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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kommandeur einer Militärtruppe, die sich wie vergessen vorkam und deren Alltag daraus bestand, zu exerzieren und so zu tun, als sei man von grausamen Feinden umgeben. Ein Krieg mit den Aboriginals wäre eine Fieberphantasie gewesen … Die Stämme in ihren Reservaten waren froh, daß sie noch lebten und daß man sie in ihren Wüsten, Steppen und Gebirgen in Ruhe ließ. »Was kann ein Soldat für einen Zivilisten tun?«
    Für Tillburg eine typische Frage. Herbarth setzte sich auf den Stuhl gegenüber und wartete, bis der Captain sich laut prustend die Nase geputzt hatte.
    Man kannte sich seit vier Jahren, und diese Bekanntschaft war auf eine eigenwillige Art zustande gekommen. Chick und Wolf waren in der Nähe von Henbury am Finke River mit ihrem Riesentruck in ein Schlammloch geraten, das der letzte große Regen hinterlassen hatte, ein Alptraum für jeden Überlandfahrer, denn wie man siebzig festgefahrene Tonnen wieder flott machen kann, das wußte auch Chick Bullay nicht. Er saß vorn auf der breiten Stoßstange, rauchte eine Zigarette, stierte in die rote Landschaft und schrie jeden Autofahrer an, der natürlich bei ihnen anhielt.
    »Halt's Maul!« brüllte er, sobald einer bremste und die Tür öffnete. »Ich brauch' keine Ratschläge. Hau ab mit deinem Furz von Auto! Oder willst du mich mit deinem Floh hier rausziehen?«
    Nach einer solchen Begrüßung stellten alle ihre Hilfsangebote ein, antworteten mit ebenso unflätigen Worten und fuhren weiter.
    »Und was nun?« hatte Wolf gefragt. »Willst du hier warten, bis das Loch ausgetrocknet ist?«
    »Ich habe nach Alice gefunkt. Irgendeiner wird schon kommen.« Chick hatte gegen eines der mächtigen, dicken Räder getreten, als hätte es Schuld an dem Unglück, aber die böse Ahnung ließ sich nicht vertreiben, daß man notfalls den ganzen Lastzug entladen mußte, um wieder flott zu werden. Ein Gedanke, der Chick fast um den Verstand brachte.
    Doch auch nach sechs Stunden kam keine Hilfe aus der Stadt. Die angefunkten Werkstätten gaben keine Antwort, Chicks Flüche und Verdammungen erreichten die tiefste Tiefe, die man jemals mit Worten erreichen kann – und dann nahte wie eine Geistererscheinung in der wabernden Hitze der Wüste eine Militärkolonne mit zwei Kranwagen und einem leichten Panzer. Sie kehrte von einer der langweiligen Übungen im Gelände zurück, die man ansetzen mußte, um wenigstens das Gefühl zu haben, im militärischen Einsatz zu sein.
    Captain Tillburg, der in einem Jeep vorausfuhr, hielt hinter dem Truckzug an und stieg aus. Chick, von rotem Staub bedeckt, blieb auf dem Trittbrett der Fahrerkabine sitzen. Militär verabscheute er, Uniformen regten ihn zu Aggressionen an, und daß nun ausgerechnet die Garnison von Alice Springs ihm helfen konnte, betrachtete er als eine ungerechte Ohrfeige des Schicksals. Wolf Herbarth kannte solche inneren Hemmungen nicht; er ging dem Captain entgegen und grüßte.
    »Malheur gehabt?« fragte Tillburg knapp.
    »Ein vom Regen ausgespültes Schlammloch. Die Hilfe aus Alice Springs ist noch nicht zu sehen. Sie schickt der Himmel, Captain.«
    »Nein, wir wollten nur nach Hause! Wieviel Tonnen mit Ladung?«
    »Runde siebzig.«
    »Das müßte man bestrafen!«
    »Reichen Sie diesen Vorschlag nach Adelaide weiter, Captain. Shuster & Shuster heißt unsere Firma. Vor drei Wochen hatten wir hundert Tonnen an der Deichsel …«
    »So etwas ist fast ein Mordversuch.« Tillburg kam näher an den Truckzug heran und musterte Chick, der regungslos auf der Stoßstange hockte und immer noch rauchte. Die Militärkolonne hatte gestoppt, von einem der Mannschaftswagen kam ein Mastersergeant heran. Ein Bulle von Kerl mit dem Gesicht einer Dogge, rothaarig und – wenn er den Mund aufmachte – wie ein wandelnder Fünfhundert-Watt-Lautsprecher.
    Tillburg blieb vor Chick stehen, der an ihm vorbeiblickte, als sei er ein abgestorbener Baum. »Sind Sie der Chef?« fragte Tillburg.
    »Hier gibt's keinen Chef, nur arme Säue«, antwortete Chick. Er spuckte den Zigarettenstummel aus, und das war etwas, was Mastersergeant Hammerschmidt überhaupt nicht vertragen konnte. Behandelt man so einen Captain? Und erst recht einen Gentleman wie James Tillburg?
    Hammerschmidt ging um Tillburg herum, trat mit seinen derben Militärstiefeln Chick auf die Zehen und ließ die flache rechte Hand gegen seine Stirn klatschen.
    Für einen winzigen Augenblick war Chick wirklich verblüfft. Diese Schrecksekunde dauerte länger als sonst … Noch nie in

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