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Göttin des Frühlings

Göttin des Frühlings

Titel: Göttin des Frühlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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Hades und alle anderen würden merken, dass sie keine Göttin war. Man würde sie als Schwindlerin entlarven.
    Hör mit diesem Blödsinn auf!
    Die Stimme in ihrem Kopf erschreckte sie so, dass sie beinahe aufgeschrien hätte.
    Dein Körper kennt den Tanz. Entspanne dich und vertraue ihm.
    Lina schaute an sich hinab. Sie hatte vergessen, dass sie keine dreiunddreißigjährige Haut trug. Sie war jung und geschmeidig und in solch unglaublich guter Verfassung, dass sie wahrscheinlich tagelang Schokolade essen könnte, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, dass sie nicht mehr in ihre Jeans passen würde.
    »Göttin?«
    Lina merkte, dass alle Jungfrauen sie mit unverhohlen neugierigem Blick in den hübschen Gesichtern anschauten. Mit Sicherheit wirkte sie wie ein Esel, so wie sie dort stand und an sich selbst hinabsah.
    Sie lächelte, drückte die Schultern durch und zwang ihre Beine zu gehen. »Ich habe gerade nur bewundert, wie … ähm …« Sie schaute nach unten auf die Wiese, »… wie schön der Klee hier ist. Wunderschön, findet ihr nicht?«
    Alle Köpfe nickten nachdrücklich. Lina fühlte sich an Wackeldackel erinnert.
    »Das ist unsere Lieblingswiese. Wir mögen Klee und alles, was grünt und wächst, so hat es sich zusammengefunden, um uns zu gefallen«, sagte die erste Jungfrau.
    »Ja, mir gefällt es auch«, stimmte Lina zu und trat in den Kreis.
    Beginne in der Mitte,
befahl ihre innere Stimme.
    Sie holte tief Luft und begab sich ins Zentrum. Dann machte sie das Einzige, was ihr einfiel. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. Die Musik erfüllte sie, und automatisch begann ihr Körper, sich zu bewegen. Ihre Arme hoben sich, und Lina drehte sich langsam und träge im Kreis. Die Musik war herrlich. Sie erinnerte sie an etwas Wildes, Weibliches. Ihr Körper passte sich der Musik an, vollführte mit den geschmeidigen langen Beinen komplizierte Schrittfolgen. Linas Hüften schwangen und drehten sich. Ihre Arme malten Bilder in die Luft. Sie war keine dreiunddreißigjährige Bäckerin. Sie war keine junge Göttin. Sie war die Musik.
    Lina schlug die Augen auf.
    Mit vor Vergnügen leuchtenden Gesichtern umringten die Jungfrauen sie, versuchten, ihre Bewegungen nachzuahmen. Sie waren schön, und viele von ihnen waren begabte Tänzerinnen, doch der Unterschied zwischen ihrem Tanz und dem von Persephone war deutlich zu erkennen, selbst für Lina. Persephone bewegte sich mit der übermenschlichen Grazie einer Gottheit. Linas Herz schwoll an vor Freude über die Kraft, die sie in sich spürte. So musste sich eine Primaballerina auf dem Höhepunkt ihres Erfolges fühlen. Sie drehte und wirbelte herum und jauchzte vor Glück.
    Ewig hätte sie so tanzen können, doch eine der Jungfrauen stolperte und brach dann lachend inmitten des Klees zusammen. Einige der anderen Mädchen mussten sich offensichtlich zusammenreißen, um noch weiterzutanzen. Lina überspielte ihre Enttäuschung und beendete die Vorstellung mit einer prächtigen abschließenden Drehung und einer Verbeugung. Während die Jungfrauen jubelten und klatschten, sank sie hinunter zum tiefen Knicks einer Primaballerina. Die Geister umringten sie, überhäuften sie mit Dank und fragten, wann sie das nächste Mal mit ihnen herumtanzen würde.
    Während sie kicherten und plapperten, suchte Lina unauffällig den Hintergrund nach Hades ab. Zuerst entdeckte sie Orion und Dorado. Die beiden Hengste grasten friedlich unweit der Kiefer, die sie als Zielpunkt benutzt hatten. Linas Blick wanderte weiter. Hades stand unter dem Nadelbaum. Er lehnte sich dagegen, die Arme lässig vor der Brust verschränkt, der Körper entspannt. Doch seine Augen strahlten, und sein Blick wich nicht von ihr. Seine Lippen zogen sich zu einem angedeuteten Lächeln nach oben. Als er merkte, dass sie ihn beobachtete, hob er langsam die Hand an die Lippen und machte eine Geste, als würde er ihr einen Kuss schicken.
    Es war das Romantischste, was ein Mann jemals für sie getan hatte.
    »So, meine Damen, es war wunderschön, mit euch allen zu tanzen. Das werden wir sehr bald wiederholen, aber jetzt müssen Hades und ich weiter«, sagte Lina und löste sich aus dem Kreis ihrer Bewunderinnen.
    Mehrere von ihnen warfen dem wartenden Gott scheue Blicke zu, dann wurde viel getuschelt, aber Lina konnte nur die Wörter »Persephone« und »Hades« ausmachen. Kichernd und zum Abschied winkend verschwanden die Jungfrauen zwischen den Kiefern.
    Hades löste sich vom Nadelbaum und kam zu

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