Goettin - Das Erwachen
ausgedrückt, dass Annelie Magnus für jeden Angestellten des Royal Tabu war.
Liam ging nach dem ersten Klingeln ran. „Wo bist du gestern so schnell hin?" Er hielt nicht viel von Begrüßungen. Pino hörte, wie Liam weiter auf seine Tastatur einhämmerte. Er war wohl gerade im Büro und machte die Buchhaltung. „Ich ... ähm, hatte da ein, naja, sozusagen ein Mädchen am Start ..." Pino hörte über das Telefon ein Geräusch, als würde jemand auf eine Tastatur schlagen und zuckte unwillkürlich zusammen. „Ich weiß, ihr seid gesehen worden.", antwortet Liam kühl. „Ich meine mich erinnern zu können, dass ich die Worte Messer und euren gottverdammten Schwänzen in einen Satz zu diesem Thema gepackt hatte, oder?" Immer wenn sein Boss Liam verärgert war, kam sein amerikanischer Südstaatenakzent durch. Dann klang sein perfektes Deutsch so, als würde er gerade einen viel zu großen Kaugummi kauen. Damit wirkte zwar seine Aussage weniger bedrohlich, allerdings wusste Pino sehr genau, warum Liam nicht nur im Club der Boss war. Er war nicht nur der geborene Anführer. Er war auch mit Abstand der stärkste und gefährlichste Gestaltenwandler, den er je kennengelernt hatte. Trotzdem hielt Pino dagegen. „Naja, es waren wohl eher die Worte, schneide und eure beschissenen Schwänze, aber wer will schon kleinlich sein.", gab Pino zurück. „Hmm. solltest du jetzt nicht besser kleinlaut zu Kreuze kriechen, wenn du schon eine direkte Anweisung von deinem Boss und Alpha missachtet hast?" Liams Stimme wurde zu einem leisen, bedrohlichen Brummen. Pino musste sich zwingen, ruhig zu bleiben. Er wollte auf keinen Fall seinem Fluchtinstinkt nachgeben. Diesen löste Liam hin und wieder bei ihm aus. „Erstens bist du nur mein Boss, nicht mein Alpha, Lupo. Und zweitens haben wir ein viel größeres Problem." Pino hörte, dass das Geklapper auf der anderen Seite der Leitung verstummt war. Er hatte jetzt die ungeteilte Aufmerksamkeit von Liam.
„ Na dann, schieß mal los.", forderte ihn sein Boss immer noch knurrend auf. „Seit sie heute Morgen aufgewacht ist, kann Lee offensichtlich hören, was ich denke! Einfach so. Wie aus dem nichts. Und, wie soll ich sagen ... Sie hat wohl einen oder zwei meiner Gedanken mit süßen kleinen Welpen und Kätzchen, die mit Wollknäueln spielen, aufgefangen.", erklärte Pino und kratzte sich dabei verlegen am Kopf. Er hörte Liam am anderen Ende der Leitung stöhnen. „War ja klar, dass du unbedingt daran denken musstest! Bitte sag mir, dass sie es nicht begriffen hat!" „Man kann nicht immer kontrollieren, an was man denkt! Sie ist nicht dumm, Liam. Wenn sie diese Fähigkeit nicht so plötzlich verliert, wie sie gekommen ist, wird sie spätestens nach dem nächsten Besuch im Royal alles über uns wissen." „Dann hat sie eben ab sofort Hausverbot!" Nun schien Liam endgültig die Fassung zu verlieren. Ohne groß darüber nachdenken zu müssen, wusste Pino, dass Liam das nicht wahr machen konnte. "Klar." Pinos Stimme troff vor Sarkasmus, „Ist ja nicht so, als wären wir hier in einer beschissenen Kleinstadt. Hier läuft man sich nicht ständig über den Weg und niemand von uns ist mit ihr befreundet. Vor allem nicht unser erhabener Alpha. Und selbstverständlich hast du sie nicht für den ganzen Sommer als Aushilfe eingestellt." Liam war kurz davor zu explodieren „Fuck! Wenn du Scheiße baust, dann richtig, Pino! Sie ist nur ein Mensch!" „Mensch? Wie viele Menschen kennst du, die Gedanken lesen können? Ich hab keine Ahnung, was sie ist, aber sie mag uns, Liam. Ich glaube nicht, dass sie uns Böses will. Übrigens kann ich nichts dafür, wie sie heute Morgen aufgewacht ist. Ich kann nur für das wo etwas!" Liam atmete hörbar aus. „Haarspalterei bringt uns jetzt nicht weiter, Katze!" Jetzt seufzte auch Pino „Ich weiß, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass wir sie beschützen sollten. Außerdem finde wohl nicht nur ich sie zum Anbeißen. Du siehst sie schon seit Monaten wie einen verdammten Kauknochen an. Und du bist der Ex ihrer Schwester und damit ganz tief in der Bruder / Kumpel-Zone!" „Du meinst, genau so tief wie der Ex ihrer besten Freundin?" Liam lachte kurz freudlos auf und fuhr dann fort: „Shit, Kleinstädte sind wirklich zum Kotzen! Okay, ich bin im Moment allein im Club, bring sie her. Ich habe da so eine Idee." Ohne sich zu verabschieden, legte Liam auf. Pino sammelte sich, versuchte seine Gedanken in eine andere Richtung und in seine Muttersprache zu
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