Götterschild
langsam bis auf einige Schritt, um schließlich unschlüssig stehen zu bleiben.
»Ist dem alten Grandur das Geld ausgegangen, dass er seinen Gärtner nicht mehr bezahlen kann, oder warum sieht es hier so aus?«, wunderte sich Targ.
»Wir werden den Grund gleich herausfinden«, meinte Meatril, »oder hast du es dir inzwischen anders überlegt?«
»Nein, nein«, versicherte Targ und ging das halbe Dutzend Stufen hinauf zum Eingangsportal. »Es werden schon nicht die Citpriester hier eingezogen sein.« Er klopfte dreimal und trat dann einen Schritt von der Tür zurück. Offenbar traute er dem Frieden doch nicht so ganz.
Es dauerte eine Weile, bis die Tür endlich geöffnet wurde. Eine gebeugte, völlig ergraute ältere Dame in Arbeitsschürze tauchte im Türrahmen auf, die die beiden Ecorimkämpfer mit zusammengekniffenen Augen musterte. »Ja bitte?«
»Seid gegrüßt, edle Dame«, begann Targ charmant.
Er erntete ein kehliges Gelächter von der alten Frau. »Nun seid aber nicht albern«, rügte sie ihn immer noch glucksend. »Ich bin weder eine Dame, noch ist in den zweiundsechzig Jahren, die sich auf meinem Buckel stapeln, jemals jemand auf die Idee gekommen, mich edel zu nennen.« Sie kicherte abermals in sich hinein. »Ich bin die Haushälterin des Herrn Estubart Grandur und mit wem spreche ich, wenn ich fragen darf?«
Targ rieb sich schmunzelnd das Kinn. »Nun, verzeiht bitte diese unkorrekte Anrede, werte Haushälterin, aber bei Eurem Anblick war ich mir sicher, die Hausherrin vor mir zu haben.«
»Jetzt hört aber auf«, winkte die Alte ab und errötete dabei wie ein junges Mädchen, »Ihr bringt mich in Verlegenheit und das ist mir auch schon lange nicht mehr passiert. Was kann ich denn nun für Euch tun?«
Targ hatte es durch seine Schmeicheleien erfolgreich vermeiden können, seinen Namen zu nennen, und fuhr sogleich mit honigsüßer Stimme fort: »Wir würden gerne den ehrenwerten Grandur in einer persönlichen Angelegenheit sprechen, wenn er ein wenig Zeit erübrigen könnte. Wäre das möglich?«
Die Mundwinkel der Haushälterin sanken sogleich kummervoll herab und sie entgegnete mit brüchiger Stimme: »Ach, das tut mir leid, aber Herr Grandur ist nicht im Haus.«
Targ runzelte die Stirn. »Und wo können wir ihn finden, wenn er nicht zu Hause weilt?«
Die alte Frau sah sich nach beiden Seiten um, so als wolle sie sichergehen, dass sie nicht belauscht wurden, dann antwortete sie mit gesenkter Stimme. »Er ist doch verhaftet worden.«
»Bei den Göttern, von wem denn?«, rief Targ schockiert.
»Pssst«, zischte die Frau, »so seid doch leise, ich bitte Euch. Man kann nie wissen, wer alles mithört. Es gibt dieser Tage überall Spitzel.«
»Ist ja gut«, flüsterte Targ. »Also wer hat ihn verhaften lassen? Die Citpriester?«
»Ja, ja, genau«, bestätigte die Haushälterin, »das war vielleicht eine Aufregung, sage ich Euch. Der gute Herr Grandur hat sich mit einigen anderen aus der Stadt dafür eingesetzt, dass unser schönes Bajulafest auch dieses Jahr wie immer stattfinden kann. Aber die Citkirche hatte etwas dagegen. Sie sagten, dass keine Gottheit über den Herrn Cit gestellt werden dürfe, und faselten irgendetwas von Zügellosigkeit und dass diese dem Himmelsauge ein Graus wäre und solche Sachen. Keiner von uns hat das verstanden, schließlich haben wir hier unsere Traditionen und die lassen wir uns nicht einfach von diesen Sonnenflegeln verbieten …« Sie verstummte erschrocken und beäugte Targ und Meatril ein weiteres Mal voller Misstrauen. »Wo kommt Ihr eigentlich her, dass Ihr das nicht mitbekommen habt?«
»Oh, wir sind gerade erst hier eingetroffen, nachdem wir eine ganze Weile im Süden unterwegs waren«, versuchte Targ sie zu beruhigen. Er wechselte einen kurzen Blick mit Meatril und dieser nickte.
»Vielleicht kennt Ihr uns sogar«, sprach Targ weiter, »denn wir waren bis vor fast zwei Jahren noch Schwertschüler der Kriegerschule Ecorim. Ich bin Targ Soldarin und das dort ist Meatril Westmarken. Euer Herr hat uns gut gekannt.«
Völlig unvorbereitet packte die Alte Targ an seinem Wams und zog ihn zu sich hinab.
»Ich sehe nicht mehr so gut wie vor einigen Jahren, müsst Ihr wissen«, meinte sie entschuldigend, während sie Targs Gesicht aus nächster Nähe betrachtete. Plötzlich legte sie dem Ecorimkämpfer die Hände auf die Wangen und ein glückliches Lächeln glitt über ihr faltiges Gesicht. »Es ist gut, dass Ihr gekommen seid. Wir haben uns schon alle
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