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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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– ja.«
    »Sie haben nicht die geringsten Erkenntnisse von dieser Krankheit.«
    »Aber ich kann Ihren Zustand beurteilen. Und der schließt eine solche Therapie aus.«
    »Noch, Dr. Tunin. Noch!« Tillburg verkrampfte die Hände ineinander. »Ich fühle mich jedenfalls hundeelend … Das will ich hier vor Zeugen betonen und feststellen.«
    Der Polizeiposten in Kings Canyon war verzweifelt. Dort wußte man genau, was in den nächsten zwei Tagen geschehen würde. Eine Ablösung von dieser äußersten Station der Zivilisation war zwar eine Erlösung von Langeweile und sonnendurchglühten, steilen Felsen, von Einsamkeit und Wüstenwinden, aber das angedrohte Disziplinarverfahren würde an einem kleben bleiben bis zum Ende des Beamtendaseins. So etwas blieb für immer in den Personalpapieren. Sogar eine Zurückstufung in eine andere Gehaltsklasse war möglich … Das traf besonders hart.
    »Ich habe die vier gewarnt!« sagte der Lehrer René Boncoeur, aber damit konnte er niemanden trösten. »Wie verbohrt waren sie, ins Never Never zu kommen. Nun hat das Land sie gefressen. Irgendwann einmal wird man durch Zufall ihre vom Sand zugewehten Wagen und ihre Gerippe finden. Sie sind nicht die ersten …«
    »Oder man wird gar nichts finden!« Der Sanitäter der Station rauchte hastig. Ihm gegenüber saßen die beiden Piloten des Suchflugzeuges. Sie hatten am Fuß des Canyons eine abenteuerliche Landung hinter sich und wollten am nächsten Morgen weiter das Gebiet abfliegen. Der Treibstoff reichte noch für vier Stunden, dann mußte man wieder zum Auftanken in Alice Springs sein. Oder auf dem Flugplatz von Ayers Rock. Aber der lag für ihre Aktion viel zu weit weg, sie müßten dabei den Lake Amadeus überfliegen, das Reservat Katiti, die Siedlung Yulara, und dort konnten die Vermißten auf gar keinen Fall sein.
    »Wenn sie im Never Never umgekommen sind, werden Wagen und Ausrüstung in aller Heimlichkeit von den Aboriginals kassiert werden«, sagte der Sanitäter.
    »Und wo bekommen die Benzin her?«
    »Benzin? Was in den Wagen und Kanistern ist, wird weggeschnüffelt. Das sind Festwochen für den ganzen Stamm. Die Wagen verrotten irgendwo in einem Felsenversteck. Was soll ein Aboriginal mit einem Toyota und einem VW-Bus? Sie haben ja sogar die Hütten, die wir ihnen bauten, Stück für Stück als Brennholz verheizt und leben weiter auf der Erde unter den verbogenen Wellblechdächern. Wer soll aus denen klug werden?«
    »Was kann denn bloß passiert sein?« fragte der Polizeiposten. Er hatte bereits in den vergangenen Stunden seine Koffer gepackt und war abfahrbereit. Für ihn war seine Ablösung keine Frage mehr.
    »Ein Achsenbruch, zum Beispiel«, meinte der Lehrer. »Eine neue Achse hatten sie nicht bei ihren Ersatzteilen.«
    »Aber ein modernes Funkgerät. Warum geben sie keine Nachricht?«
    »Auch das Funkgerät kann ausfallen.«
    »Etwas viel auf einmal …«
    »Im Never Never ist alles möglich. Sogar ein Überfall ist drin. Wenn sie nicht wieder auftauchen, werden wir's nie erfahren.« Der Lehrer umklammerte seinen Becher mit Bier. »Ich habe sie gewarnt …«, wiederholte er. »Und wenn sie hundertmal von Adelaide nach Darwin gefahren sind – der Highway ist etwas anderes als Wüste und Geröllsteppe. Da hilft die Truck-Erfahrung wenig. Aber dieser Chick war ja nicht zu überzeugen. Und die beiden Mädchen … Nein, das war alles nicht nötig.«
    Die vorerst letzte Meldung, die aus Kings Canyon im Hospital von Alice Springs einlief, gab diese Resignation wieder.
    »Es ist zu befürchten«, teilte der Polizeiposten mit, »daß die beiden Wagen und ihre fünf Insassen im Petermann auf noch ungeklärte Weise verunglückt sind und die Möglichkeit eines Funkkontaktes mit uns nicht mehr bestand. Gleich nach Sonnenaufgang wird die Suchaktion fortgesetzt. Das Flugzeug muß dann allerdings nach Alice Springs zurück, um aufzutanken. Ein Ausweichen zum Flugplatz Ayers Rock ist vermutlich nicht möglich, weil für dieses Gebiet morgen eine Regenfront mit starkem Wind angesagt ist.«
    »Auch das noch!« Der Gouverneur, der am Abend noch einmal ins Hospital gekommen war, um Eve Dover, aber vor allem Captain Tillburg zu besuchen, ließ sich mit der Air Basis von Alice Springs verbinden und bekam bestätigt, daß morgen ein schlimmes Flugwetter zu erwarten war. Wirbelwinde und Regen, vor allem im Gebiet von Katiti und dem Lake Amadeus. Der seltene Fall würde eintreten, daß sich ein Teil des sonst permanent trockenen Sees mit
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