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Goettin in Gummistiefeln

Goettin in Gummistiefeln

Titel: Goettin in Gummistiefeln Kostenlos Bücher Online Lesen
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mehr. Die nächsten Haltestellen sind: Hitherton, Marston Bridge, Bridbury ...«
    »Was?« Guy blickt auf. »Ein Regionalzug?«
    »Herrgott noch mal.« David Elldridge macht eine verärgerte Miene. »Wie lange wird er jetzt brauchen?«
    »... wir erreichen Paddington eine halbe Stunde später als im Fahrplan vorgesehen«, sagt die Lautsprecherstimme gerade. »Wir möchten uns für eventuelle Unannehmlichkeiten ...«
    »Eine halbe Stunde?« David Elldridge reißt wütend sein Handy heraus. »Jetzt muss ich mein Meeting verschieben.«
    »Und ich muss die von Pattinson Lobb umorganisieren.« Guy sieht genauso sauer aus und hackt bereits auf die Kurzwahltaste seines Handys. »Mary? Guy hier. Hören Sie zu, bei der Bahn ist mal wieder das totale Chaos. Ich werde mit einer halben Stunde Verspätung eintreffen -«
    »Derek Tomlinson auf einen anderen Termin setzen -«, instruiert David seine Sekretärin.
    »Die Pattinson-Lobb-Leute ein bisschen nach hinten schieben und dem Reporter vom Lawyer absagen —«
    »Davina«, sagt Greg Parker in sein Telefon. »Der blöde Zug hat Verspätung. Richten Sie den anderen aus, dass ich mich eine halbe Stunde verspäten werde, ich schicke gleich eine E-Mail -« Er legt sein Handy beiseite und tippt auch schon auf seinem BlackBerry herum. Guy folgt kurz darauf seinem Beispiel.
    Ich verfolge all diese hektische Aktivität mit ungläubigem Erstaunen. Alle sind so gestresst. Dann hat der Zug eben Verspätung. Eine halbe Stunde. Das sind dreißig Minuten. Wie kann man sich wegen dreißig Minuten nur so aufregen?
    Soll ich etwa auch wieder so werden? Ich habe nämlich vergessen, wie. Vielleicht habe ich überhaupt vergessen, wie es ist, Rechtsanwältin zu sein.
    Der Zug fährt im Bahnhof von Hitherton ein und kommt langsam zum Stehen. Ich schaue aus dem Fenster - und schnappe nach Luft. Ein riesiger Fesselballon schwebt dicht über dem Bahnhof. Er ist leuchtend rot und gelb, und ein paar Leute winken aus dem Korb herunter. Es ist einfach märchenhaft schön.
    »He, schaut mal!«, rufe ich. »Schaut euch das an!«
    Keiner hebt den Kopf. Alle tippen wie wild auf ihren Computern herum.
    »Schaut!«, wiederhole ich. »Das ist einfach unglaublich!« Immer noch keine Reaktion. Alles, was meine Begleiter zu interessieren scheint, ist der Inhalt ihrer BlackBerrys. Und jetzt ist der Ballon davongeschwebt. Noch einen Moment und er ist außer Sicht. Und es ist ihnen entgangen.
    Ich schaue sie an, die Creme de la Creme der Juristenwelt, in ihren Tausend-Pfund-Designeranzügen, mit ihren High-Tech-Computern. Wie ihnen alles entgeht. Und wie sie das nicht mal merken. Oder sich darum scheren. Vergraben in ihrer eigenen Welt.
    Ich gehöre nicht dorthin. Das ist nicht mehr meine Welt. Ich bin nicht mehr eine von ihnen.
    Das wird mir mit einem Mal sonnenklar, ich spüre es so gewiss, wie ich noch nie etwas in meinem Leben gespürt habe. Ich passe nicht mehr dazu. Ich verstehe sie nicht mehr. Vielleicht früher einmal, aber jetzt nicht mehr. Ich kann das nicht tun. Ich kann nicht mein ganzes Leben in Konferenzzimmern verbringen. Mich abhetzen, jede Minute, jede Sekunde zählt. Ich will das Leben nicht länger versäumen.
    Ich spüre, wie die Anspannung in mir wächst, während ich so dasitze, den dicken Vertrag auf dem Schoß. Ich habe einen Fehler gemacht. Einen Riesenfehler. Ich habe hier nichts verloren. Das ist nicht das, was ich mir vom Leben wünsche, was ich mit meinem Leben anfangen will. Was ich sein will.
    Ich muss hier raus. Sofort.
    Auf dem Bahnsteig steigen Leute aus und ein, knallen mit den Türen, zerren ihre Koffer hinter sich her. So ruhig wie möglich ergreife ich meinen Koffer und nehme meine Handtasche. Und stehe auf.
    »Es tut mir Leid«, sage ich, »ich habe einen Fehler gemacht. Es ist mir eben erst klar geworden.«
    » Was?« Guy blickt auf.
    »Es tut mir Leid, dass ich Ihre Zeit verschwendet habe.« Meine Stimme zittert leicht. »Aber ... ich kann nicht bleiben. Ich kann das nicht.«
    »Himmel noch mal!« Er fasst sich an den Kopf. »Nicht das schon wieder, Samantha -«
    »Versuch nicht, mich umzustimmen«, unterbreche ich ihn. »Ich habe mich entschieden. Ich kann nicht so sein wie ihr. Das bin ich nicht. Tut mir sehr Leid, aber ich hätte gar nicht erst mitkommen dürfen.«
    »Hat das etwa mit deinem Gärtner zu tun?«, sagt Guy gereizt. »Denn offen gesagt -«
    »Nein! Es hat mit mir zu. tun! Ich ...« Ich zögere, suche nach den richtigen Worten. »Guy ... ich will einfach nicht

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