Göttin des Lichts
als sich die Metallbox, in die sie getreten waren, wieder schloss und der Junge auf einen runden Knopf mit der Nummer elf drückte, der sofort aufleuchtete. Als sich die Box daraufhin in Bewegung setzte, wurde dem Gott etwas flau im Magen. Von dieser mechanischen Beförderungsform hatte Bacchus nichts erzählt, und sie sagte Apollo ganz und gar nicht zu. Zum Glück war die Fahrt nur kurz, dann öffneten sich die Türen wieder, und er folgte dem jungen Mann hinaus in einen mit plüschigem Teppich belegten Korridor. Kleine Statuen schmückten die Nischen, Kronleuchter hingen von den kunstvoll bemalten Decken. Vor einer Tür mit den goldenen Ziffern 1121 machten sie Halt.
Der Page sah Apollo an. Apollo sah den Pagen an. Der Gott kniff drohend die Augen zusammen. Der Page räusperte sich nervös.
Schließlich regte sich Pamela und reichte dem Jungen die kleine Handtasche, die sie während des ganzen Vorfalls nicht losgelassen hatte. »Da drin.«
Der Page schluckte schwer, öffnete das Handtäschchen, holte einen Kartenschlüssel heraus, zog ihn durchs Schloss, und die Tür ging auf. Sofort schritt Apollo ins Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
»Du hättest ihm Trinkgeld geben müssen«, protestierte Pamela schwach.
»Ich hätte ihm das Fell über die Ohren ziehen sollen«, murmelte Apollo. Zögernd nahm er seine Umgebung in Augenschein. Es war ein großes Zimmer mit einem Diwan, zwei mit Seide bezogenen Sesseln und einem überdimensionalen Schrank. Durch die angelehnten, mit Marmorimitat gestrichenen Türen konnte man einen Blick auf ein großes Bett erhaschen. Kurz entschlossen machte Apollo sich auf den Weg dorthin.
Pamela stöhnte auf, als er sie sanft auf die dicke Seidendecke legte. Auf einmal verkrampfte sich ihr Körper, und sie begann mit den Zähnen zu klappern.
»I-ich w-weiß gar n-nicht, w-warum mir plötzlich s-so k-kalt ist«, stieß sie hervor.
Apollo wusste es. Sie stand unter Schock. Er hatte ihren Knöchel nicht geheilt, sondern nur den Schmerz blockiert. Behutsam ließ er sich auf der Bettkante nieder, berührte ihr Gesicht und setzte seine Willenskraft ein, um sie zu beruhigen.
»Du musst dich ausruhen. Vertrau mir, ich kümmere mich schon um die Schmerzen.«
Er beobachtete, wie durch seine hypnotische Suggestion ihre Lider mit den dichten Wimpern zu flattern begannen und Anstalten machten, sich über die großen, bernsteinbraunen Augen zu senken.
»Ich hab nicht …«, begann sie schläfrig, verlor den Faden, versuchte aber noch einmal, gegen die träge Benommenheit anzukämpfen, und blinzelte schwach. »Ich bin ganz nass … Handtücher sind da drüben …« Sie machte eine vage Geste in Richtung Badezimmer.
»Zuerst kommt dein Knöchel an die Reihe«, entgegnete er.
Als sich ihre Augen schlossen – und nicht gleich wieder öffneten –, setzte er sich am Fußende des Betts zurecht. Kopfschüttelnd untersuchte er ihren Fuß. Der Knöchel war schwer verletzt, bereits zum doppelten Umfang angeschwollen und hässlich verfärbt. Apollo konnte die Bruchstelle erkennen; der Fuß hing in einem absurden Winkel herunter. Vorsichtig nahm er den Knöchel zwischen die Hände, schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können, und rief sich ein genaues Bild vom Knochenbau ihres Fußes und Knöchels vor sein inneres Auge, den Verlauf der Knochen, Muskeln und Nervenstränge. Dann nahm er den Bruch in Angriff. Seine Hände wurden warm.
Heile
, befahl der Gott des Lichts.
Flieht, ihr Schmerzen. Kehre zurück, Gesundheit, vertreibe das Leiden
.
So intensiv war das Licht zwischen Apollos Händen, dass Pamela, wenn sie bei Bewusstsein gewesen wäre, nicht hätte hinschauen können. Aber sie wachte nicht auf, sondern schlief, während der goldene Apollo seine Macht einsetzte, um ihre gebrochenen Knochen zu heilen und ihre Schmerzen zu lindern. Eine ganze Zeit später, als er fertig war, stand er auf und ging in den kleinen Raum gleich neben dem Schlafzimmer. Dort fand er jede Menge Handtücher und einen dicken weißen Bademantel. Er nahm alles mit zu Pamela, doch als er an ihrem Bett stand, zögerte er. Es wäre ganz einfach für ihn gewesen, sie auszuziehen – er konnte dafür sorgen, dass sie nicht aufwachte. Doch der nasse Stoff ihres Kleides schmiegte sich an ihren Körper und zeigte ihre sanften Kurven, die runden Brüste. Sie lag da wie ein üppiges Land, das darauf wartete, dass er es erforschte …
Aber nein. Er ertrug den Gedanken nicht, sie ohne ihre Zustimmung, ohne
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