Göttin des Lichts
strenge Geruch von Trockeneis brachte sie zum Niesen.
»Gesundheit!«, sagte Eddie hinter ihr. Dann beugte er sich zu ihr herab und flüsterte ihr ins Ohr: »Gleich fängt es an. Schauen Sie genau hin.«
Plötzlich erklang irres Gelächter aus dem Zentrum des Brunnens, und Pamela stellte schockiert fest, dass die Statue in der Mitte des Brunnens zum Leben erwacht war und das Lachen von ihren Lippen kam. Staunend beobachtete sie, wie sich die sitzende Figur auf ihrem Platz umdrehte, bis sie der versammelten Menschenmenge die Stirn bot.
»Es ist Zeit! Es ist Zeit!«, verkündete die Statue. »Ich bin Bacchus! Kommt alle her, kommt alle! Kommt in die Einkaufshalle!«
Dann hob er seinen Kelch, der auf einmal golden funkelte. Aber Pamela schenkte den Spezialeffekten nur einen flüchtigen Blick, denn Bacchus’ Gesicht fesselte ihre ganze Aufmerksamkeit. Sie fand, dass er einer grotesken Reproduktion des Curly von den Three Stooges ähnelte, in einer Toga, mit Weinblättern um den kahlen Kopf und mehreren Doppelkinnen. Während er so tat, als würde er den Zuschauern zuprosten, erscholl erneut das gellende Gelächter aus seinem Mund.
»Caesar! Heiße die Besucher unseres Forum willkommen.«
Auf Bacchus’ Befehl begann die Statue, die am weitesten von ihm entfernt stand, mit den Armen zu fuchteln und etwas davon zu erzählen, dass Bacchus für seine Gäste ein Festmahl ausrichten würde. Von dort, wo Pamela stand, konnte man die Worte nicht gut verstehen, aber diese neu zum Leben erwachte, fuchtelnde Figur erinnerte sie stark an Fred Feuerstein.
»Heilige Scheiße«, brummte sie vor sich hin, wobei sie auf den Lieblingsausdruck ihrer Assistentin zurückgriff, »das ist ja nicht zu fassen.«
»Lasst uns feiern!«, brüllte die Bacchus-Statue. »Artemis, sprich zu deinen Untertanen.«
Nun hob die zweite stehende Figur den Arm, und Pamela beobachtete mit Entsetzen, dass ihre voluminösen Brüste im Rhythmus ihrer Bewegungen wogten.
»Für keinen außer dir würd ich Wald und Jagd verlassen – zum Forum wir eilen, um hier nach Herzenslust zu prassen. Kommt, kauft, kommt, trinkt und lacht – vor allem, wenn Visa es euch möglich macht!« Die Frauenstimme klang etwas blechern, und während sie sprach, erglühten der Köcher und der Bogen über ihrer Schulter in einem scheußlichen Neon-Rot.
»Gut gesprochen, meine Schöne!« Bacchus’ Kopf wackelte und ruckte. »Aber nun ist dein Bruder an der Reihe. Spiel für unsere Gäste, Apollo!«
Die Statue direkt vor Pamela drehte sich, bis auch Apollo der Menge das Gesicht zuwandte. Als er dann über seine Harfe strich, begann diese hellgrün zu leuchten. Aus einem nur schlecht versteckten Lautsprecher vor Pamelas Füßen ertönte Musik.
»Ja, Bacchus, ja – mit meiner Leier erfreu ich gerne jede Feier.«
»Ich bin zutiefst gerührt!«, rief die fette Statue mit blecherner Stimme. »Oh, Apollo, wie immer schlägt dein romantischer Zauber uns alle in deinen Bann! Doch genug! Es ist Zeit, das Tageslicht zu rufen!«
Ungeschickt verneigte sich die Apollo-Statue vor Bacchus und hob dann die Hand. Im nächsten Augenblick begannen in der Kuppel über ihnen farbenfrohe Laserstrahlen von einer Wolke zur anderen zu hüpfen, und Bacchus’ Lachen erfüllte abermals die Trockeneisluft. Mit einem grellen Blitz erreichte die Lightshow ihren Höhepunkt, und der künstliche Himmel erglänzte in künstlichem Morgenlicht.
»Nun, meine Freunde«, sagte Bacchus, während die anderen Statuen langsam verblassten und sich ein rosarotes Licht auf dem Gesicht des rundlichen Gottes ausbreitete. »Esst, trinkt und seid fröhlich! Und vergesst nicht, Punkt acht zur abendlichen Show wieder hier zu sein. Bis dann – carpe diem!«
Während sein irres Gelächter langsam verstummte, brach spontaner Applaus los, und Pamela hörte, wie eine Frau in einer roten Trainingshose zu ihrer Freundin meinte: »Das war noch besser als beim letzten Mal, findest du nicht?«
»Ja, wirklich«, antwortete die Freundin.
»O mein Gott …«, ächzte Pamela leise.
3
»Nein, machen Sie sich keine Sorgen, ich weiß genau, warum Sie so beunruhigt aussehen.« Eddie tätschelte ihre Hand. »Geld ist kein Thema. Ich werde keine Kosten scheuen, um meine Vision zum Leben zu erwecken.«
»Sie können ihm ruhig vertrauen, Ma’am. Eddie wird Ihnen alle Mittel zur Verfügung stellen, die Sie brauchen.«
Pamela blinzelte steif zu dem großen Mann empor.
»Wie unhöflich von mir«, sagte Eddie. »Pamela, darf ich Ihnen
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