Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Göttin der Rosen

Göttin der Rosen

Titel: Göttin der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
Vom Netzwerk:
hatte Gii nicht ausdrücklich gesagt, dass der Wächter nichts verraten durfte; sie hatte nur ein bisschen überreagiert und sie gebeten, ihn nicht nach der Vergangenheit zu fragen. Jedenfalls machten sowohl die Dienerinnen als auch alle anderen Frauen im Reich der Rose einen großen Bogen um den Wächter und wussten offensichtlich nicht recht, ob sie ihn wie einen tollwütigen Hund oder wie einen rachsüchtigen Gott behandeln sollten.
    Für Mikki war er keines von beidem.
    Sie zog den Korken aus der Flasche, in der sich Gii zufolge Shampoo befand, und knetete eine großzügige Menge in ihre Haare. Als die Nacht kühler wurde, stiegen aus den Becken dichte Dampfschwaden auf und hüllten sie in einen warmen Nebel. Ganz in ihrer eigenen Welt versunken, atmete Mikki tief ein und merkte, dass die Seife den gleichen Duft verbreitete wie das exotische Parfüm, das Sevillana ihr geschenkt hatte. Als sie sich fertig gewaschen und ihre Haare ausgespült hatte, öffnete sie die anderen Flaschen und schnupperte daran. Alles – Seife, Shampoo und Öle – hatten dasselbe üppige Aroma.
    »Das ist der Duft der Empousa. Niemand anderes darf ihn tragen«, erklärte Floga.
    Während sie alle ihr Bad genossen und ihren Wein geschlürft hatten, war es um sie herum still geworden, und Flogas Stimme erschreckte sie. Mikki spähte durch die Dampfschwaden und stellte fest, dass der Gesichtsausdruck der Dienerin des Feuers seltsam war – es schien fast so, als wäre sie wütend.
    »Würdest du ihn gern tragen, Floga?«, fragte Mikki, senkte aber die Stimme, damit nur Floga sie hören konnte.
    Doch das schien sie noch mehr zu verärgern: »Nein, Empousa! Natürlich nicht«, flüsterte sie entsetzt.
    Aber als die Dienerin sich wegdrehte und die Augen abwandte, geriet Mikki ins Grübeln …

19
    »Nein, danke, Gii. Ich komme schon klar. Ich werde nur schnell zu Abend essen und mich dann hinlegen. Ich bin total fertig, und morgen steht uns wieder ein anstrengender Tag bevor.« Mikki lächelte strahlend und redete sich ein, dass sie Gii nicht wirklich anlog. Sie erzählte ihr nur nicht alles.
    »Aber Empousa, seid Ihr sicher, dass ich Euch nicht in Euer Nachtgewand helfen soll?«
    »Das ist nicht nötig.« Mikki sah auf ihr schlichtes, aber elegantes hellgelbes Gewand hinab. »Ich glaube, ich lerne endlich, mit diesem Chiton umzugehen.«
    Gii lächelte. »Hat er Euch als Arbeitskleidung gut gedient?«
    »Ja, das hat er.« Das meinte Mikki absolut ehrlich. Nachdem sie sich anfangs etwas schwergetan hatte, die langen Röcke richtig festzustecken, empfand sie den Chiton inzwischen als ideale Arbeitsbekleidung – auch wenn der Wächter ihr hatte helfen müssen, ihn anzubehalten. Oder vielleicht gefiel er ihr gerade deswegen so gut …
    »Also mögt Ihr ihn lieber als … Jens?«
    »Jeans.« Mikki lachte und umarmte das Mädchen an ihrer Seite spontan. »Weißt du was? Ich glaube, ich mag Chitons wirklich lieber als Jeans.«
    Gii erwiderte die Umarmung und drückte Miki sanft. »Dann schlaft gut, Empousa.«
    »Du auch, Gii. Wie wäre es, wenn ich dich und die anderen Dienerinnen morgen rufe, sobald ich aufgestanden bin, und wir zusammen frühstücken? Ich habe ein paar neue Ideen, die ich gern mit euch besprechen würde.«
    »Wie Ihr wünscht, Empousa.« Gii knickste und eilte dann über die Balkontreppe in die Nacht hinaus.
    Als sie endlich allein war, hatte Mikki Zeit, sich über den Rest des Abends den Kopf zu zerbrechen. Genau wie in der letzten Nacht stand der kleine Tisch direkt an den Glastüren zu ihrem Schlafzimmer, und auch dieses Mal war er reich mit Brot und Wein, Fleisch und Käse beladen. Nur ein Platz war gedeckt, aber heute Abend standen zwei Stühle da.
    Mikki runzelte die Stirn. Damit würde er nicht durchkommen. Sie hatte ihn zum Abendessen hergebeten, also würden sie beide zu Abend essen.
    Sie schloss die Augen und dachte an die Palastdienerinnen, die plötzlich erschienen waren, als sie sich Wein, Seife und saubere Klamotten gewünscht hatte. »Ich brauche noch ein Gedeck. Bitte«, sagte sie.
    Sie hätte nicht einmal bis zehn zählen können, da klopfte es auch schon zweimal laut an ihre Schlafzimmertür. Mikki steckte den Kopf ins Zimmer und rief die Dienerin herein. Sofort kam ein Mädchen, das sie von den heißen Quellen wiedererkannte, mit einem Tablett herein, auf dem sich ein komplettes zweites Tischgedeck befand. Mikki begegnete ihr auf halber Strecke zwischen der Tür und ihrem Balkon.
    »Danke, dass du so schnell

Weitere Kostenlose Bücher