen, denn in diesem riesigen, doch bitterarmen Land blieb einfach keine andere Wahl.
    Ohne die ständig nach Andobras herüberschwappenden Informationen der Skardoskoiner Flüchtlinge und Schmuggler wären sie heute auch gar nicht hier gewesen. Schon lange bevor Rai heimgekehrt war, hatte Barat gerüchteweise von den Geschehnissen bei Arch Themur erfahren. Als sich die Berichte zu verdichten begannen, dass König Arden Erenor sich gegen den allseits verhassten Citarim und den mit dem Kirchenfürsten verbündeten Megas gestellt hatte, ließ Barat in weiser Voraussicht die Schmieden von Andobras damit beginnen, große Mengen an Schwertern und Rüstungen herzustellen. Außerdem hielt er nach Verbündeten Ausschau, denn ihm war klar, dass ein Sieg des Citarim für sie alle nichts Gutes bedeuten würde. Barat musste nicht lange nach Gleichgesinnten suchen. In allen Schmugglerhäfen an der Nordküste des Quasul-Hor schienen die Menschen geradezu darauf zu brennen, endlich gegen den Kirchenfürsten aufbegehren zu können.
    Dann kehrte Rai nach Andobras zurück und berichtete von Ardens Botschaft, deren beklemmender Inhalt ihm noch in Seewaith von Meatril mitgeteilt worden war. Daraufhin brachen sie schon am nächsten Tag mit zweihundert Mann und zwei Schiffsladungen voller Ausrüstung auf, doch die Kunde von ihrem Vorhaben eilte ihnen durchs ganze Land Skardoskoin voraus und noch ehe sie die ersten Gebirgspässe erreichten, war ihr Heer auf die augenblickliche Stärke angewachsen. Es hätten sich ihnen noch mehr Freiwillige angeschlossen, wäre Barat in der Lage gewesen, genug Waffen herbeizuschaffen. Als sie dann von ihrem Nachtlager bei dem befestigten Weghaus – eben jenem, in dem auch Arton für eine Weile Quartier bezogen hatte – die flammenden Blitze über der Ebene von Arch Themur erblickten, machten sie sich voller schlechter Vorahnungen unverzüglich an den Abstieg.
    Doch was sich da vor ihnen ausbreitete, übertraf ihre schlimmsten Befürchtungen. Die Zerstörung schien vollkommen. Der monströse, leblose Drachenleib entzog sich jedem Erklärungsversuch. Niemand konnte begreifen, was hier geschehen war.
    Nur eine kleine Gruppe von Überlebenden stand in einem Kreis zusammen mitten in der Verwüstung. Erst als Rai, Selira und Barat von ihren Pferden gestiegen waren und sich respektvoll näherten, machte man ihnen ein wenig Platz, sodass sie erkennen konnten, wen die Menschen hier so andächtig umringten. Es waren die beiden Erenorbrüder. Ardens Leib war von einer schwarzen Lanze durchbohrt.
    Arton kniete neben seinem Bruder und hielt dessen Hand fest mit der seinen umschlossen.
    »Was ist geschehen?«, brachte Arden mühevoll hervor.
    »Die Schwarzlanzer und alle anderen verbliebenen Truppen des Citarim haben das Weite gesucht«, berichtete Arton ernst. »Es ist unerwartete Hilfe gekommen«, er streifte Rai mit einem flüchtigen Blick, »die Schlacht ist überstanden.«
    »Gut«, sagte Arden schlicht. »Meatril?«
    »Wir haben ihn nicht gefunden«, bekannte Arton und der Kummer zog einen Schleier über sein Gesicht. »Vielleicht ist er …«, er brach ab und starrte

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