Göttin des Lichts
sie mit einem schiefen Grinsen an. »Wie kannst du denn auf diesen spitzen Dingern überhaupt laufen?«
Pamela streckte einen Fuß vor sich aus und betrachtete ihren durchnässten Schuh, während Apollo ihre wohlgeformte Wade bewunderte. »Nur wenn man auf Stilettos mit Neun-Zentimeter-Absätzen herumlaufen kann, ist man eine echte Frau.« Sie fuhr sich mit der Hand durch die kurzen Haare, so dass sie stachlig und zerzaust in die Höhe standen. »Man sollte nicht glauben, dass dieses kleine Bäumchen uns so trocken hält.« Sie blickte nach oben. »Wie ein grüner Regenschirm.«
»Oh, ein bisschen kommt schon durch«, entgegnete Apollo und deutete nach oben, worauf augenblicklich ein paar Tröpfchen durch das göttliche Schutzdach drangen. »Wenigstens hat der Regen die Menschenmassen vertrieben.«
Ohne den Baum noch eines Blickes zu würdigen, lächelte sie und nickte. »Es ist fast, als wären wir in unserer eigenen kleinen Welt.«
Er berührte eine kurze Haarsträhne. »Ich glaube, das sind wir auch.«
Und dann wurde durch den Schleier von Regen der Brunnen wieder lebendig, und Faith Hill begleitete mit verführerischer Stimme das wirbelnde Wasser:
»I don’t want another heartbreak, I don’t need another turn to cry.
I don’t want to learn the hard way, baby, hello, oh no, good bye.«
Ich will mir das Herz nicht mehr brechen lassen, ich möchte nicht mehr weinen.
Ich mag kein Lehrgeld mehr bezahlen. Das ist kein Hallo, Baby, ich sag dir Tschüss.
Diesmal sahen sie sich die Show nicht an.
»Hast du das arrangiert?«, fragte Pamela leise. »Hast du sie dafür bezahlt, dass sie diese Musik spielen?«
Er schüttelte den Kopf und nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Nein, aber sie handelt von dir, richtig? Du bist die Schwalbe, und du bist auch die Frau, die nicht mehr weinen will.«
Pamela konnte nur wortlos nicken.
»This kiss, this kiss!«
Als würde der Song ganz allein für sie gespielt, zog Apollo sie in seine Arme und küsste sie, küsste sie wie ein Mann, der seine Geliebte vor Schmerz und gebrochenem Herzen und Traurigkeit beschützen möchte.
Nun hießen ihre Lippen ihn willkommen, und im gleichen Moment hatte Apollo das Gefühl, dass sich in ihm etwas öffnete – als wäre ein Riegel zurückgeschoben und eine Falltür angehoben worden, so dass das, was ihm gefehlt hatte, nun endlich seine Seele erfüllen konnte. Pamela erwiderte seine Umarmung, und er vergaß den Olymp, vergaß auch die moderne Welt der sterblichen Menschen. Seine Realität bestand nur noch aus Pamelas Berührung, aus Pamelas Duft. Erst als sie leise aufstöhnte und plötzlich schauderte, kehrte die Welt mit einem Schlag zurück. Der Brunnen war wieder dunkel geworden, Wind und Regen hatten zugenommen.
»Du frierst ja!«, rief er, begann ihre Arme zu rubbeln und fühlte sich auf einmal wie ein unsensibler Klotz. Während er ganz in ihrem Kuss versunken war, hatte der Regen sie durchnässt. »Wir müssen zurück. Hier draußen erkältest du dich ja.«
»Phoebus.« Sie zog ihn am Arm zurück unter den Baum. »Es stimmt, wir sollten wahrscheinlich zurück zum Hotel, aber ich hab nicht wegen der Nässe gezittert. Und du solltest wissen, selbst wenn ich ein bisschen aussehe wie …« – sie wischte einen Regentropfen weg, der ihr über die Stirn lief – »… wie eine durchnässte Maus, werde ich das überleben – ich bin nicht aus Zucker, ich werde nicht schmelzen, und ich habe unseren Regenkuss jede Sekunde genossen.«
Er spürte, wie ihm ein Stein vom Herzen fiel, als er ihren warmen Blick bemerkte. Nicht nur er spürte ihre Verbindung – sie tat es ebenfalls. Irgendwo tief aus seinem Innern flüsterte sein Instinkt ihm zu, dass es genau darum ging … dass dies der Liebestanz sterblicher Männer und Frauen war.
»Aber ich bin wirklich total durchnässt, und es sieht nicht aus, als wollte es aufhören«, sagte Pamela und spähte in den strömenden Regen.
Apollo folgte ihrem Blick. Natürlich konnte er dafür sorgen, dass der Regen sie auf dem Rückweg zu Caesars Palace nicht berührte – aber wie hätte er Pamela das erklären sollen?
»Weißt du, was? Lass uns einen Wettlauf zurück zu Caesars Palace machen«, schlug Pamela vor und grinste Apollo verschmitzt an.
»Aber in diesen Schuhen kannst du doch nicht rennen«, meinte er und deutete auf ihre Füße.
»Na ja, wir sind doch in Las Vegas. Wollen wir wetten?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, rannte sie in den Regen hinaus. Lachend folgte ihr
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