Goettin der Legenden
nicht ganz, warum Ihr nicht darauf brennt, endlich aufzustehen und Euch wieder Euren Aufgaben zu widmen.«
»Weshalb kümmert Euch das?«
»Weil ich es nicht gern sehe, wenn Eure Dienerinnen sich Sorgen machen. Ohne die Führung ihrer Königin fühlen sie sich hilflos.«
»Ich werde mir Eure Bedenken durch den Kopf gehen lassen, Komtess, doch bevor ich eine Entscheidung treffe, würde ich gern hören, wie Arthur darüber denkt.«
»Arthur wird Euch nicht befehlen aufzustehen, und er hat momentan alle Hände voll damit zu tun, das Treffen seiner Ritter vorzubereiten. Allerdings könnte er bei der Organisation durchaus Eure Hilfe brauchen.«
Gwen nickte. »Ich verstehe.«
»Und dann steht demnächst natürlich auch noch Marys und James’ Hochzeit an. Sagt mir, Gwen: Was gibt es Schöneres, als einer jungen Frau zu helfen, sich auf den wichtigsten Tag ihres Lebens vorzubereiten?«
»Das klingt wirklich sehr amüsant«, antwortete die Königin.
»Wollt Ihr Euch dieses Vergnügen entgehen lassen?«
Ein nachdenklicher Ausdruck erschien auf Gwens Gesicht. »Warum seid Ihr eigentlich nicht verheiratet, Komtess?«
»Ich bin extrem wählerisch.«
»Heißt das, Ihr möchtet Euch niemals vermählen?«
Isabel ließ sich Zeit mit ihrer Antwort. »Nein, so eindeutig würde ich das nicht sagen. Vielleicht wird es irgendwann so weit sein.«
»Dann wartet Ihr also noch auf den richtigen Mann?«
»Ich schätze, ja.«
»In Ordnung, Komtess, Ihr habt Euren Standpunkt klar dargelegt und mir viel zum Nachdenken gegeben. Würdet Ihr mir jetzt bitte zeigen, was Ihr in der Hand habt?«
Isabel hielt das schwarze Kleidungsstück hoch. »Eure Hose.«
Vor Überraschung blieb Gwen fast die Luft weg. »Hose?«
»Ja, kurz bevor Ihr krank geworden seid, habt Ihr Eurer Schneiderin aufgetragen, Hosen für die Frauen herzustellen. Wisst Ihr noch?«
»Ja, ja, ich erinnere mich vage«, antwortete Gwen, die Stirn gerunzelt.
»Nun, diese hier hat sie für Euch angefertigt, für den Fall, dass Ihr bei unseren Freizeitaktivitäten mitmachen möchtet.«
Gwen rieb sich die Schläfen. »Weswegen genau haben wir noch mal beschlossen, dass Hosen für Frauen eine gute Idee wären?«
»Damit sie beim Morgensport mehr Bewegungsfreiheit haben. So müssen sie sich keine Gedanken darum machen, sie könnten vielleicht zu viel nackte Haut zeigen.«
»Tragt Ihr auch so eine Hose?«
Grinsend hob Isabel ihre Röcke. Ja, sie trug tatsächlich ein Paar dieser praktischen Beinkleider. »Wir werden uns demnächst auf dem Burghof treffen, solltet Ihr Euch uns anschließen wollen.« Sie legte die Hose am Fußende von Gwens Bett ab, dann wandte sie sich zum Gehen.
»Isabel?«
»Ja?«, fragte die Komtess.
»Dürfte ich Euch um einen Gefallen bitten?«
»Natürlich.«
»Könntet Ihr Jenny mitteilen, dass ich ihre Dienste benötige?«
»Sehr gern.« Isabel lächelte. »Glückwunsch, dass es Euch bessergeht, Gwen.«
»Danke sehr.«
»Und?«, fragte Mary, als die anderen Frauen sich um sie herum versammelten.
Isabel zuckte mit den Schultern. »Schauen wir mal.«
»Was auch immer passiert«, meinte Madeline, eine der Köchinnen, »wir sind auf jeden Fall sehr dankbar, dass Ihr es versucht habt.«
»Dankt mir, wenn es klappt.«
»Was machen wir heute, Madam?«
»Wir spielen ein Spiel namens Baseball. Nun ja, eine Camelot-Version von Baseball.«
Während sie die vier Eckpunkte des Spielfelds mit Schilfwedeln markierte, erklärte sie: »Wir werden uns in zwei Mannschaften aufteilen. Die eine muss versuchen, Punkte zu erzielen, die andere, sie daran zu hindern. In diesen Rollen wechseln wir uns ab.
Die Mannschaft, die zu punkten versucht, schickt eine Spielerin nach der anderen hierher«, sagte sie und legte einen Schilfwedel auf den Boden. »Diese Markierung nennen wir die Home Base. Bevor sie losläuft, wirft die Spielerin einen Stein, so weit sie kann, aber möglichst nicht zu einer ihrer Gegnerinnen, die sich um die anderen Bases verteilen und versuchen, die …«
»Madam!«, rief Mary plötzlich und deutete zur anderen Seite des Burghofs. »Die Königin kommt!«
Und tatsächlich eilte Gwen direkt auf sie zu, die Röcke hoch genug gerafft, dass Isabel einen flüchtigen Blick auf etwas Schwarzes erhaschte.
Alle hielten die Luft an, während die Königin sich zu ihren Dienerinnen gesellte, die knicksten und respektvoll die Köpfe senkten.
»Bitte erhebt euch«, sagte Gwen. »Wir wollen spielen. Also, was habe ich
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