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Göttin der Rosen

Göttin der Rosen

Titel: Göttin der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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und Sehnen bereiteten. Er wollte vor der Flamme niederknien und Hekate erneut um Vergebung anflehen, sie bitten, ihn wieder mit den Aufgaben zu betrauen, die ihm seit seiner Verbannung versagt geblieben waren. Aber bevor er den Tempel betreten konnte, drehte sich der Nachtwind und trug ihren Duft zu ihm. Seine Nasenflügel bebten, sein bronzener Körper zitterte.
    Die Priesterin nahte.
    Er erkannte sie an ihrem Geruch – Gewürze und Rosen, vereint von der Wärme ihrer weichen Haut. Ihr Duft war ihm vertraut, weil er ihn in seinen Träumen einatmete und weil er sie in seinen Armen gehalten hatte, als die Macht der Göttin sie ins Reich der Rose holte. Er schloss die Augen und lehnte sich an einen Baum. Er hatte ihr Angst gemacht, obwohl er das nicht wollte. Sein Erwachen war abrupt gewesen, und die Bestie in ihm, die in ständigem Konflikt mit seiner Menschlichkeit stand, war zu stark, zu begierig darauf, sie zu jagen und zu besitzen. Bei der Erinnerung wurde ihm schwer ums Herz.
    Er musste gehen, sich in seine Höhle zurückziehen und sich auf den nächsten Tag vorbereiten. Schon zu lange hatte er seine Aufgaben vernachlässigt, und im Reich der Rose lag vieles im Argen. Er durfte sich nicht ablenken lassen, sondern musste sich gewissenhaft seinen Pflichten als Wächter widmen. Und wenn die Göttin gnädig war, würde sie ihm seine magischen Fähigkeiten zurückgeben.
    Aber er blieb, wo er war.
    Als seine scharfen Raubtiersinne ihre leisen Schritte wahrnahmen, sprach er einen Befehl in einer lang vergessenen Sprache, und sofort erloschen die Laternen, die von den dicken Baumästen hingen, und hüllten ihn in Finsternis.
    Seine ausdrucksvollen Augen unter den dichten, dunklen Brauen öffneten sich in dem Moment, als Floga in den Tempel eilte. Er schenkte der Feuer-Frau und ihren Schwestern jedoch kaum Beachtung. Wie eine bezaubernde Sirene zog sie seine Aufmerksamkeit auf sich.
    Er beobachtete sie.
    Ihre Unsicherheit war ihr deutlich anzumerken, und das sahen sicher auch ihre Dienerinnen, die daran gewöhnt waren, dass ihre Empousa sich mit routiniertem Selbstvertrauen bewegte und jedes Ritual der Göttin so gut kannte, als wäre es genauso ein Teil von ihr wie ihr Atem oder ihr Herzschlag.
    Diese Frau war anders.
    Ihr mussten die Dienerinnen erst zeigen, wie man einen heiligen Kreis beschwor. Fasziniert sah er zu, wie sie ihre anfängliche Zaghaftigkeit überwand, während sie von Element zu Element ging und Luft, Feuer, Wasser, Erde und Geist in den Tempel der Göttin zurückrief. Trotz ihrer Unerfahrenheit lag eine ungeheure Macht in dem dichtgeflochtenen Band, das den Kreis zusammenhielt.
    Als sie zu tanzen begann, stockte ihm der Atem, und ein leises Knurren entrang sich seiner Kehle. Wilde Begierde pulsierte im Rhythmus seines Herzschlags durch seinen Körper, heiß und drängend. Seine unmenschlich scharfen Augen waren gleichzeitig Segen und Fluch, denn dank ihrer konnte er ihre erhitzte nackte Haut erkennen, als sie sich in einem verführerischen Tanz um den Kreis herumbewegte. Ihre entblößte Brustwarze war steif, elementar und perfekt. Schnell wandte er die Augen von dem verlockenden Anblick ab und drückte die Stirn an den Baumstamm, so dass seine Hörner gegen die harte Borke stießen. Doch der verräterische Wind trug erneut ihren Duft zu ihm – Frau und Rosen, Öl und Gewürze, jetzt noch verstärkt durch ihre Hitze, ihren Schweiß. Er verfluchte seine übernatürlich ausgeprägten Sinne.
    Göttin steh mir bei, das Verlangen ist immer noch da.
    Aber warum? Er hob die Hände. Seine Finger wurden zu Klauen, als seine rasiermesserscharfen Krallen sich in die dicke Borke der Eiche gruben. Warum hatte seine lange Gefangenschaft ihn nicht von dieser schrecklichen, hoffnungslosen Begierde befreit?
    In diesem Moment hörte er, wie die Göttin ihre neue Empousa aufforderte, sich mit zwei rituellen Worten an sie zu binden.
    »Liebe und Vertrauen …«
    Sie sprach die Worte, die Nacht ergriff sie und trug sie zu ihm herüber, so dass er die Macht ihres Schwurs auf seiner Haut spürte.
    Warum hatte sie gerade diese beiden Wörter gewählt? Über unzählige Generationen hatten Hekates Empousas sich immer mit Begriffen wie Wissen … Macht … Schönheit … Erfolg … an die Göttin gebunden. Aber diese Empousa hatte ihr Selbstinitiationsritual mit Liebe und Vertrauen vollendet.
    Der Wächter bleckte die Zähne. Was wusste eine Priesterin schon von Liebe und Vertrauen? Was wusste eine sterbliche Frau überhaupt

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