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Göttin des Lichts

Titel: Göttin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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Pamela sah James’ große Gestalt, wie er seinen Chef weiterdrängte, während das typische Lachen des Autors zu ihr herübertönte. Eddie war eine Art Popstar – ein etwas seltsamer Popstar, aber trotzdem ein Popstar. Erstaunlich. So etwas hatte sie überhaupt nicht erwartet.
    Langsam wanderte ihr Blick wieder zu dem grausigen Brunnen, der zum Glück im Moment still war, und sie seufzte. Eins nach dem anderen, sagte sie sich. Sie würde auf ihr Zimmer gehen, sich frisch machen, Vernelle anrufen und zum Essen hierher zurückkommen, um die abendliche Show nicht zu verpassen, von der die animierte Statue gesprochen hatte. Viel schlimmer als das, was sie gerade gesehen hatte, konnte es ja kaum werden.
     
     
    »Sag das noch mal, Pammy, ich glaube, ich hab dich nicht richtig verstanden.«
    »O doch, du hast mich genau verstanden, V. Das entsetzliche Ding kann sprechen und leuchtet in Neonfarben, ungelogen. Und so ein Ding möchte E. D. Faust in seinem Hof haben.« Pamela saß auf der Bettkante in ihrer prächtigen Suite, streifte ihre Pumps ab und rieb sich den Fuß.
    »Im Hof seiner schicken italienischen Villa?«
    »Jawohl.«
    »Ach du große Scheiße.«
    »Genau meine Meinung«, sagte Pamela.
    »Das ist schlimmer als die Geburt der Venus«, schnaubte V. »Alberner Dreibeiner.«
    Der Ausdruck brachte Pamela immer zum Lachen. Dreibeiner. Als sie zusammen zu arbeiten begonnen hatten – vor drei Jahren –, hatte Vernelle ihr erklärt, dass es lesbischer Slang für einen Mann war. V war definitiv lesbisch, aber keine männerhassende, zynische Lesbe. Vernelle Wilson mochte Männer, sie wollte nur keinen Sex mit ihnen haben. »Männer langweilen mich«, hatte sie Pamela einmal eröffnet. »Wenn ich mal eine Weile mit einem zusammen bin, kriege ich das Gefühl, dass ich mir lieber das Gehirn wegblasen würde, als den Rest meines Lebens neben ihm aufzuwachen und mir sein dämliches, männliches Geschwafel anhören zu müssen. Aber bei Frauen …« Ihre dunkelbraunen Augen leuchteten, und sie grinste wie ein verschmitzter Kobold. »Einer Frau kann ich immer zuhören.«
    Das war eine von Vernelles zahlreichen Stärken: Frauen zuzuhören. Niemals drängte sie eine Frau zu einer schnellen Entscheidung, und sie schien von Natur aus genau zu verstehen, was eine Kundin meinte, wenn sie von dem »lila-blauen Farbton zwischen Nachthimmel und Stiefmütterchen« sprach.
    Obwohl sie keine offizielle Design-Ausbildung besaß, war Vernelle eine professionelle Malerin und Graphik-Designerin – was die großartige Website und das einzigartige Logo von Ruby Slipper bezeugten. Sie hatte ein Auge für Farbe und Textur und war außerdem noch eine extrem kluge Geschäftsfrau. V als Assistentin einzustellen, war die erste von vielen cleveren Entscheidungen gewesen, die Pamela beim Start ihres eigenen Unternehmens getroffen hatte. Umgekehrt betonte V stets, es zeuge von Pamelas menschlichem und fachlichem Format, dass sie anstelle eines der schwulen Typen, die sich in Massen auf den Job beworben hatten, ausgerechnet sie – Vernelle – angeheuert hatte.
    Jetzt unterdrückte Pamela ein Lachen, das sich in Richtung Hysterie zu entwickeln drohte. »Ich weiß nicht, V. Womöglich ist das hier endlich der Job, der sich von mir nicht in etwas Geschmackvolles verwandeln lässt. Ich meine – also bitte! Dieser Mann wünscht sich so eine Art römischen Elvis-Stil! Total kitschig.«
    »Hey, jetzt gib doch nicht gleich auf. Und denk dran – es ist Freitagabend, und du bist in Vegas.«
    »Ja, ja, ja. Egal. Ich hab eine viel wichtigere Frage: Wie läuft es mit dem Katherine-Graham-Projekt? Offensichtlich atmest du noch, sie kann dich also noch nicht in den Selbstmord getrieben haben.«
    »Hey, hast du denn überhaupt kein Vertrauen zu mir? Ich mag die Alte.«
    »Na klar, du gehst auch gern zum Zahnarzt«, stichelte Pamela.
    V lachte. »Nein, echt. Sie wächst mir allmählich richtig ans Herz. Zwar hasse ich ihre Unmengen Katzen und habe keine Ahnung, wie eine Frau, die Kette raucht und Brandy trinkt, als wäre es Wasser, mit siebenundachtzig immer noch so quicklebendig sein kann, aber ihr dreckiger Humor ist für mich inzwischen geradezu bezaubernd.«
    »Und ihr Farbentwurf ist …«
    »Lila und Pink hab ich ihr ausgeredet«, fiel V ihr ins Wort. »Inzwischen haben wir uns mehr oder weniger auf Gelb, Salbeigrün und eine Spur Rot geeinigt. Wenn wir außen fertig sind, wird ihre viktorianische Villa aussehen, als wäre sie zehn und nicht

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