Goettersterben
allerdings nicht, ohne ihm noch einen schmerzhaften Hieb gegen die Schläfe versetzt zu haben.
Wieder entwich Atemluft, die er so dringend benötigte, seinen Lungen in einem lautlosen Schrei, und Schmerzen explodierten in jeder Faser seines Körpers – aber beides machte ihn nur umso wütender.
Der Angreifer verschwand aus seinem Blickfeld, doch Andrej war nicht darauf angewiesen, ihn zu sehen. Rasend vor Zorn schoss er hinter ihm her, bekam irgendetwas zu fassen, das sich ebenso verwundbar und zerbrechlich anfühlte wie das Handgelenk gerade, und verfuhr auch auf die gleiche Weise damit. Diesmal hörte er etwas wie einen gurgelnden Schmerzensschrei, gedämpft durch das Wasser, aber unendlich befriedigend, und er rammte die andere Faust in dieselbe Richtung und jubilierte innerlich, als er spürte, wie Fleisch riss und Knochen brachen. In diesem Moment war es ihm gleichgültig, wer ihn da angriff und warum. Er wollte verletzen, Schmerz zufügen und töten – das war alles, was zählte.
Und um ein Haar hätte es ihn das Leben gekostet. Er schlug noch einmal zu, und noch einmal, und nach dem dritten Hieb erlahmten die Bewegungen des anderen. Aus purer Freude daran, Schmerz zuzufügen, schlug er noch einmal zu, spürte, dass er nur noch totes Fleisch traf, und ließ seinen Gegner los.
Plötzlich berührte eine Hand seinen Fuß, und etwas schloss sich kalt und hart um seinen Knöchel. Andrej trat mit dem anderen Fuß aus, spürte, dass er etwas traf, und roch Blut, das sich in wirbelnden Schlieren durch das eisige Wasser zog.
Er musste ziemlich hart getroffen haben, denn der Angreifer zog sich mit hastigen Schwimmbewegungen zurück, eine immer größer werdende Blutspur hinter sich herziehend. Andrej hätte nichts lieber getan, als ihm nachzusetzen und die Sache hier und jetzt zu Ende zu bringen. Aber ihm wurde die Luft allmählich knapp, und seine Schläfe tat noch immer entsetzlich weh. Es wurde Zeit, aufzutauchen.
Der Ruck war so unerwartet und hart, dass Andrej vor Schrecken auch noch den allerletzten Rest seiner wertvollen Atemluft ausstieß. An seinem Fußgelenk saß ein eiserner Ring, und an dem eine Kette, die mit der gegenüberliegenden Wand verbunden war.
Für eine einzelne, grässliche Sekunde geriet er in Panik, warf sich herum und zerrte und riss mit verzweifelter Kraft an der Kette, dann zwang er sich zur Ruhe, ignorierte das Pochen in seinen Lungen und griff nach der wie aus dem Nichts aufgetauchten Fessel, die mit jedem Moment schmerzhafter in seinen Knöchel zu beißen schien.
Und es schien nicht nur so. In der vollkommenen Dunkelheit, die ihn umgab, war er allein auf seinen Tastsinn angewiesen, der ihm verriet, dass er es mit einer besonders perfiden Konstruktion zu tun hatte: zwei mit Zähnen besetzte metallene Ringe, die ineinandergriffen und sich bei jeder heftigen Bewegung enger zusammenzogen, ohne sich mit etwas Geringerem als einer Brechstange (oder dem passenden Schlüssel) wieder öffnen zu lassen.
Andrej hatte weder das eine noch das andere, aber er versuchte es trotzdem. Mit aller Gewalt zerrte und riss er an der eisernen Fessel, ohne dass sie sich auch nur um eine Winzigkeit rührte, gab seine Bemühungen nach einem Moment ebenso plötzlich wieder auf und zerrte stattdessen mit derselben Kraft, aber ohne Erfolg, an der Kette. Sie rührte sich nicht, obwohl er sich mit seiner ganzen gewaltigen Körperkraft dagegenstemmte, aber er konnte spüren, wie rasend schnell die Anstrengung auch noch das letzte bisschen Sauerstoff in seinem Blut verbrauchte. Seine Lungen pochten mittlerweile unerträglich, und er spürte ein heftiges Schwindelgefühl. Ihm blieben nur noch ein paar Augenblicke, bis er das Bewusstsein verlor und ertrank.
Andrej kam endlich – viel zu spät – auf den Gedanken, an dem Seil um seine Hüften zu ziehen, stemmte gleichzeitig den freien Fuß gegen die Wand und riss noch einmal mit aller Gewalt an der Kette. Ohne Ergebnis. Die einzelnen Glieder waren so dick wie sein kleiner Finger und bestanden aus solide geschmiedetem Eisen. Wer immer diese Falle aufgestellt hatte, hatte gewusst, was er tat, und auch, wem sie galt.
Hinter ihm fiel etwas Großes und sehr Schweres ins Wasser. Abu Dun war mit zwei raschen, kraftvollen Schwimmstößen an seiner Seite, packte ihn bei den Schultern und zerrte ihn mit einem Ruck zurück, in den er seine ganze gewaltige Körperkraft legte.
Das einzige Ergebnis war ein weiterer, grausamer Schmerz, mit dem die eiserne Fessel noch tiefer in sein
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