Goettlicher Thor 1
sogar mit einem wildfremden Mann schlafen und am nächsten Tag ist alles vergeben und vergessen.“
„Was?“ Ich war irgendwie sprachlos. Bis auf das was? eben.
„Is nich war?“, staunte Rosi und bekam den Mund gar nicht mehr zu.
„Warum nicht?“, antwortete Martina mit einer Gegenfrage. „Wir sehen das nicht so eng. Er kann an diesem Tag getrost mit anderen Frauen vögeln und ich dafür mit Männern. Das ist so quasi das letzte Aufbäumen vor dem Finale. Zum letzten Mal eine kleine Orgie oder so.“ Martina lächelte, aber ihre Augen sprangen unruhig umher und zeigten mir, dass sie damit nicht so ganz klar kam.
„Aber ihr liebt euch doch“, protestierte ich und Martina wurde ärgerlich. Sie hatte dem Deal mit ihrem Zukünftigen schließlich zugestimmt und da musste sie seine Vorstellungen ganz klar verteidigen. Vermutlich hielt sie mich gerade für total altmodisch oder auch verklemmt.
„Na und? Wir geloben uns ja eh am nächsten Tag Treue. Das passt schon! Ich kann mir noch mal so richtig Vergleiche holen und er auch.“
„Vergleich-e?“, hakte ich nach, weil ich automatisch an einen sehr promiskuitiven Abend dachte. Dabei war ich in den letzten Jahren wahrlich zur heiligen Jungfrau mutiert. Seit meiner Scheidung hatte ich keinen Mann mehr an mich herangelassen, mich nur auf Entfernung an manchen ergötzt, aber eher Bestätigungen gesucht, um nie wieder lieben oder Sex haben zu müssen. So richtig bewusst wurde mir das allerdings erst jetzt, wo Rosi schon fast sabberte und Martina diesen unruhigen Blick zeigte. Einen Blick, der zwar Neugier spiegelte, aber auch eine versteckte Angst. Und das war nicht weiter verwunderlich, denn wenn sie guten Sex mit ihrem Zukünftigen hatte (und sie hatte es oft genug betont), konnte doch kein Interesse an Vergleichen bestehen. Gesättigt ist nun einmal gesättigt , dachte ich mir. Aber vermutlich wollte sie einfach keine Spielverderberin sein oder versuchte krampfhaft ihrem Mann ebenbürtig zu sein. Der ließ nämlich mit Sicherheit auch nach der Ehe nichts anbrennen. Alleine wie er mich bisher immer angesehen hatte, obwohl Martina an seiner Seite war, zeigte mir, wie wenig er in Wahrheit von Treue hielt.
„Gott, das ist doch nicht schlimm! Jeder tut mal was Ungewöhnliches und wir haben uns immerhin versprochen nur geschützten Sex mit anderen zu haben. Hannes hat mir das vor kurzem richtig schmackhaft gemacht und alles schön mit den richtigen Worten ausgeschmückt ...“, plapperte sie und ich dachte mir nur ein: Ja klar hat er das! Er wollte schließlich auch mal ganz offiziell mit anderen rumvögeln.
„... und gemeint, dass wir so doch nur noch mehr zueinander finden würden. Dadurch wüssten wir erst so richtig, was wir mit dem anderen haben.“
„Du meinst, es ist ein Art Liebesbeweis?“ Damit wollte ich sie eigentlich total aus der Reserve locken, denn wie blöd musste man sein, diesen Freibrief als so etwas zu sehen?
„Ja genau“, strahlte sie jedoch und ließ ihre angespannten Schultern endgültig sinken. Ihrer Meinung nach hatte ich offenbar endlich kapiert, was sie meinte. Ich war fassungslos! Da machte ich den totalen Spaß und wollte sie provozieren und sie glaubte tatsächlich, dass ich doch noch im letzten Moment verstanden hätte. Allmählich wurde mir richtig übel von dem Getue.
„Super“, rief Rosi inzwischen und verstärkte damit auf ganz natürliche Weise meine Übelkeit. „Dann sind wir uns ja einig! Wann startet der lastervolle Abend?“
4. Kapitel
Zu Hause angekommen, schüttelte ich noch immer leicht den Kopf. Offenbar hatte ich in dem Versuch, wieder normal zu werden, ein paar essentielle Hinweisschilder auf meinem Weg verpasst. Hinweisschilder wie: Deine Freundinnen sind selber nicht ganz dicht, oder so.
„Die sollten vielleicht selbst einmal zur Therapie“, seufzte ich leise und schlüpfte aus meinen übertrieben hohen Schuhen. Oft genug hatten mir die beiden in meinem Genesungsprozess ein gutes Gefühl von Bodenhaftung gegeben, doch heute hatte ich zum ersten Mal erkannt, dass ich aus der Zeit der High Heels längst herausgewachsen war. Verärgert rieb ich meine brennenden Zehenballen und nahm mir vor, diesen Polterabend tunlichst an mir vorüberziehen zu lassen. Irgendeine Ausrede würde mir schon einfallen. Ich hasste Männerstriptease und wilde Orgien ohne Gefühl ebenso. Natürlich wünschte ich Martina alles Gute für ihre Hochzeit und vor allem fürs Leben danach, aber musste ich deswegen gleich den
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