Goettin meines Herzens
ganz so stark, denn dann würde sie sich in seinen Armen vielleicht nicht gar so geborgen fühlen.
„Dann solltest du solche Stürze zukünftig tunlichst vermeiden. Ich glaube nicht, dass du mit noch weniger Verstand auskommen könntest, als du jetzt hast“, schalt er so zärtlich, als wäre er tatsächlich um sie besorgt.
„Ich werde mein Bestes geben, das mir so etwas nicht noch einmal passiert, zumal es so höllisch schmerzt“, hörte sie sich selbst gequält sagen. Miranda Braxton kam alleine zurecht, sie beklagte ganz gewiss nicht, dass sie keine starke männliche Schulter zum Ausweinen hatte, wenn die Welt ein wenig zu hart mit ihr umsprang oder sie sich einsam fühlte.
„Wie weit noch?“, fragte er die Männer, die ihnen schweigend folgten, sodass Miranda sie bisher kaum wahrgenommen hatte.
„Noch eine halbe Meile bis zur Straße, Mylord“, vernahm sie Reubens Stimme. Miranda versuchte über Kits Schulter zu erkennen, wie viele Männer ihn begleiteten.
Sie erhaschte den Blick auf drei grimmig aussehende Burschen, die sich misstrauisch umblickten und die Umgebung absuchten.
„Jemand hat auf mich geschossen!“, wurde ihr unvermittelt bewusst. Erschrocken versuchte sie sich aufzurichten, doch ein Gefühl der Schwäche und die entschlossene Gegenwehr Carnwoods bewogen sie, ihre Meinung zu ändern.
„Zum Teufel noch mal, willst du ihnen etwa dabei helfen, dich ins Jenseits zu befördern?“, sagte er schroff, während sich sein Griff fester um ihre Taille schloss und er Rowan zu einem leichten Trab antrieb.
Kit wusste, sie boten ein verlockendes Ziel für einen Heckenschützen, sollte dieser dreist genug sein, nach seinem ersten Schuss weiterhin auf der Lauer zu liegen. Seine innere Stimme sagte ihm, dass der Mann längst fort war, sich womöglich aber noch in der Gegend aufhielt, um sein Vorhaben an einem anderen Tag zu vollenden. Wenigstens plagen mich in diesem Augenblick zu sehr andere Gedanken, sodass mich die warmherzige, entzückende Frau in meinen Armen nicht wie gewohnt aus der Fassung bringt, dachte er finster, wünschte jedoch, die Kugel hätte ihn getroffen, damit er sie nicht leiden sehen musste.
Er war ein gutes Stück hinter ihr geritten, als man den Schuss auf sie abfeuerte. Deshalb wusste er auch mit ziemlicher Sicherheit, dass dieser Anschlag ihr gegolten haben musste, obwohl er selbst so viele Feinde besaß, dass er gut und gerne eine Reisekutsche mit ihnen hätte füllen können. Was aber hatte sie getan, um einen solch heimtückischen Anschlag zu verdienen? Natürlich konnte sie versehentlich von einem Wilderer getroffen worden sein, der nun wie der Blitz nach Hause rannte, derweil hastig über ein Alibi nachdenkend. Indes, Kit glaubte nicht daran. Seine Erfahrung sagte ihm, man hatte vorsätzlich auf Miranda geschossen.
Große Erleichterung erfüllte ihn deshalb, als sie endlich die Straße erreichten, wo der Kutscher bereits mit der bequemsten Chaise auf sie wartete. Reuben und ein anderer Stallbursche hoben Miranda behutsam aus seinen Armen.
Rasch stieg er ab, übergab Rowans Zügel dem dritten Stallburschen und sprang eilig in die Kutsche, um Miranda wieder in die Arme zu nehmen. Es ist meine Pflicht als Gentleman, der Verletzten die Fahrt so angenehm wie möglich zu machen, versicherte er sich selbst, während er seine Untergebenen kühl anblickte, um ihnen zu verstehen zu geben, dass sie es ja nicht wagen sollten, Einwände zu erheben. Insgeheim wusste er jedoch, seine Dienstboten würden selbst dann nicht schlecht über Miranda sprechen, wenn sie entblößt die Dorfstraße hinunterritt!
„Fahr vorsichtig, nicht schnell“, wies er den Kutscher an. In dem Wunsch, sie vor dem Rumpeln auf der unebenen Straße möglichst zu schützen, drückte er ihre unversehrte Seite an sich und spreizte die Beine, um ihr sicheren Halt zu geben.
Flüchtig fragte er sich, ob Lady Clarissa wohl imstande wäre, ihre Nichte zu ermorden. Ganz offensichtlich konnte sie Miranda nicht ausstehen. Allerdings tat sie nichts, um ihre Abneigung ihr gegenüber zu verbergen, das hieß doch, er konnte sie getrost ausschließen, oder etwa nicht? Außerdem gehört Mord ganz eindeutig zum schlechten Ton, dachte er sarkastisch. Ungehalten, dass er im Dunklen fischen musste, bis er über weitere Informationen verfügte, verlagerte er sein Gewicht und sah, wie Miranda sich mit schmerzverzerrter Miene auf die Unterlippe biss. Sofort bereute er seine ungeduldige Bewegung. Zärtlich flüsterte er eine
Weitere Kostenlose Bücher