Göttin des Lichts
Gott. Apollo. Er lebte seit Jahrtausenden. Tempel waren zu seinen Ehren errichtet, Lieder über ihn gedichtet worden. Seine Hände, die jeden Millimeter ihres Körpers liebkost hatten, waren die gleichen, die Musik in die antike Welt gebracht hatten. Und er behauptete, sie zu lieben. Sie presste die Hand vor den Mund, schockiert, fassungslos und ehrfürchtig.
Eigentlich sollte sie Faust benachrichtigen, dass sie den Job nicht wollte, sich ins nächste Flugzeug setzen und direkt nach Colorado zurückfliegen. Sie musste dieses Wochenende einfach vergessen. Das wäre vernünftig. Aber sie wusste genau, dass sie nicht vernünftig handeln würde.
Der Gott des Lichts hatte sich in sie verliebt.
»Wahrscheinlich mache ich den größten Fehler meines Lebens«, flüsterte sie.
Genau fünfundzwanzig Minuten später standen sie vor den Drehtüren zu Caesars Palace, und Pamelas Magen fühlte sich an, als hätte sie sich zum Bungeejumping angemeldet.
»Also denk dran, du bist Phoebus Delos, Spezialist für antike römische Architektur. Ich habe dich gebeten, mich bei diesem Projekt zu unterstützen und zu beraten. Und du bist seine Schwester Diana. Du …«
»Ich bin so schön wie eine Göttin«, unterbrach Artemis Pamelas nervösen Vortrag. »Ja, ja. Wir haben unsere Rollen kapiert. Schließlich sind wir zwar unsterblich, aber nicht unsterblich dumm.«
»Ich wollte sagen, du musst daran denken, nett zu sein«, beharrte Pamela.
»Meine Worte werden so süß sein, dass die braunen Bienen Griechenlands in meinem Mund Honig herstellen könnten«, beteuerte Artemis mit einem unschuldigen Augenaufschlag.
»Okay, du machst mir Kopfschmerzen«, stöhnte Pamela. »Sei einfach normal. Oder ist das auch zu viel verlangt?«
»Sie wird ihr Wort halten, du brauchst dich nicht zu sorgen, Pamela«, beruhigte Apollo sie.
»Du bist mein Angestellter, mein Mitarbeiter«, sagte sie, aber als sie den verletzten Ausdruck in seinen Augen sah, tat ihr ihre Grobheit leid. Er war ein Gott … Wie zur Hölle war sie nur in diese Situation geraten? .
Sie war verloren.
Zwar erinnerte sie sich nicht allzu genau an das, was sie über griechische Mythologie gelesen hatte, aber sie wusste trotzdem, was mit Sterblichen passierte, die ins Visier der Götter gerieten. Das ging nie gut aus, für die Frauen schon gar nicht. Außerdem – was sollte sie die ganze Woche mit den beiden anfangen? Sie wusste schon, dass keiner von beiden Geld hatte – das hatte sie herausgefunden, als Apollo in die Tasche griff, um sein Hemd zu bezahlen, und entdeckte, dass er irgendwie (wahrscheinlich, weil er sich die Kleider letzte Nacht so hastig vom Leib gerissen hatte, bevor er sie an die Marmorsäule gedrückt hatte) die viertausend Dollar aus dem Spielautomaten verloren hatte. Er war pleite, und Artemis ebenso. Und das Portal würde sich für fünf lange Tage nicht wieder öffnen.
»Guten Morgen, Miss Gray.«
Pamela zuckte heftig zusammen. Sie hatte die silberne Limousine gar nicht bemerkt, die gerade vorgefahren war.
»Oh, guten Morgen, Robert.« Er hielt die Tür für sie auf. Sie zögerte, räusperte sich und setzte ihr professionelles Lächeln auf. »Meine beiden Assistenten werden mich heute begleiten.«
Robert betrachtete die goldenen Zwillinge und rümpfte für einen Moment die schmale Nase.
»Sehr gut, Madam«, sagte er dann und half erst Pamela, dann der seltsam kostümierten Frau beim Einsteigen. Als der große Mann zögerte, warf Robert ihm einen sehr britischen Blick zu – cool und höflich, aber nicht sehr mitfühlend. »Stimmt etwas nicht, Sir?«
Hätte Apollo noch seine Kräfte gehabt, hätte er sie in diesem Moment dafür eingesetzt, im Erdboden zu verschwinden. Aus dem Innern des Metallmonsters beobachteten ihn Pamela und Artemis mit spiegelgleicher Neugier. Dann schien seine Schwester auf einmal zu begreifen.
»Es ist wirklich sehr hübsch hier drin«, rief sie ihm zu. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.« Aufmunternd klopfte sie auf den Sitz neben sich.
»Ich mache mir keine Sorgen«, erwiderte Apollo ziemlich angespannt. Dann holte er tief Luft und begab sich in den Schlund des Monsters.
»Bitte bedienen Sie sich, es gibt Sekt und Orangensaft. Sie können sich gern ein paar Mimosas machen. Die Fahrt zu Mr. Fausts Anwesen im Red Rock Canyon wird etwa dreißig Minuten dauern.« Robert schloss die Tür.
Apollo schien es, als hätte er gerade erst tief Luft geholt, da bewegten sie sich auch schon vorwärts und glitten
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