Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt
drehtesich ihr schon bei dem Gedanken, ihre Blitze einzusetzen, der Magen um, aber ihr blieb keine andere Wahl.
Helen spürte, wie sich die Spannung in ihrem Bauch aufbaute. Untrainiert wie sie war, ließ sie den Blitz los, und er schoss nutzlos an ihren Beinen herunter. Sie krümmte sich und ließ verzweifelt die letzten paar Volt über ihre Hände laufen, von wo aus sie auf die Handgelenke des Mannes übersprangen. Einen kurzen Augenblick lang wurde der Raum durch einen blauen Blitz erhellt, und sie sah, wie der Mann vor Schreck die Augen aufriss. Dann spürte sie ihn zittern und hörte ihn aufschreien, als der Strom durch seinen Körper lief.
Helen roch verbranntes Haar und Ozon und fühlte sich zurückversetzt in eine ihrer dunkelsten Kindheitserinnerungen. Sie hatte das Gefühl, kein Fünkchen Energie mehr in ihrem Körper zu haben. Der Mann lag immer noch wie ein schwerer Felsbrocken auf ihr, und sie wusste, dass sie unter ihm herauskriechen musste, bevor er sich erholte, denn andernfalls würde er garantiert einen neuen Versuch unternehmen, sie umzubringen. Während ihr Angreifer noch zuckte, schaffte sie es, ihn zumindest teilweise von sich herunterzuschieben. Dabei kehrte ein wenig Licht ins Zimmer zurück und sie konnte ihn endlich ansehen.
Die glänzenden blonden Locken und der muskulöse Körper gehörten Hector, und einen Moment lang befürchtete sie, ihn getötet zu haben, während er versuchte, ihr eine weitere Lektion zu erteilen. Sie beugte sich über ihn, um nachzusehen, ob er noch atmete. Als sie erkannte, dass es gar nicht Hector, sondern Kreon war, war es bereits zu spät. In dem Moment machte er die Augen auf und zog sie in einer tödlichen Umarmung an seine Brust.
Helen schrie und zappelte. Sie suchte in ihrem Bauch nach Strom, aber da war nur noch ein bisschen statische Elektrizität. Sie hatte schon die gesamte Ladung verschossen, die in ihren Muskeln gesteckt hatte. Und die Freisetzung dieser Energie hatte sie schwach und verletzlich werden lassen. Ihre Arme und Beine hatten keine Kraft mehr und sie klappte unter Kreons erneutem Angriff zusammen. Er presste sie auf den Boden, dann zog er ein Messer aus Bronze aus seinem Gürtel.
»Schade um dich, preciosa . Du bist das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe. Fast zu schön für den Tod«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Aber du weißt schon, Atlantis.«
Helen drehte den Kopf von seinen Lippen weg. Ihr liefen Schauder des Abscheus über den Körper. Dann stemmte sich Kreon hoch und hob das Messer über seinen Kopf. Er zögerte, und einen Moment lang dachte Helen, dass er es nicht tun würde, doch dann sah sie, wie sich sein Blick verhärtete. Er stieß zu und zielte direkt auf ihr Herz.
Kreons Messer machte ein Dutzend klirrender Geräusche, als es in tausend Teile zersprang. Ihm blieb gerade genug Zeit zu begreifen, was passiert war, bevor er einen Tritt bekam, der ihn von Helen herunterkippen ließ.
Lucas warf sich mit einem wütenden Aufschrei auf Kreon, und die beiden begannen so schnell miteinander zu kämpfen, dass Helen ihren Fäusten kaum folgen konnte. Sie schlugen und krallten aufeinander ein und gingen von blitzschnellen Boxhieben nahtlos zu einer Art Ringkampf über. Helen blieb gerade genug Zeit, sich auf die Knie zu drehen, da war der Kampf auch schon vorbei. Kreon, der in die Enge getrieben und noch vondem elektrischen Schlag geschwächt war, nutzte die Gelegenheit, als zwischen ihm und Lucas gerade einmal ein Zentimeter Luft war, sich in einen schwarzen Schatten zu hüllen und mit Höchstgeschwindigkeit aus dem Haus zu stürmen. Lucas jagte ihn noch quer durch den Garten und kam dann zu ihr ins Haus zurück.
»Bist du in Ordnung?«, fragte Lucas besorgt.
»Ja, ich kann nur nicht …«, sagte Helen, die versucht hatte aufzustehen und mit einem dumpfen Aufprall wieder auf dem Boden gelandet war.
»Was hat er dir angetan?«, fragte Lucas. Seine Stimme klang vor Sorge ganz schrill. Er hob Helen hoch und versuchte, sie so auszubalancieren, dass sie wieder von allein stehen konnte. »Sind deine Beine gebrochen?« Hastig griff er nach ihr, bevor sie wieder umfiel, und versuchte, das Ausmaß ihrer Verletzungen einzuschätzen.
»Nein, es ist nur … Hector hat gesagt, dass ich meine Blitze benutzen soll, aber ich glaube, er ist in die falsche Richtung gegangen«, murmelte Helen. Sie war ganz durcheinander und vor ihren Augen tanzten Sterne.
»Warum kannst du nicht stehen bleiben?«, fragte Lucas. Sein wunderschönes
Weitere Kostenlose Bücher