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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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Daphne anstarrte.Er umklammerte die blutige Klinge und ging in mörderischer Absicht auf sie zu.
    »Zurück!«, schrie Helen ihn an, als sie neben ihrer Mutter auf den Boden krachte.
    Helens Hände glühten eisblau, denn der Blitz war schussbereit. Kreon wusste, dass er unterlegen war. Er wirbelte herum und rannte landeinwärts. Hector, der nur Sekunden davon entfernt war, ihn zu erwischen, knurrte hasserfüllt und jagte hinter Kreon her.
    »Hector, warte! Verfolg ihn nicht allein!«, schrie Helen ihm nach, doch sie konnte ihre gefesselte und verletzte Mutter nicht alleinlassen. Aber Hector hörte nicht auf sie. Von hinten sahen sich die beiden so ähnlich, als wären sie Zwillinge, und für Helen sah es beinahe so aus, als jagte Hector eine schattenhafte Version seiner selbst.
    Helen drehte sich wieder zu Daphne um und riss mit bloßen Händen die Ketten von den Handschellen ab.
    »Mutter, was hast du getan?«, fragte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Das hier nicht!«, antwortete Daphne atemlos und deutete auf Pandoras Leiche.
    »Ich habe dich aus der Luft in Pandoras Körper gesehen!«, schrie Helen sie an. Sie fuhr sich mit den Händen durchs Haar und begann, aufgelöst hin- und herzulaufen.
    »Das habe ich gemacht, um Kreon zu verwirren – ich konnte doch nicht ahnen, dass er sie tötet!«
    »Und du hast nicht den Cestus benutzt, um ihn zu beeinflussen?«, fragte Helen misstrauisch.
    »Ich habe ihm nie gesagt, dass er sie umbringen soll!«, beteuerte Daphne und stand auf. »Ich wollte nur etwas Zeit schinden und ihn hinhalten, solange ich konnte. Ich hätte nie gedacht, dass er so etwas tun würde!«
    »Ich glaube dir«, sagte Helen. Sie zog ihre Jacke aus und legte sie über Pandoras Leiche. »Bist du schwer verletzt?«, fragte sie ihre Mutter.
    »Mir geht es gut. Aber du musst unbedingt Hector aufhalten«, wechselte Daphne hastig das Thema. »Geh. Ich bringe Pandora zurück zu ihrer Familie. Dann mache ich mich auf die Suche nach dir.«
    Helen nickte ihrer Mutter zu. Sie wusste, dass mehr hinter der Geschichte steckte, aber das musste warten. Sie sprang in die Luft und flog Richtung Westen, dicht über dem Boden, um Hector und Kreon nicht zu übersehen, die in der stockdunklen Nacht landeinwärts rannten. Helens Augen konnten das Licht nicht so manipulieren wie die der Kinder des Apoll – in der Dunkelheit war sie im Nachteil. Sie wünschte, dass Lucas bei ihr wäre. Er würde perfekt sehen können, sogar hier draußen im dunklen Moor. Außerdem würde er wissen, wo er suchen musste, weil er der bessere Stratege war. Vor allem wünschte sie aber, dass er bei ihr wäre, weil sie dann nicht allein mit Hector und Kreon fertigwerden musste.
    Sie verdrängte diesen Gedanken schnell wieder und flog von einem Ende der Insel zum anderen, konnte die beiden aber nirgendwo finden. Also machte sie wieder kehrt, denn schließlich war ihr Gegner nicht so dumm weiterzurennen, bis er in den Ozean lief. Kreon saß auf der Insel fest, es sei denn, er steuerteirgendeinen Ort an, von dem aus er sie verlassen konnte, ohne bemerkt zu werden. Helen flog eine enge Wendung und hielt auf den Fähranleger zu.
    Die letzte Fähre war längst weg, aber vielleicht war sich Kreon dessen nicht bewusst. Helen würde jeden Moment den belebteren Ortskern erreichen und musste entweder sehr hoch fliegen, um nicht entdeckt zu werden, oder landen und den Rest des Weges rennen. Sie entschied sich für die Landung in einem Bereich, wo niemand sie sehen würde. Dann lief sie auf den Fähranleger zu und lauschte angespannt. Als sie an der India Street vorbeikam, hörte sie dumpfe Schläge, die sich nach einer heftigen Prügelei anhörten. Helens Füße hämmerten auf den Asphalt, als sie den Geräuschen entgegenrannte. Sie wusste genau, wohin sie musste, wohin die Parzen diesen Kampf dirigiert hatten. Zum Athenäum.
    Helen schoss um die Ecke und musste feststellen, dass das Ende der Straße in absolute Schwärze getaucht war. Selbst in einem stockdunklen Raum spürt man die Dinge, die einen umgeben, doch Kreons Dunkelheit war so undurchdringlich, dass sie Helen mehr nahm als nur ihr Sehvermögen; sie entwurzelte sie und verwirrte all ihre Sinne. Als Helen in die Dunkelheit vordrang, die er geschaffen hatte, verstand sie, warum die anderen Kreon einen Schattenmeister genannt hatten.
    Irgendwo in diesem grässlichen schwarzen Loch konnte sie Hector und Kreon in blinder Wut aufeinander einprügeln hören. Helen wusste nicht, was sie tun sollte.

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