Göttin des Lichts
zurecht.
»Ich kann eigentlich gar nicht sagen, woher ich genau komme, denn irgendwie bin ich sowohl in Italien als auch in Griechenland zu Hause.«
Zumindest erklärte das seinen ungewöhnlichen Namen und den Akzent.
»Anscheinend haben wir noch mehr als unsere Liebe zur Unabhängigkeit gemeinsam. Ich bin auch neu in Las Vegas«, fuhr er fort. Zwar strapazierte er die Wahrheit damit ein bisschen, aber nicht allzu sehr. Seine bisherigen Besuche waren kurz gewesen und hatten sich auf Caesars Palace beschränkt. Außerdem war er einfach seiner Schwester gefolgt und hatte versucht, so auszusehen, als würde er sich amüsieren.
»Dann ist es also nicht Ihre normale Beschäftigung, den Leuten vorzumachen, dass Sie ein Gott sind?«
Apollo schenkte ihr ein bedächtiges, rätselhaftes Lächeln. »Ich kann Ihnen versichern, dass ich den Leuten niemals vorgemacht habe, ein Gott zu sein.«
»Wirklich? Wie sind Sie denn dann zu diesem …« – sie deutete auf sein Kostüm – »… zu diesem Aufzug gekommen?«
Mit einem breiten Grinsen beschloss Apollo, ihr die Wahrheit zu sagen. »Das ist einzig und allein die Schuld meiner Schwester. Ich glaube, sie dachte, ich wäre zu ernst geworden, deshalb hat sie mich mit nach Las Vegas geschleppt. Ich habe ihr die Freude gemacht mitzukommen, und daraus wurde das, was Sie nun vor sich sehen.«
Entzückt lauschte Apollo Pamelas Lachen. Natürlich hatte es nicht den perfekten harmonischen Klang wie das einer amüsierten Göttin, aber es war voller irdischer Freude und rief in seiner Phantasie Bilder von heißen Nächten im Feuerschein und schweißnass ineinander verschlungenen Gliedmaßen hervor.
»Also, das kann ich nur allzu gut verstehen, ich hab nämlich selbst einen Bruder. Er ist ein großer hartgesottener Feuerwehrmann und lässt mich niemals vergessen, dass ich ihn einmal dazu überredet habe, sich als Star-Belly Sneetch zu verkleiden und ein paar Kindern die Geschichte von Dr. Seuss vorzulesen. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass die Zeitung Wind davon bekommen und ihn dabei ablichten würde, wie er in seinem Vogelkostüm aus dem Feuerwehrwagen steigt?« Allein bei der Erinnerung daran schüttelte Pamela sich vor Lachen. »Seine Kollegen haben das Bild vergrößert, laminiert und überall in der Feuerwache aufgehängt. Manchmal nenne ich ihn immer noch Feuerwehrmann Sneetch, aber nur, wenn ich mich außerhalb seiner Reichweite befinde.« Sie kicherte.
Apollo hatte keine Ahnung, wovon sie redete, aber ihr Lachen war unglaublich ansteckend, und ihn überfiel der völlig irrationale Wunsch, sich über den Tisch zu beugen und sie mitten auf ihre anbetungswürdige Nasenspitze zu küssen.
»Deshalb kann ich sehr gut nachvollziehen, wie anstrengend eine Schwester gelegentlich für einen Bruder ist.« Pamela wischte sich die Augen und atmete tief durch. Sie musste sich wirklich bremsen mit dem Wein. »Was tun Sie denn, wenn Sie gerade nicht von Ihrer Schwester gequält werden?«
Apollo überlegte und verwarf mehrere Antworten, ehe er erwiderte: »Ich bin in vielen Bereichen tätig, aber meine Hauptinteressen gelten der Heilkunst und der Musik.«
War er etwa ein singender Arzt? So etwas Ähnliches wie ein singender Cowboy? Wieder spürte Pamela, wie ein Kichern in ihrer Brust hochstieg, und sie ertränkte es hastig in einem großen Schluck Wein, was sie allerdings keineswegs nüchterner machte.
»Was für ein Arzt sind Sie denn?«, erkundigte sie sich schließlich, als sie sicher war, die Frage stellen zu können, ohne dabei in haltloses Kichern zu verfallen.
»Ich glaube, ein ziemlich guter«, antwortete er, überrascht von ihrer Frage.
Lachend schüttelte sie den Kopf. »Ich glaube, wir haben ein Übersetzungsproblem, und das hier …« – sie klopfte mit dem Fingernagel an ihr fast schon wieder leeres Weinglas – »… hilft überhaupt nicht dabei.«
»Hätten Sie vielleicht Lust, ein Stück spazieren zu gehen?« Nur zu gern ergriff Apollo die Gelegenheit, von seiner Person abzulenken. »Die Nachtluft würde Ihnen bestimmt guttun und dabei helfen, wieder einen klaren Kopf zu bekommen.«
Pamela deutete auf den permanent taghellen »Himmel« über dem Forum. »Aber da draußen ist es nicht Nacht.«
Er beugte sich über den Tisch. »In einem Land wie diesem, können wir uns da nicht vorstellen, es wäre Nacht?«
So zärtlich, dass sie mehr die Wärme seines Körpers als die eigentliche Berührung spürte, strich er mit einem Finger über ihren
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