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Göttin des Lichts

Titel: Göttin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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sein bizarres Kostüm. Und dieser Akzent! Er machte die tiefe Stimme noch verführerischer … faszinierender … Sie hüllte Pamela ein und glitt über ihre Wirbelsäule wie warmes Öl.
    Reiß dich zusammen
, schimpfte der rationale Teil ihres Gehirns.
Werd wieder nüchtern, Mädchen! Seltsames Outfit hin oder her, dieser Mann ist 1 a-Flirtmaterial
. Allerdings musste sie endlich aufhören, ihn mit offenem Mund anzustarren wie eine blöde Touristin, und es schaffen, einigermaßen zusammenhängend zu sprechen.
    »Nein, das wusste ich nicht«, sagte sie und bemühte sich sehr, nicht beschwipst zu klingen. »Ich bin schon so lange weg vom College. Außerdem muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich, was Geschichte angeht, eigentlich nur in Kunstgeschichte aufgepasst habe, und da ging es dann nur um antike Architektur.« Die Worte »antike Architektur
«
kamen etwas verschwommen aus ihrem Mund. O Gott! Sie lallte. Sie klang wie ein betrunkener Intelligenzbolzen.
    »Antike Architektur interessiert Sie also?«
    Er machte einen überraschten Eindruck, und selbst durch den Weinnebel musste Pamela eine sofort einsetzende Irritation unterdrücken. Dass sie hübsch war, bedeutete noch lange nicht, dass sie nicht auch intelligent war, und sie hasste solche überheblichen Bemerkungen, die im Grunde das Gegenteil ausdrückten … Aber Moment mal … Sie studierte sein hübsches Gesicht. Hatte sie nicht gerade dasselbe über ihn gedacht? Ärgerlich musste sie sich eingestehen, dass sie überrascht gewesen war, einen so attraktiven Mann etwas Kluges und Interessantes sagen zu hören. Wann war sie Opfer eines solchen Vorurteils geworden? Jetzt, wo sie wieder ein paar zusammenhängende Gedanken fassen konnte, erkannte sie, dass er erfreut und keineswegs überheblich aussah. Vielleicht hatte er sie ja gar nicht beleidigen wollen. Vielleicht war sie einfach nur zu empfindlich gewesen. War es möglich, dass er einfach nur seinen Teil zu einem höflichen Gespräch beitrug? Er machte den Eindruck, als interessierte er sich ehrlich für ihre Antwort. Womöglich sagte ihre reflexhaft verärgerte Reaktion mehr über sie selbst als über ihn oder sogar als über Männer im Allgemeinen. Und sie lallte immer noch – nur diesmal zum Glück nur in Gedanken. Sie räusperte sich und lächelte.
    »Ja, ich interessiere mich für alle Arten von Architektur. Das ist ein wichtiger Teil meines Berufs.«
    »Sind Sie Architektin?«
    Diesmal war der Schock in seiner Stimme so offensichtlich, dass Pamela ihn stirnrunzelnd und mit zusammengekniffenen Augen anblickte. »Erzählen Sie mir jetzt bloß nicht, dass Sie zu den Männern gehören, die glauben, Frauen sollten am besten am Herd stehen. Schließlich leben wir im einundzwanzigsten Jahrhundert.«
    Der Ärger in ihrer Stimme und das kühle, intelligente Blitzen ihrer Augen erinnerte ihn auf einmal sehr an seine Schwester, und Apollo staunte. Sicher, er hatte zahllose sterbliche Frauen gekannt, wunderschöne, verführerische Frauen, aber keine von ihnen hatten ihn jemals an seine eigensinnige, unabhängige Schwester erinnert, die kein Blatt vor den Mund nahm. Diese Frauen waren viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, ihn zu verehren, und hatten dabei völlig vergessen, selbst interessant zu sein. Nun hatte er gerade erst angefangen, mit dieser modernen Frau zu reden, und schon zeigte sich, was für eine angenehme Abwechslung sie war. Er lachte und schüttelte den Kopf. »Ich wollte Sie nicht beleidigen – aber Sie sind noch so jung. Die Architekten, die ich kennengelernt habe, waren allesamt alte Männer mit grauen Bärten.« Er beugte sich vor und tat so, als begutachtete er ihre Wangen. »Hier kann ich nichts Graues feststellen – deshalb bin ich so überrascht.«
    »Soll ich noch ein Glas bringen, Ma’am?«, fragte der Kellner, der mit dem versprochenen Pflaster und einem neuen Weinglas zurückgekommen war, ihr das Pflaster reichte und dann behutsam das Glas vollschenkte.
    »Es wäre eine große Ehre für mich, wenn Sie mir erlaubten, mich zu Ihnen zu setzen.«
    Mit einer ritterlichen kleinen Verbeugung neigte der Mann den Kopf. Diese altmodische Gebärde kam Pamela vor wie aus einem anderen, längst vergangenen Jahrhundert, als Männer ihren Damen auf diese Art ihre Ehrerbietung gezeigt hatten, und etwas in ihrer Magengrube reagierte sowohl auf die Geste als auch auf seine Attraktivität – sein sonderbares Kostüm hatte sie schon fast vergessen. Und überhaupt – warum sollte sie

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