Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt
Lügnerin!«, sagte Claire und boxte ihr gegen die Hüfte.
»Es ist wahr! Meine Mutter hat mich verflucht, als ich noch ein Baby war, damit ich meine … ach, Mist! Es wäre echt einfacher, wenn ich doch ein Vampir wäre. Dann würdest du es verstehen!« Helen wusste nicht, wie sie anfangen sollte. Sie wanderte im Zimmer herum, fuhr sich mit den Fingern durch das zerzauste Haar und versuchte, ihre Gedanken zu sortieren.
»Hergie hat euch doch die Ilias lesen lassen, oder? Weißt du noch, dass die Helden alle übermenschliche Kräfte hatten und alle möglichen Dinge machen konnten, die normale Menschen nicht können?«, fragte sie.
»Ja. Aber das lag daran, dass sie Halbgötter waren. Das war nicht real«, bemerkte Claire, bevor sie verstand, was Helen ihr damit sagen wollte. »Oh, mein …«
»Ich bin ein Nachkomme dieser Helden. Wir nennen uns Scions und haben alle möglichen Kräfte – du würdest nicht glauben, was das alles ist. Aber bis vor ein paar Tagen hatte ich selbst keine Ahnung, was ich bin oder was ich tun kann. Ich wünschte, ich könnte dir alles erzählen, aber ich weiß nicht, was ich sagen darf und was nicht. Bitte, Gig. Ich weiß, dass es sich total verrückt anhört, aber ich habe dich noch nie angelogen. Du musst mir glauben.«
»Okay«, sagte Claire und nickte knapp. »Das meiste davonhabe ich mir schon vor einiger Zeit zusammengereimt. Du hast herausgefunden, dass du eine Halbgöttin bist – wie cool das klingt! –, als die Familie Delos hergezogen ist. Weil die genauso sind wie du. Das wusste ich sofort, als ich sie gesehen habe. Ich wusste nur nicht, was ihr alle seid.«
»Dann verstehst du es ja«, sagte Helen mit einem verlegenen Lächeln. »Ich musste es dir sagen, damit du mir helfen kannst, das alles auf die Reihe zu kriegen. Aber du darfst den Delos nicht sagen, dass ich es dir gesagt habe, solange ich nicht weiß, ob das okay ist oder nicht.«
»Kein Problem. Ich kann mich dumm stellen oder so tun, als wäre ich von selbst darauf gekommen. Bin ich ja auch irgendwie«, fügte Claire zufrieden hinzu. Dann erst fiel ihr auf, dass Helen völlig durchnässt war. »Wo warst du überhaupt? Und wieso bist du so nass?«
Helen wollte gerade erklären, was zwischen ihr und Hector vorgefallen war, als Claires Handy vibrierte. Claire überflog die Nachricht und tippte eine Antwort.
»Es ist Jason. Ich muss ihm sagen, dass du hier bist. Er sucht dich schon den ganzen Tag«, sagte Claire. Ihr Telefon vibrierte schon wieder.
»Noch mal Jason. Er möchte, dass du hierbleibst. Er ist auf dem Weg hierher.«
»Nein! Ich bin noch nicht bereit, mit einem von ihnen zu reden!«, rief Helen aus und wich zurück.
»Len, er macht sich wirklich Sorgen um dich, das tun sie alle.«
»Ich muss hier weg«, stieß Helen hervor. Sie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und drehte sich zum Fenster um.
»Wohin gehst du?«, fragte Claire und versuchte, Helen mit dem ausgestreckten Arm den Weg zu versperren. »Wenn du willst, sage ich ihm, dass er wieder gehen soll, aber sag mir wenigstens, dass du okay bist.«
»Ich will nur nach Hause. Versprich mir, dass du ihn daran hinderst, mir zu folgen.«
Claire versprach es und drückte ihre Freundin kurz. Dann sprang Helen aus dem Fenster und wechselte in der Luft ihren Schwerezustand. Im Wegfliegen hörte sie, wie Claire nach Luft schnappte. Eine Minute später landete Helen bei sich im Garten und ging sofort auf die Eingangsstufen zu, um zu duschen und sich aufzuwärmen.
Er wartete hinter der Tür auf sie und trat ihr die Beine weg, noch bevor er sich die Mühe machte, die Haustür zuzuschlagen. Alles wurde dunkel, dunkler als die Nacht, dunkler als jeder geschlossene Raum, den Helen jemals gesehen hatte. Sie war umgeben von einer Schwärze, die ihr jede Orientierung nahm. Sie wusste nicht einmal mehr, wo sie sich in ihrem eigenen Haus befand. Wo war die Treppe? Wo standen die Möbel? Sie hatte keine Orientierung. Als wäre sie in ein schwarzes Loch gefallen.
Helen war so geschockt, dass ihr keine Zeit mehr blieb, sich umzudrehen, bevor sich ein sehr großer Mann auf sie warf. Er nahm ihren Kopf in die Hände und zerrte ihn zur Seite, um ihr das Genick zu brechen. Sie packte seine Handgelenke und setzte ihre ganze Kraft ein, damit er losließ, aber sie kam einfach nicht gegen ihn an. Ihre Halsmuskeln wurden gefährlich überdehnt und sie geriet zum zweiten Mal an diesem Tag in Panik. Aber in ihrem letzten Todeskampf hatte sie etwas gelernt. Zwar
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