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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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jemand sein, der nicht aus dem Fenster schaut.«
    Guy glotzt mich vollkommen verständnislos an. Ich habe nichts anderes erwartet.
    »Also dann!« Ich öffne die Zugtür, aber Guy packt mich grob am Arm.
    »Samantha, zum allerletzten Mal, hör auf mit dem Unsinn! Ich kenne dich. Du bist Anwältin - mit Leib und Seele.«
    »Du kennst mich überhaupt nicht, Guy!« Die Worte brechen in jähem Zorn aus mir hervor. »Wage es nicht, mich in eine Schublade zu stecken! Ich bin keine Anwältin! Ich bin ein Mensch.«
    Ich reiße meinen Arm los und schlage ihm die Tür vor der Nase zu. Ich zittere am ganzen Körper. Einen Moment später geht die Tür wieder auf, und Dominic hüpft samt Kameramann hinaus.
    »Und siehe da!«, murmelt Dominic aufgeregt in sein Mikrofon. »Samantha Sweeting hat Knall auf Fall alles hingeschmissen!«
    Dem werde ich auch gleich eine knallen.
    Der Zug fährt langsam los, und ich kann sehen, wie Guy und die anderen mit konsternierten Gesichtern zu mir rausschauen. Ich schätze, jetzt habe ich jede Chance auf eine Rückkehr vermasselt.
    Der Bahnsteig leert sich. Ich bleibe allein zurück. Ganz allein in Hitherton. Ich weiß nicht einmal, wo dieses Kaff liegt. Die Kamera ist noch immer auf mich gerichtet.
    Was soll ich jetzt bloß machen?
    »Verloren blickt Samantha auf die Gleise hinunter.« Dominics gedämpfte Stimme trieft vor Mitgefühl.
    »Stimmt gar nicht«, brummle ich zurück.
    »Erst heute Morgen musste sie zu ihrem großen Kummer erleben, wie der Mann, den sie liebt, sie im Stich ließ. Und jetzt hat sie auch keine berufliche Zukunft mehr.« Er hält inne und fügt dann mit Grabesstimme hinzu: »Wer kann sagen, welch schwarze Gedanken ihr in diesem Moment durch den Sinn gehen?«
    Was will der Kerl damit andeuten? Dass ich mich vor den nächsten Zug werfen soll? Das würde dem gefallen, nicht wahr? Würde ihm wahrscheinlich einen Emmy einbringen.
    »Mir geht‘s gut.« Ich recke mein Kinn und nehme meinen Koffer fest am Griff. »Alles wird gut. Ich ... ich hab das Richtige getan.«
    Aber als ich mich so auf dem leeren Bahnsteig umblicke, keimt dennoch Panik in mir auf. Jetzt erst wird mir meine Situation so richtig klar. Ich habe keine Ahnung, wann der nächste Zug geht. Ich habe keine Ahnung, wo ich überhaupt hin soll.
    »Was haben Sie jetzt vor, Samantha?«, fragt Dominic und hält mir das Mikro unter die Nase. »Irgendwelche Pläne? Ziele?«
    Warum lässt er mich nicht einfach in Ruhe?
    »Man muss nicht immer ein Ziel im Leben haben«, entgegne ich trotzig. »Man muss nicht immer den Überblick haben. Manchmal genügt es schon zu wissen, was man als Nächstes tut.«
    »Und was werden Sie als Nächstes tun?«
    »Ich ... ich ... ich arbeite noch dran.« Ich wende mich ab, weg von der Kamera und marschiere auf das Bahnhofsgebäude zu. Als ich näher komme, tritt gerade ein Bahnhofsbeamter vor die Tür.
    »Ahm, hallo«, sage ich. »Könnten Sie mir sagen, wie ich nach ... nach ...« Ich breche unsicher ab. Wo will ich eigentlich hin? »Nach ... äh ...«
    »Nach ...«, sagt er hilfsbereit.
    »Nach ... Cornwall komme?«, höre ich mich sagen.
    »Cornwall?« Er wirkt ein wenig verwirrt. »Ja, wo denn in Cornwall?«
    »Ich weiß nicht.« Ich schlucke. »Nicht so genau, jedenfalls. Aber ich muss so schnell wie möglich da hin.«
    So viele Gärtnereien kann es in Cornwall ja wohl nicht geben. Ich werde die richtige finden und dann finde ich auch ihn. Irgendwie.
    »Also gut.« Der Beamte runzelt die Stirn. »Da müsste ich im Fahrplan nachsehen.« Er verschwindet in seinem Büro. Ich kann Dominic hören, der fieberhaft in sein Mikro nuschelt, aber es ist mir egal.
    »So, da wären wir.« Der Bahnhofsbeamte taucht mit einem eng beschriebenen Blatt auf. »Sechsmal umsteigen, fürchte ich.
    Dann wären Sie in Penzance. Und das macht hundertzwanzig Pfund. Dauert noch ´n Weilchen, bis der Zug kommt«, fügt er bedauernd hinzu. »Bahnsteig zwei.«
    »Danke.« Ich nehme meinen Koffer und mache mich auf den Weg über die Fußgängerbrücke. Ich kann hören, wie Dominic und der Kameramann hinter mir herrennen.
    »Samantha scheint jetzt völlig den Verstand verloren zu haben«, keucht er ins Mikro. »Der Druck ... ihre haltlose Situation ... ist wohl einfach alles zu viel für sie. Unmöglich zu sagen, was sie als Nächstes tun wird. Man muss mit dem Schlimmsten rechnen ...«
    Er möchte so gern, dass ich springe, nicht? Ich werde ihn einfach nicht beachten. Resolut pflanze ich mich auf dem Bahnsteig auf, den

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