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Göttin der Rosen

Göttin der Rosen

Titel: Göttin der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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darum kümmern, unabhängig von dem, was die Göttin ihr geraten hatte. Im Moment sagte ihr der Instinkt, dass sie sich das Tor selbst anschauen und dann erst eine Sperrstunde verhängen sollte, obwohl sie es hasste, sich wie eine Gouvernante aufführen zu müssen. Am liebsten hätte sie gleich mit Asterius darüber geredet, aber es war wirklich einleuchtend, Regeln dafür einzuführen, wann und wie lange das Tor offen sein durfte. Außerdem musste sie herausfinden, wer genau es öffnen konnte. Natürlich Asterius, und er hatte gemeint, auch sie könnte es. Die Traumweberinnen hatten erwähnt, dass die Elementare in der Zeit seiner Verbannung die Realitätsstränge gesammelt hatten, also mussten auch sie dazu in der Lage sein. Aber wer sonst noch? Wenn alle Frauen im Reich einfach nur mit den Fingern wackeln und das verdammte Ding dazu bringen könnten, sich zu teilen wie das Rote Meer, war das natürlich ein Riesenproblem. Wie sie es auch drehte und wendete, Tatsache blieb, dass sie eine Menge Arbeit vor sich hatte.
    Ihr Zeitgefühl signalisierte ihr, dass sie sich beeilen musste, und so beschleunigte Mikki ihre Schritte. Sie sollte endlich ihre Dienerinnen rufen. Natürlich hätte sie die Elementare auch gleich rufen und sich hier draußen mit ihnen treffen können, aber sie wollte sie nicht so herumkommandieren. Nein, sie würde das Tor prüfen, schnell in ihr Zimmer zurückeilen, sich umziehen – ihr Chiton war nass und zerrissen, sie hatte ihn heute früh nur mühsam wieder zusammengebastelt –, sich von Daphne Tee bringen lassen und sich dann gemütlich bei einem späten Brunch mit den jungen Frauen treffen. Und es war ja auch noch früh. Die Dienerinnen waren nicht dumm – wenn sie das Wetter sahen, wussten sie, dass sie im Regen nicht viel in den Gärten ausrichten konnten. Vielleicht würden sie sogar ins Bett zurückkriechen. Mikki lächelte vor sich hin. Sie jedenfalls hatte nicht vor, heute Abend allein zu sein.
    Inzwischen war aus dem Regen erst Nieseln und dann ein heller Nebel geworden, der über den Rosen hing, als wären sie im englischen Lake District. Nur im Süden war er etwas dichter. Während Mikki weiterschlenderte, dachte sie an den Abend und spielte gerade mit der Idee, sich mit Asterius unbemerkt zu den heißen Quellen hinaufzuschleichen, als plötzlich die Rispen-Rosen vor ihr aufragten und sie um ein Haar gegen die Mauer gelaufen wäre.
    »Denk daran, beim nächsten Zauber der Dienerin des LuftElements zu sagen, sie soll den Wind nach dem Regen den Nebel wegblasen lassen«, murmelte sie vor sich hin, während sie das Tor nach Zeichen der Abnutzung untersuchte. »Sieht gut aus«, stellte sie fest und strich über die Blätter.
    »Hallo, Priesterin! Könnt Ihr uns helfen?«
    Verblüfft blickte Mikki sich um und strengte die Augen an, um zu erkennen, woher die tiefe Stimme kam. Sie war unzweifelhaft männlich, was hier in den Gärten völlig fehl am Platz wirkte.
    »Hier, Priesterin! Wir sind hier draußen!«
    Jetzt merkte Mikki, dass die Stimme von der anderen Seite der Mauer kam. Sie bückte sich ein wenig, um durch eine weniger dichte Stelle der Hecke zu spähen, und ihre Augen wurden groß vor Staunen. Vier Männer standen im dichten Nebel vor dem Tor. Drei waren gekleidet, wie sie es sich im antiken Griechenland vorstellte: Toga-artige Gewänder, die einen Arm freiließen, und purpurne, reich bestickte Umhänge. Alle waren groß, gut gebaut und jugendlich hübsch.
    Der vierte Mann war eindeutig der Anführer, und er war es auch, der gerufen hatte. Er stand vor den anderen und war im gleichen Stil gekleidet, wie Mikki es von Asterius gewohnt war, mit einem ledernen Brustharnisch über einer kurzen, plissierten Tunika. Aber hier endete die Ähnlichkeit mit ihrem Liebhaber, denn dieser Mann war schön, groß und blond. Selbst im Nebel schien er zu leuchten. Seine gebräunte Haut hatte die einzigartige Färbung, die nur wenigen Blonden von Natur aus geschenkt ist – ein gesundes, glänzendes Braun, das aussah wie reiner Honig –, und einen Körper, den man nicht anders als perfekt bezeichnen konnte. Er war athletisch gebaut, ohne allzu muskulös oder grob zu wirken, seine Haare waren dicht und wellig, kurz genug, um männlich zu sein, aber lang genug, um ihm eine liebenswert jungenhafte Aura zu verleihen. Und seine Augen waren so leuchtend blau, dass Mikki ihr Strahlen durch die Rosenhecke zu spüren glaubte.
    Noch nie war sie einem so attraktiven Mann begegnet. Für gewöhnlich war

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