Goettin meines Herzens
ungezügelten Empfindungen nachgeben, beschloss er, also beugte er sich schützend über sie und wartete ungeduldig auf Hilfe.
Miranda erlangte das Bewusstsein erst wieder, als man sie hochhob, um sie den wartenden Armen Seiner Lordschaft zu übergeben. Sie warf ihm einen flüchtigen Blick in der Art zu, wie es weitaus vernünftigeren jungen Damen anstand, dann schloss sie hastig die Augen und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Liebevoll und besorgt hatte er sie angeschaut, als ob sein einziges Bedürfnis darin bestünde, mit seiner ganzen Kraft für ihre Sicherheit zu sorgen. Das konnte doch nur ein Traum sein? Sie versuchte auf die Stimme ihrer Vernunft zu hören, aber sie verklang unter dem Trommeln ihres Herzens, das rasend schnell bei dem berauschenden Gedanken schlug, dass diese Vermutung tatsächlich der Wahrheit entsprechen könnte. Allein, sie würde sich gewiss nicht in die Arme des erstbesten Mannes stürzen, der sich den Anschein gab, als ob sie ihm wirklich etwas bedeute!
„Au!“, murmelte sie schwach, als eine unachtsame Bewegung eine Welle des Schmerzes auslöste, der sie wie ein Dolch durchbohrte.
„Sie sollten besser stillhalten“, fuhr er sie schroff an, weshalb sie befand, dass sie sich die Sorge in seinem Adlerblick wohl nur eingebildet haben musste.
„Was ist geschehen?“
„Sie sind vom Pferd gefallen“, teilte er ihr knapp mit, als ob sie dies absichtlich getan hätte, nur um ihn zu ärgern.
„Tatsächlich?“, fragte sie zweifelnd, als eine weitere Woge des Schmerzes sie ergriff. „Es fühlt sich eher so an, als wäre ein Elefant über mich hinweggetrampelt“, scherzte sie schwach.
„Sie sind schwer gestürzt“, verkündete er kühl.
„Wie tollpatschig von mir.“
„Ja, nicht wahr?“, fragte er mit gespielter Höflichkeit. Zaghaft öffnete sie die Augen. Mit zusammengebissenen Zähnen, den Blick unverwandt auf den Weg vor ihnen gerichtet, konzentrierte er sich ganz darauf, den gemeinsamen Ritt so angenehm wie möglich für sie zu gestalten.
„Ihr Pferd ist also nicht durchgegangen?“, fragte sie, um sich selbst von der brennenden Pein abzulenken und auch aus Neugier auf die Antwort.
„Nein. Diese beiden vermaledeiten Klepper sind bestimmt schon längst wieder zurück im Stall und lassen es sich gut gehen. Ich hätte besser gleich diesen braven, ruhigen Kerl für unseren Ausritt wählen sollen.“
Miranda zwang sich, den Blick von Lord Carnwood abzuwenden und zu dem kastanienbraunen Kopf des Pferdes zu schauen, auf dem sie ritten. „Rowan“, sagte sie mit einem verstehenden Nicken. „Großvater hat immer gesagt, er hätte einen alten Kopf auf jungen Schultern, obwohl sein Körper mittlerweile aufgeholt haben sollte.“
„Das hat er, aber ich hätte seinen Verstand Maharajahs Temperament vorziehen sollen, wenn ich mit Ihnen ausreite, Mrs. Braxton.“
„Er hätte nicht mithalten können.“
„Genau das habe ich mir auch gedacht“, stimmte er zu.
„Liebe Güte, wir scheinen ja einmal einer Meinung zu sein.“
„Möglicherweise“, erwiderte er brummig.
Sie betrachtete sein angespanntes Gesicht einige Augenblicke nachdenklich, beschloss aber, dass selbst ein solch einsilbiges Gespräch sie von dem qualvollen Brennen in ihrem Arm und den Prellungen, die sie nach dem Sturz schmerzhaft am ganzen Körper spürte, ablenkte. „Wie kam er hier her?“
„Reuben hat ihn hergebracht“, antwortete er. „Halt still und benimm dich!“, blaffte er gleich darauf, als sie versuchte, sich umzudrehen, um zu sehen, wer sie begleitete.
„Das klingt doch schon eher nach dem herrischen edlen Lord Carnwood, den wir alle kennen“, meinte sie spöttisch, auch wenn sie sich der erneut lauernden Ohnmacht nur mühsam erwehrte.
„Ich bitte um Vergebung“, sagte er steif, beim Blick auf den Pfad voller Sorge die Stirn furchend, als ob er wünschte, er könne sie von hier geradewegs zu den Ställen zaubern.
„Pardon, ich glaube, ich muss auf den Kopf gefallen sein“, sagte sie mehr zu sich selbst.
Sie hörte sein Lachen und fühlte, wie es seinen muskulösen Körper zum Beben brachte, während er ihr Gewicht in seinen Armen verlagerte. Er warf sogar einen schnellen Blick auf ihr bleiches Gesicht, bevor er die Augen wieder starr auf den Weg vor ihnen richtete.
„Vielleicht hätte das ein wenig Vernunft in dein Köpfchen gebracht“, meinte er lakonisch.
„Das bezweifle ich doch sehr“, erwiderte sie reuevoll und wünschte widersprüchlicherweise, er wäre nicht
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