Göttin der Rosen
befindet sich im Norden.« Gii schloss den Kreis. »Und Euer Platz – der Platz des Geistes – ist im Zentrum des Kreises, nahe der heiligen Flamme.«
Bevor sie ins Zögern geraten konnte, betrat Mikki den Kreis, den die personifizierten Elemente bildeten, und stellte sich neben die Flamme der Göttin. Unter den aufmerksamen Blicken der vier Dienerinnen fühlte sie sich ein bisschen unbehaglich und sehr nervös. »Ich weiß nicht, was ich jetzt machen muss.« Obwohl sie die Worte flüsterte, hallte ihre Stimme in der Stille des Tempels schaurig wider.
»Es ist ganz einfach«, versicherte Gii ihr.
»Ganz natürlich«, fügte Nera hinzu.
»Und doch ein Wunder«, meinte Floga, die ihre Aufregung kaum unterdrücken konnte.
»Ihr fangt immer mit mir an.« Aeras lächelte strahlend. »Heißt mich willkommen und bittet die Luft um ihren Beistand. Wenn sie zu Euch kommt, dann geht Ihr als Nächstes um den Kreis herum und ruft auch die anderen Elemente zu Euch.«
Floga bewegte ihre Hand im Uhrzeigersinn.
Mikki nickte. »Okay, alles klar.«
»Wenn Ihr die Elemente ruft, dann denkt an die Energie, die Euch helfen und beschützen soll«, erklärte Gii.
»Werde ich wirklich einen Kreis beschwören?«, erkundigte sich Mikki zaghaft.
»Das hängt ganz von Euch ab, Empousa«, antwortete Gii.
Mikkis Herz schlug schneller. Tu es einfach! , sagte sie sich. Mit hocherhobenem Kopf schritt Mikado Empousai auf die Dienerin der Luft zu.
11
»Hallo, Aeras.«
»Empousa.«
Die Dienerin sank in einen eleganten Hofknicks, und Mikki suchte fieberhaft nach etwas, irgendetwas, was sie sagen könnte. Wenn sie ein Element zu sich rief, sollte sie sich auf dessen Energie konzentrieren. Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Atem … Luft …
»Ich rufe in den Kreis das Element Luft«, sagte sie und betete im Stillen, dass sie nicht alles vermasseln würde. »Die Luft atmen wir ein, wenn wir geboren werden. Ohne sie würden wir sterben.« Als Mikki zu sprechen begann, richtete Aeras sich auf. Jetzt hob die Dienerin ihre schlanken Arme, schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Mikki schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und fuhr fort: »Wenn ich an Luft denke, denke ich an Wind, an unsichtbare Bewegung und Kraft. Sie ist ein Widerspruch, ein Paradox. Man kann sie nicht aufhalten, aber man kann sie sich zunutze machen. Sie kann behutsam die Lungen eines Neugeborenen füllen, aber sie kann auch ganze Städte zerstören.« Plötzlich begann das luftige Gewand, das Aeras trug, wild zu flattern, und dann brauste ein Sturm um die Dienerin auf, als würde sie im Auge eines magischen Orkans stehen. Auch Mikki konnte den Wind auf ihrer Haut spüren, aber nicht so heftig. Vielmehr schien er sie zu streicheln, und unter der sanften Berührung wurden ihre Brustwarzen hart. Zu ihrer eigenen Überraschung fühlte Mikki sich nicht entblößt oder gar beschämt. Stattdessen erschien ihr die Nacktheit ihres Körpers ganz natürlich, und die Tatsache, dass das Element ihrem Ruf gefolgt war und sie so zärtlich berührt hatte, stärkte ihr Selbstbewusstsein. Sie lächelte und begegnete Aeras’ leuchtenden Augen. »Ich heiße dich willkommen, Luft!«
Dann wandte sie sich nach rechts. Ihre Schritte waren schon viel sicherer, als sie auf die scharlachrot gekleidete Dienerin zutrat.
»Hallo, Floga.«
»Empousa.« Auch sie sank in einen respektvollen Knicks.
»Ich rufe in den Kreis das Element Feuer.« Genau wie Aeras es getan hatte, stand Floga auf, hob die Arme und schloss die Augen. Das Gesicht der Dienerin sah so erwartungsvoll aus, als würde sie sich einem Geliebten hingeben. Inspiriert von der Verkörperung des Elements, sagte Mikki: »Feuer ist Leidenschaft und Hitze. Es verzehrt, aber es nährt und wärmt auch. Ohne Feuer wären unsere Nächte dunkel und kalt.« Flogas leuchtend rote Haare knisterten, und in einer gewaltigen Explosion von Wärme und Licht flammte loderndes Feuer um die junge Frau auf. Mikki konnte die Hitze spüren, die von Floga ausging. Die Flammen leckten auch an ihrer eigenen Haut, und plötzlich war ihr gesamter Körper von einem dünnen Schweißfilm bedeckt. »Ich heiße dich willkommen, Feuer!«
Als Mikki sich weiter nach rechts drehte, meinte sie aus dem Augenwinkel einen silbernen Faden von Licht zu sehen, der sich zwischen Aeras und Floga erstreckte.
»Hallo, Nera.«
»Empousa.« Auch Nera sank zu Boden. Ihre dichten, weißblonden Locken bedeckten ihr Gesicht wie Meereswellen.
»Ich rufe das
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