Göttin des Lichts
Arbeit beginnen. Aber sie hatte E. D. Faust und ihren Job vollständig vergessen.
»Ich wollte Sie daran erinnern, dass Robert mit dem Auto in genau dreißig Minuten am Eingang von Caesars Palace sein wird, um Sie abzuholen.«
»Danke für den Anruf, James, ich werde da sein.«
»Wunderbar! Mr. Faust freut sich schon sehr darauf, mit der Arbeit an der Villa zu beginnen.«
Mit einem etwas hölzernen Abschiedsgruß beendete Pamela das Gespräch. Sie starrte Apollo und Artemis an, die sie aufmerksam beobachtet hatten.
»Ich muss zur Arbeit«, sagte sie.
»Natürlich, das Haus des Schriftstellers. Mit dem römischen Badehaus und dem Brunnen«, sagte Apollo.
»Ja, er schickt ein Auto für mich.« Sie warf einen Blick in den Spiegel und schnitt eine Grimasse. »In genau dreißig Minuten. Ich muss mich fertig machen«, verkündete sie und wollte im Schlafzimmer verschwinden.
»Exzellent!«, rief Artemis. »Wohin gehen wir?«
Pamela blieb stehen. »
Wir
gehen nirgendwohin.«
»Na ja, ich bleibe ganz bestimmt nicht hier in dieser Bruchbude. So viel Langeweile kann ich nicht aushalten.«
»Und ich werde euch ganz bestimmt nicht mitnehmen«, entgegnete Pamela im gleichen Ton wie die Göttin.
Artemis kniff die Augen zusammen. »Vergiss nicht, mit wem du sprichst, Sterbliche!«
Aber Pamela stemmte die Hände in die Hüften und reckte das Kinn. »Hör zu, ob du nun eine Göttin bist oder nicht – du musst lernen, nicht so zickig zu sein. Und du kannst mir drohen, so viel du willst, das ist mir vollkommen egal.« Sie deutete auf die Goldkette an ihrem Hals. »Apollo hat geschworen, dass er mich beschützt.« Sie hörte Apollo leise lachen, sah ihn aber nicht an. »Also bleib hier, ruf den Zimmerservice, lass dir einen Film kommen, lern etwas über das Internet … mach, was dir gefällt. Ach, was soll’s. Wenn ich zurückkomme, ist immer noch Zeit genug, darüber nachzudenken, was ich mit euch beiden tun soll.«
»Pamela.«
Apollos Stimme hielt ihren Rückzug abermals auf, und sie sah ihn an.
»Wir könnten dir helfen«, schlug er vor.
»Wobei?«
»Ich könnte dir helfen, Faust dazu zu überreden, ein richtiges Badehaus zu bauen. Und …«, fügte er mit einem kleinen Lächeln hinzu, »Artemis könnte ihn überreden, sie für die Statue im Zentrum des Brunnens Modell stehen zu lassen.«
Pamela sah Artemis zweifelnd an.
»Das Abbild meiner Schönheit wird seit Menschengedenken verehrt«, meinte sie schnippisch. »Man verliebt sich allgemein sehr schnell in mich.«
»Das mag sein, aber das liegt daran, dass man auf dieser Welt nur Statuen oder Gemälde von dir kennt und sich nicht persönlich und direkt mit deiner Gehässigkeit auseinandersetzen muss.«
Artemis öffnete den Mund, um Pamela anzufauchen, aber Apollo fiel ihr ins Wort.
»Meine Schwester verspricht dir, dass sie höflich sein wird.«
»Kommt nicht in Frage!«, protestierte Artemis.
»Faust ist ein moderner Barde und will die Statue im Zentrum seines Brunnens dem Gott des Weins widmen. Stell dir mal vor, was für phantastische Geschichten er sich als Schriftsteller über Bacchus ausdenken wird«, argumentierte Apollo.
»Diese fette Kröte sollte in der modernen Welt überhaupt nicht verehrt werden!«, rief Artemis.
Achselzuckend erwiderte Apollo: »Na ja, die Entscheidung liegt bei dir.«
Die Göttin räusperte sich und begegnete zögernd Pamelas Blick. »Also gut, ich gebe dir mein Wort, dass ich höflich sein werde. Heute jedenfalls.«
»Ich weiß nicht …«
»Bitte, Pamela«, sagte Apollo. »Lass mich dir zeigen, dass ich heute nicht anders bin als gestern. Der göttliche Apollo und der sterbliche Phoebus sind ein und derselbe.«
Sie wusste, dass sie sich nicht darauf einlassen sollte. Sie wollte nicht von einem Gott geliebt werden. So, wie es vorher gewesen war, hatte es ihr gefallen. Wie es gewesen war, bevor er sich plötzlich in einen allmächtigen Gott verwandelt hatte. Sie wollte ihren Phoebus wiederhaben …
»Nun gut«, sagte sie schließlich. »Unterwegs müssen wir dir aber ein Hemd kaufen.« Mit einem kurzen Blick zu Artemis fuhr sie fort: »Du bist wenigstens einigermaßen annehmbar angezogen. Wir sagen einfach, es sei ein historisches Kostüm.«
Doch dann stockte sie. »Also … dann wartet einfach hier auf mich. Ich beeile mich.«
Rasch schloss sie die Tür ihres Schlafzimmers hinter sich und lehnte den Kopf dagegen. Er war Apollo. Die Erkenntnis ging ihr durch Mark und Bein. Ihr Geliebter war ein griechischer
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