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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nur eine kleine, aber wichtige Frage: Gibt es im Outback Gold?«
    »Nein!«
    »In Tennant Creek war eine Mine.«
    »Die ist leer wie mein Tabaksbeutel … Ich darf nämlich nicht mehr rauchen. Tennant Creek war eine Ausnahme. Zuerst wollte niemand glauben, daß da Gold zu finden sei. Und es war ja auch keine lange Freude. Was man jetzt noch dort rausholt, reicht gerade für das Zahngold.«
    Saul Eberhardt lachte laut, seine Stimme kickste dabei und wurde greisenhaft heiser. Aber ebenso plötzlich, wie er gelacht hatte, kehrte er zu seinem würdigen Ernst zurück.
    »Auch in den Reservaten gibt es kein Gold?« fragte Wolf Herbarth.
    »Bei den Aboriginals? Ausgeschlossen. An welches Freehold Land denken Sie denn?«
    »An kein bestimmtes.«
    »Haben Sie Grund, anzunehmen, es gäbe im Outback noch irgendwo Gold?«
    Wolf zögerte. In der Hosentasche spürte er die Lederrolle, sie drückte gegen seinen Oberschenkel, aber er holte sie nicht hervor.
    Wie ist das bei den Baptisten, dachte er. Haben ihre Pfarrer oder Prediger oder wie sie sich nennen auch eine Art Beichtgeheimnis? Kann man ihnen wie unseren Pastoren alles anvertrauen, und sie müssen schweigen? Ich gebe zu: Von den Baptisten verstehe ich nichts, ich weiß nur, daß sie eine der fleißigsten Kirchengemeinden in aller Welt sind. Wohin man auch kommt, die Baptisten sind da. Sogar in Rußland, wo die Sowjets sie gejagt haben wie die Wölfe.
    »Müssen Sie schweigen, Herr Pfarrer?« fragte Wolf zurückhaltend.
    »Wollen Sie beichten?«
    »Sehen wir es als etwas Ähnliches an. Ist das möglich … auch wenn ich kein Mitglied Ihrer Kirche bin? Ich habe es immer noch im Ohr: Paul Eberhardt kann mir helfen.«
    Saul schmolz dahin. Er beugte sich vor, legte die Hände gefaltet in seinen Schoß und nickte Wolf mit väterlicher Güte zu.
    »Wir haben alle nur einen Gott«, sagte er mit seiner besten Predigerstimme. »Viele Namen hat er, aber immer ist es nur ER. Was wollen Sie mir sagen?«
    Wolf griff in seine Tasche, holte das Känguruhleder hervor, rollte es auf und reichte es Eberhardt hin. Der Prediger blinzelte, kniff die Augen zusammen und griff nach dem Lederlappen. Ohne Brille konnte er nichts entziffern, aber das war auch nicht nötig. Zunächst war das hier nur ein Stück weiches Leder.
    »Was soll das?« fragte er. »Ich denke, Sie wollen beichten?«
    »Was Sie da in der Hand halten, Herr Eberhardt, hat mir ein sterbender Aboriginal gegeben. Es war sein Vermächtnis. Wir haben ihn gestern nachmittag in der Wüste bei Warrabri begraben. Er starb an Erschöpfung, wollte nach Alice Springs zum Arzt. Er hat es nicht mehr geschafft. Das hier ist eine Zeichnung auf einem Stück Känguruhleder, und bevor der Mann starb, stammelte er noch: Gold … Gold …« Wolf holte tief Atem. »Seitdem glaube ich, daß dies keine Zeichnung, sondern eine Karte ist … eine Karte, die zu einer Goldmine hinführt. Nur, wo diese Mine ist, das ist nicht zu erkennen. Deshalb meine Frage: Gibt es überhaupt in irgendeinem Reservat eine Goldader?«
    »Nein.« Das war eine klare Antwort. Saul Eberhardt hielt Wolf das Lederstück wieder hin. »Über fünfzig Jahre bin ich in diesem Land … Keiner kennt es besser als ich …«
    »Darum bin ich zu Ihnen gekommen, Herr Pfarrer. Wenn jemand die mögliche Existenz einer Goldmine bejahen könnte, dann nur Sie. Ich sage ja auch: Es ist unmöglich. Ich bin Geologe. Aber mich machen die letzten Worte des Aboriginals stutzig. Ein Sterbender lügt nicht.«
    »Wer kann den Eingeborenen hinter die Stirn blicken? In 55 Jahren habe ich nicht gelernt, was in ihnen vorgeht. Ich habe sie missioniert, ich habe sie von der Erde weggeholt – ein Aboriginal hat ein inniges Verhältnis zur Erde; er wird dort geboren, lebt und schläft dort und stirbt auf der Erde. Ich habe ihnen Hütten gebaut, und sie haben die Holzhütten verfeuert, weil Feuer für sie eine Zwiesprache mit ihren Göttern bedeutet, und als die Hütten verbrannt waren, lebten sie wieder auf der Erde. So sind sie. Die Worte, die der Sterbende gesprochen hat, können gar nichts bedeuten.«
    »Und die Karte?« Wolf Herbarth nahm das Lederstück wieder an sich.
    »Ist es eine Karte?«
    »Ich deute diese Zeichnung jedenfalls so.«
    »Sie deuten! Auch das habe ich mir abgewöhnt. Ein Aboriginal denkt immer anders als wir.«
    »Dann ist diese Zeichnung also wertlos?«
    »Wenn Sie danach Gold suchen wollen – vollkommen wertlos.«
    Saul Eberhardt hatte ehrliches Bedauern im Blick. »War das Ihre ganze

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