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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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Handschellen gefesselt waren. Noch halb betäubt, sah sie sich um. Sie lag an einem dunklen Strand. An beiden Unterarmen hatte sie tiefe Schnittwunden, aus denen Blut quoll, obwohl die Heilung schon eingesetzt hatte. Der Blutverlust machte sie sehr durstig, aber sie ignorierte es und rief einen Blitz herauf.
    Die Handschellen erhitzten sich rasend schnell, bis sie so hell glühten, dass Daphne den Blick abwenden musste, um nicht zu erblinden. Das Gleißen war beinahe unerträglich, aber die Handschellen schmolzen nicht, nicht einmal, als sie ihre volle Ladung einsetzte. Es gab nur wenige Stoffe, die bei normalemAtmosphärendruck einer solchen Hitze standhielten, ohne in einen flüssigen oder gasförmigen Zustand überzugehen.
    »Wolfram«, wisperte sie mit trockenen, rissigen Lippen und verfluchte sich selbst dafür, dass sie gehandelt hatte, ohne vorher nachzudenken.
    Die glühenden Handschellen aus dem nahezu unschmelzbaren Metall waren mit einem Blitzableiter verbunden, der in den Boden eingeschlagen war. Sie war nicht nur bewegungsunfähig, sondern auch entwaffnet, denn ihre Blitze würden wirkungslos im Sand verpuffen.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du noch einen Blitz übrig hast«, rief eine Frau, die am Wasser hockte. Sie richtete sich auf und kam auf Daphne zu. »Ich habe extra viel von deinem Blut genommen, um dich auszutrocknen – zumindest dachte ich das.«
    »Warum tust du das?«, fragte Daphne gefasst. »Du bist keine Mörderin, Pandora.«
    »Das weiß ich«, gab Pandora mit einem Nicken zu. »Ich habe versucht, dich zu töten, als du bewusstlos warst, aber ich konnte es nicht.«
    »Dann lass mich gehen«, sagte Daphne mit einem unheilvollen Lächeln. »Ich weiß, warum du das hier machst. Etwas nicht wahrhaben zu wollen, ist ein machtvoller Antrieb, und Trauer kann auch einen guten Menschen böse machen.« Daphne kämpfte sich auf die Knie. »Aber warum glaubst du mir nicht? Oder wenn nicht mir, wieso dann nicht deinem Neffen Lucas? Er ist ein Falschfinder.«
    »Lucas hat jeden Grund der Welt, deine Version der Geschichte für die Wahrheit zu halten«, fauchte Pandora und kicktewütend in den Sand, bevor sie anfing, hektisch auf und ab zu gehen. »Seine Liebe zu Helen macht ihn blind, und er würde alles tun, um sie zu behalten. Vielleicht sogar seine eigene Familie anlügen.«
    »Zum einen kann Lucas Helen niemals ganz haben«, sagte Daphne düster. »Und zum anderen gibt es einfachere Wege herauszufinden, ob ich Ajax getötet habe. Dazu hättest du mich nicht entführen müssen. Hast du Tantalus jemals gefragt, warum er sich immer noch versteckt?«
    »Wahrscheinlich, weil er weiß, dass du dich in jede Person verwandeln kannst, die du willst!«, schrie Pandora sie wutentbrannt an. »Das Einzige, was du nicht fälschen kannst, ist eine Handschrift. Deswegen kommuniziert er nur durch Briefe – um sich zu schützen, weil er weiß, dass du seinen Tod willst!«
    »Und wieso sollte ich seinen Tod wollen?« Jetzt wurde auch Daphne wütend. »Wenn es mir nur um den Triumph ginge, hätte ich längst eine von euch Theben-Ratten töten können. Wieso sollte ich Tantalus wollen und nur ihn, wenn er mir nicht etwas genommen hätte, das mir lieb und teuer war?«, fragte sie mit zittriger Stimme.
    Pandora beobachtete, wie Daphne sich in den Sand setzte, dem verhassten Ozean den Rücken zukehrte und deprimiert auf ihre eigenen Füße starrte. Pandora entfernte sich von ihr, verschränkte die Arme und hielt ihr Gesicht in den Wind. Sie atmete schwer, und ihr Blick wanderte hin und her, als würde sie den Horizont absuchen.
    »Du Schlange«, sagte sie plötzlich wutentbrannt. »Kreon hat gesagt, dass du raffiniert bist, aber das ist etwas anderes. Du glaubstwirklich, was du sagst! Deswegen konnte Lucas deine Lügen nicht entlarven. Du hast dich all die Jahre hinter den Gesichtern anderer Leute versteckt und jetzt ist deine ganze Existenz eine einzige Lüge. Deswegen muss ich dich von Castor und Pallas fernhalten und von allen anderen, die ich liebe. In meinem Herzen weiß ich ganz genau, dass du den Cestus benutzt hast, um meinen Bruder zu verführen. Du hast ihn nie geliebt und er hätte dich niemals lieben können. Ajax war zu gut, er war zu rein …«
    »… und zu edel und sanftmütig und großzügig und mutig«, rief Daphne laut, um Pandora zu übertönen. Sie blinzelte mehrmals, weil ihre Augen schmerzten, aber keine Tränen hervorbrachten. Ihr Körper weinte, aber es fehlte die Feuchtigkeit, und

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