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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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Sie hatte solche Angst vor diesem von Kreon geschaffenen Nichts, das einem jede Orientierung nahm, dass sie nicht hineinzulaufen wagte. Sie schrieHectors Namen und ballte verzweifelt die Fäuste, die sofort von einem weißblauen elektrischen Schimmer umgeben waren. Das brachte sie auf eine Idee.
    Als sie in ihrem Haus gegen Kreon um ihr Leben gekämpft hatte, hatte ihr Funke die Dunkelheit vertrieben, sodass sie ihn plötzlich wahrnehmen konnte. Er konnte zwar andere Arten von Licht kontrollieren, aber bei ihren Blitzen schien das nicht zu klappen. Sofort hob Helen die Hände und rief einen hellen Funken herauf, der zwischen ihren Händen tanzte, und erleuchtete somit die ganze Szenerie.
    Hector lag auf dem Rücken. Kreon war über ihn gebeugt und hämmerte seinen Kopf immer wieder auf die Marmorstufen der Bücherei. Das blaue Glühen zwischen Helens Händen knisterte und wurde immer intensiver. Hector drehte seine zugeschwollenen Augen ins Licht. Er lächelte. Von Kreons Schwärze erlöst, schaffte er es, sich aus dem Griff seines Cousins zu befreien, und die beiden standen sich erneut gegenüber.
    Sie gingen aufeinander los, bevor Helen auch nur einen Schritt machen konnte. Sie warfen einander gegen die dorischen Säulen und zerrten an dem Körper des anderen, als wollten sie ihn auseinanderreißen. Helen rannte los und schrie, dass sie aufhören sollten, aber da war es schon zu spät. Sie war noch ein paar Meter entfernt, als Hector es schaffte, hinter seinen Widersacher zu kommen. Mit einem heftigen Ruck brach er Kreon das Genick.
    Helen blieb mitten auf der Straße stehen und sah geschockt zu, wie Kreons Leiche die Stufen hinunterfiel. Hector schaute auf ihn herab und sah dann Helen an. In diesem Augenblick hatten die Furien ihn verlassen und er war wieder Herr seiner Sinne.Hector hatte die schlimmste aller Sünden begangen. Er hatte seinen eigenen Cousin getötet.
    Ein dunkler Komet stürzte vom Himmel, krachte in Hectors Körper, trieb ihn durch drei Säulen und brachte sogar das Fundament des nachgemachten Tempels zum Bersten.
    »Lucas, hör auf!«, schrie Helen, so laut sie konnte.
    Doch Lucas konnte sie nicht hören. Die Furien hatten ihn gepackt. Er hörte nur ihre Befehle, den Sünder zu töten. Lucas prügelte blindlings auf Hector ein und versuchte, ihn totzuschlagen.
    Helen flog die letzten paar Schritte auf Lucas und Hector zu. Sie stieg blitzschnell auf und ließ sich dann mit ihrer ganzen Schwerkraft auf die beiden herabstürzen. Dabei stieß sie die beiden Jungen mit voller Wucht in den Schutt der Büchereistufen. Hastig warf sie die Arme hoch und holte zwei Blitze für jede Hand herauf. Bevor einer der beiden reagieren konnte, schoss sie die Blitze auf die verfeindeten Cousins ab. Als die beiden das Bewusstsein verloren, hörte Helen eilige Schritte näher kommen. Der Rest des Delos-Clans war eingetroffen.
    »Zurück«, schrie sie und stellte sich Ariadne und Pallas entgegen, die aus unterschiedlichen Richtungen auf sie zugerannt kamen.
    Hector war zwar bewusstlos, aber das war den Furien egal. Seine Sünde war so frisch, dass der Drang, ihn zu töten, unbezähmbar sein musste, selbst bei denen, die ihn am meisten liebten. Helen hatte Frieden mit dem Haus von Theben geschlossen, war aber kein Teil von ihm geworden. Deshalb stand sie zum Glück nicht unter dem Zwang, Hector töten zu müssen, der nun einAusgestoßener war. Sie suchte in ihrem Innern nach den Blitzen, spürte aber nur einen mickrigen Funken. Sie war stundenlang durch die Gegend gerannt, ohne einen Tropfen zu trinken.
    Mit einem kurzen Blick vergewisserte sie sich, dass Hector und Lucas noch atmeten, und schritt dann hinaus auf die Straße. Sie stellte sich zwischen Hector und seine wutschnaubende Familie.
    »Kommt nicht näher«, drohte Helen und zwang die letzten paar Volt, die sie noch verspürte, aus ihren Fingerspitzen zu sprühen. Hoffentlich merkten sie nicht, dass sie kaum mehr elektrische Kraft besaß.
    Helen hielt die eisblauen Hände ausgestreckt und ihr Blick wanderte von Ariadnes blutrünstigen Augen zu Pallas’ gebleckten Zähnen. Die beiden waren nicht mehr sie selbst, sondern nur noch Werkzeuge der Furien. Mit ihren glühenden Händen versuchte sie, sie zu vertreiben. Doch gerade, als Helen hoffte, dass sie vor ihren Blitzen weichen würden, kam Castor um die Ecke gerannt, getrieben vom Flüstern der Furien.
    Sie waren in der Überzahl. Helen hatte keine Ahnung, wie weit sie gehen musste, um Hector vor seiner eigenen

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