Göttin des Lichts
nicht ein Glas Wein mit ihm trinken? Vermutlich wurde er dafür bezahlt, dass er zur Freude der Urlauber in Caesars Palace mit diesem Aufzug herumlief. Sie würde es taktvoll als etwas abtun, das zu seinem Job gehörte. Wer behauptete denn, dass Alkohol das rationale Denken beeinträchtigte? Ihr Verstand funktionierte doch einwandfrei. Also nickte sie dem Kellner zu.
»Ja, bitte bringen Sie uns ein zweites Glas.«
Sofort eilte der Kellner davon, und Pamela riss die Verpackung des Pflasters auf. Aber bevor sie es um ihren Finger wickeln konnte, beugte sich der attraktive Mann vor und nahm es ihr weg.
»Lassen Sie mich Ihnen helfen«, sagte er.
Behutsam legte Apollo den kleinen Verband um Pamelas schlanken Finger und schickte dabei ein winziges bisschen seiner Heilkraft durch seine Hände in die Wunde.
Mit einem erstaunten Blinzeln ließ Pamela seine sanfte Berührung über sich ergehen.
»Danke. Es ist schon viel besser.« Sie lächelte ihn an. Dann reichte sie ihm die Hand mit dem verbundenen Finger und stellte sich vor: »Ich bin übrigens Pamela Gray.«
Er zögerte, aber so kurz, dass es ihr erst später auffiel.
»Phoebus«, antwortete er mit einem lässigen Lächeln. »Phoebus Delos.« Er nahm Pamelas Hand und führte sie an die Lippen, und als sein Mund ihre Haut berührte, trafen sich ihre Blicke. Staunend sah sie in seine tiefblauen Augen, und seine Berührung sandte ein Prickeln durch ihren ganzen Körper. Auf einmal hatte sie einen ganz trockenen Mund.
»Dann spielen Sie also immer noch Ihre Rolle?«, fragte sie, zog schnell ihre Hand weg und fuhr sich durch die Haare, als wüsste sie sonst nichts mit ihr anzufangen.
»Meine Rolle?« Verwundert sah er sie an.
Mit ihrem verbundenen Finger deutete sie auf sein Outfit, legte den Kopf schräg und ließ den Blick prüfend über seinen Körper gleiten. Die kurze Tunika war aus dem feinsten Leinen, das sie je gesehen hatte – und sie hatte in ihrem Beruf schon eine Menge teurer Stoffe zu Gesicht bekommen. Das Kleidungsstück war mit schwerer Metallstickerei verziert und endete in Falten, die viel von seinen wohlgeformten Beinen sehen ließen. Über der Tunika trug er eine reich verzierte Brustplatte, die aussah wie aus gehämmertem Gold.
»Das ist ein echt tolles Kostüm«, sagte Pamela und klopfte sich mit dem Finger ans Kinn. »Sehen wir mal – die Tänzerinnen sollten wohl Nymphen darstellen, deshalb schätze ich, dass Sie ein Gott sein sollen.« Als ihr die Ironie der Situation klar wurde, konnte sie sich ein spitzbübisches Lächeln nicht verkneifen. Hatte sie sich nicht gerade einen Gott gewünscht? Und dann war – schwups! – wie durch Zauberhand an ihrem Tisch dieser Kerl aufgetaucht, der aussah, als wäre ihr Wunsch wahr geworden. Das war doch witzig! Nur in Vegas …
»Ihre Einschätzung ist absolut korrekt«, antwortete Apollo und lehnte sich zurück. Er sah dieser Frau so gern beim Reden zu. Zwar hatte sie offensichtlich ziemlich viel Wein getrunken, aber das machte sie keineswegs albern, sondern faszinierend. Ihr ehrliches, lebhaftes Gesicht wirkte nur noch hübscher, wenn es erhitzt war. Ihre intelligenten Augen funkelten in einem ungewöhnlichen Haselnussbraun, das ihn an dunkelgoldenen, süßen Bienenhonig erinnerte. Und ihre Lippen … dort warteten Welten darauf, erforscht zu werden. Er stellte sich vor, wie sie sich an seine pressten und wie sich ihr weiblicher Duft mit dem des Weines mischte …
Aber er riss seine Aufmerksamkeit von ihrem Mund los und konzentrierte sich hastig wieder auf das, was sie sagte.
»Ein Gott, was? Nun, Ihr Aussehen ist für die Rolle durchaus passend. Ich meine, mal abgesehen von dem Outfit sind Sie ja auch sonst in jeder Hinsicht gigantös genug für einen Gott. Gut gemacht, kann ich nur sagen.«
Gigantös?
Anscheinend meinte sie das seltsame Wort als Kompliment. Aber er ging lieber nicht darauf ein, denn er wollte diese Richtung des Gesprächs nicht weiter verfolgen. In diesem Moment erschien auch schon der Kellner und füllte sein Glas. Als der Mann wieder gegangen war, prostete Apollo Pamela zu.
»Ich trinke auf Sie, Pamela, und auf den Zufall und das Schicksal.«
»Heißt das, dass Sie an den Zufall und das Schicksal glauben?«
»Ich ziehe es zumindest ernsthaft in Erwägung«, erwiderte er.
7
»Dann erzählen Sie mir doch mal, wie Sie die hübscheste Architektin geworden sind, die mir jemals unter die Augen gekommen ist«, sagte Apollo.
Pamela gab ein helles Lachen von sich, das
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