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Göttin des Lichts

Titel: Göttin des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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unerwartete Melancholie hatte sich in ihrer Stimme niedergeschlagen. Bis jetzt hatte sie fröhlich, ja, fast ein bisschen aufgedreht gewirkt und den Abend und ihr Gespräch offensichtlich genossen. Was war geschehen?
    »Ist eine Maskerade unbedingt schlecht?«
    »Nein, Maskeraden sind an sich nichts Schlechtes«, antwortete sie und schaute weiter übers Wasser. »Es ist nur so, dass ich mich manchmal frage, ob es überhaupt etwas Authentisches gibt.«
    Ihm war klar, dass sie nicht nur über Architektur und Straßenlaternen sprach, und er wollte sie trösten, ihr sagen, dass sie nicht traurig sein musste. Aber konnte er das? Er war ja selbst nicht der, der er zu sein vorgab. Oder doch? In diesem Augenblick fühlte er sich sehr wie ein Mann, dessen größter Wunsch es war, eine schöne Frau zum Lächeln zu bringen.
    »Manchmal sind Dinge
mehr
als sie scheinen, und
besser
, als sie auf den ersten Blick wirken.«
    Als sie sich umwandte, um ihm ins Gesicht zu sehen, nahm das unglaubliche Blau seiner Augen sie gefangen.
    »Ich wollte, das wäre wahr, aber meiner Erfahrung nach sind die Dinge normalerweise nicht besser, als sie zu sein vorgeben – sondern es ist meistens anders herum.«
    »Vielleicht«, erwiderte er und ließ seinen Finger sanft über ihre Wange gleiten, hinunter über ihren eleganten langen Hals, »vielleicht kommt das daher, dass du noch nicht die richtigen Erfahrungen gemacht hast.«
    Pamelas Magen krampfte sich zusammen, als Apollo sich herabbeugte und ihren Mund in einer kurzen, sanften Andeutung eines Kusses streifte. Im gleichen Moment, als ihre Lippen sich berührten, erwachten die Fontänen zum Leben.

9
    Violinenklänge erfüllten die Luft, die Fontänen stiegen himmelwärts, und verborgene Lampen tauchten den Wassertanz ins richtige Licht. Dann begann ein Tenor zu singen, und Pamela bekam augenblicklich eine Gänsehaut. Ihr ganzer Körper reagierte auf die großartige Stimme, völlig unerwartet und einfach überwältigend. Die Wasserfontänen bewegten sich im Takt zum Steigen und Fallen der Orchestermusik, als wären sie von der Hand eines Meisterzauberers choreographiert.
    Alles war unglaublich und wundervoll, als wäre ihr Kuss das Stichwort gewesen, das alles in Gang gesetzt hatte.
    Als der erste Ton erklang, hatten sie sich dem Brunnen zugewandt, und jetzt stand Pamela ganz still da, in der Geborgenheit von Phoebus’ Armen, und ihre Gefühle begaben sich mit der Musik auf Höhenflug.
    »Das ist Italienisch, oder nicht?« Sie lehnte sich an ihn und hob den Kopf, damit er sie hörte, ohne jedoch die Wasserspiele aus den Augen zu lassen.
    »Ja«, antwortete Apollo. Auch er war fasziniert von dem hinreißenden Wasserschauspiel. »Er singt von
la rondine
, der Schwalbe«, antwortete er leise, um nicht von der wunderschönen Musik abzulenken. »Es ist die Geschichte von einer kleinen Schwalbe, die fortzieht, um in einem fernen Land ihre Liebe zu finden. Aber natürlich singt er nicht wirklich von einem Vogel, sondern von seiner Geliebten, denn er hat Angst, dass sie ihn verlassen hat und für immer verloren ist.«
    »Ich wollte, ich könnte Italienisch«, flüsterte Pamela.
    Apollo legte die Arme enger um sie. »Meinst du, das ist notwendig? Wenn du der Musik mit dem Herzen lauschst, dann wirst du die Seele des Liedes verstehen.«
    Und das tat Pamela – sie lauschte mit dem Herzen. Beim Crescendo füllten sich ihre Augen mit Tränen. Denn sie verstand alles – verstand den Schmerz verlorener Liebe, verstand die Angst davor, für immer einsam zu sein. Als die Arie endete und das Wasser still und schwarz wurde, blieb sie stehen, mit dem Rücken eng an Phoebus gedrückt. Sie spürte seinen Herzschlag, und die Wärme seines Körpers umfing sie.
    »Ich habe nicht erwartet, hier solche Schönheit vorzufinden«, sagte er leise, denn er wollte den Bann nicht brechen, den das magische Wasserspiel über sie gelegt hatte.
    »Ich auch nicht.« Pamela atmete tief ein. »Heute Abend ist vieles passiert, was ich nicht erwartet habe.«
    Apollo drehte sie zu sich, ohne sich jedoch aus der Umarmung zu lösen. Er wollte Pamela nicht loslassen, ihr aber auch keine Angst machen oder sie bedrängen. Für ihn war der Abend eine Aneinanderreihung von Dingen, die er allesamt zum ersten Mal erlebte. Und nun wünschte er sich zum ersten Mal in all den Äonen seiner Existenz, dass eine Frau freiwillig zu ihm kam, nicht als von seinen Reizen geblendete Jungfrau, nicht überwältigt von der Präsenz Apollos, des

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