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Goettin der Legenden

Goettin der Legenden

Titel: Goettin der Legenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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summte und brummte. So viele Männer schufteten hier wie Footballspieler beim Training, so viele Frauen rannten auf der Jagd nach ihren Kindern hin und her, dass Isabel fast ein bisschen Angst bekam.
    Das Schloss selbst war atemberaubend. Isabel hatte angenommen, es wäre aus Stein, aber seltsamerweise schien es größtenteils aus Holz erbaut zu sein. Trotzdem quoll aus zahlreichen Schornsteinen dicker Rauch, und Isabel war ziemlich sicher, dass es nirgendwo einen Rauchmelder gab.
    Aber was Isabel am meisten schockierte, war die Art und Weise, wie die Leute ihren König begrüßten. Natürlich verneigten sie sich, als er hereinkam, aber vor allem lächelten sie. Allem Anschein nach mochten sie ihren Herrscher sehr, was Isabel natürlich nur allzu gut nachvollziehen konnte.
    Auch in der großen Halle herrschte emsige Betriebsamkeit. Aber als der König seinen Gast hereinführte und Isabel vorstellte, schien alles plötzlich zum Stillstand zu kommen. Sogar die Tiere – es sprangen mindestens dreißig Hunde aller möglicher Rassen herum – erstarrten. Dann begannen die Verneigungen und Knickse.
    »Bitte sagt ihnen, sie sollen aufstehen«, flüsterte sie Arthur zu. »Die benehmen sich ja, als wäre ich adlig.«
    Einen Moment sah Arthur sie verwundert und mit großen Augen an. »Komtess, Ihr seid doch auch adlig.«
    Ups. »Vielleicht schon, aber ich bin nicht so wild auf das ganze Katzbuckeln«, redete sie sich hastig heraus. »Das ist mir unangenehm. Mir gefällt der Grundsatz, dass alle Menschen gleich sind.«
    Wieder lächelte Arthur – ein Lächeln, das Isabel fast um den Verstand brachte. »Wir haben sehr viel gemeinsam, Mylady.«
    »Nennt mich doch bitte Isabel.«
    »So soll es sein, Isabel. Und ich bin Arthur. Bitte lasst den Königstitel weg.«
    »Abgemacht!«, stimmte sie zu.
    »Erhebt euch, Leute! Die Lady möchte nicht, dass ihr …«
    »… katzbuckelt«, warf Isabel ein.
    »… euch in ihrer Anwesenheit kleinmacht«, beendete Arthur unbeirrt seinen Satz.
    Isabel fühlte sich genötigt, selbst kurz zu knicksen, aber sie richtete sich rasch wieder auf und meinte: »Okay, jetzt sind wir quitt. Schluss damit, in Ordnung? Das ist doch für uns alle nur anstrengend. Seid gegrüßt, alle miteinander. Ich freue mich sehr, hier bei euch zu sein«, rief sie dann, winkte ein bisschen und hoffte, dass sie dabei nicht ganz so bieder wirkte wie Elizabeth  II .
    Alle, sogar die Hunde, starrten sie an, als wäre sie ein bisschen – oder auch durch und durch – irre. Aber dann lächelten die meisten, und ein paar winkten sogar zurück.
    Der Fußboden war mit einer Art Gras – Schilf, vermutete Isabel – ausgelegt, und es roch aufdringlich nach einer Mischung aus Schweiß, Urin, Holzrauch und etwas Undefinierbarem. Aber als sie und Arthur in den großen Saal weitergingen, stieg ihr ein angenehmer Duft in die Nase.
    »Lufterfrischer?«, fragte sie.
    Der König sah sie verwundert an. »Was meint Ihr? Wollt Ihr Euch vor dem Abendessen frisch machen?«
    »Eigentlich hab ich gemeint … na, lassen wir das. Aber ja, ich würde mich gern für einen Moment zurückziehen.«
    »Aber sicher, Komtess. Eure Truhen werden Euch gebracht, sobald Eure Männer sie hergeschafft haben.« Humor blitzte in seinen Augen auf, und Isabel war von neuem völlig fasziniert.
    Aber sie riss sich zusammen und fragte: »Sir, meine Männer liegen mir sehr am Herzen – wo sind sie denn untergebracht?«
    »Sie werden das Beste bekommen, was die große Halle von Camelot zu bieten hat, Isabel.«
    Sie schmolz dahin, sie konnte nichts dagegen machen. Wie er ihren Namen sagte … das war fast zu viel für ihre Hormone. »Heißt das, sie bleiben im Untergeschoss?«
    »Möchtet Ihr sie gern näher bei Euch haben, Isabel?«
    »Wäre das möglich? Ich möchte niemanden stören, aber ich hätte sie schon gern in Reichweite.«
    »Das ist sehr ungewöhnlich, aber natürlich können wir es einrichten.« Der König sah ihr lange in die Augen. »Ich möchte, dass Ihr hier glücklich seid.«
    Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen und hätte ihn geküsst.
    Aber wieder schlug ihre Kette zu.
Halte dich bitte an unseren Plan, Isabel.
    Du hättest mir ja nicht diesen hinreißenden König vor die Nase halten müssen, oder, Viviane?
     
     
    Isabels Zimmer war der Inbegriff einer mittelalterlichen Luxusunterkunft. Die Wände bestanden aus rustikalem Holz, das nach Zedernholz roch, aber wahrscheinlich keines war. Die Laken waren rosa und tannengrün. Und

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