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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wasser füllte. Aber dieses Naturschauspiel würde nicht lange anhalten. Nach wenigen Tagen saugte die Sonne alles Wasser wieder auf, und zurück blieben Sandbänke und riesige Salzadern. Totes Land.
    »Wenn es wirklich noch Spuren gegeben hat – durch den Regen werden sie weggespült«, sagte der Gouverneur resignierend.
    »Sir, darf ich einen Einwand anbringen?« Dr. Tunin war es peinlich, den Gouverneur zu berichtigen. »Die Vermißten befinden sich weiter nördlich, irgendwo im völlig unbewohnten Gebiet zwischen dem Mount Murray und den Worman Rocks. Da bleibt die Welt trocken wie Staub.«
    Der Gouverneur nahm die Berichtigung wortlos hin und bemerkte nur: »Dann haben wir ja noch Hoffnung, Dr. Tunin.«
    »Einen Funken Hoffnung, Sir. Ich sagte es schon, von diesem Funken leben wir jetzt. Wir balancieren am Rande eines Wunders …«
    In der Nacht landete ein Sonderflugzeug der Airlines of Northern Australia, von Darwin kommend, in Alice Springs. Es hatte Blutkonserven, medizinische Geräte und einen Arzt mit einem eisgrauen Spitzbart an Bord.
    Dr. William Bensson, Bakteriologe von internationalem Ruf, Professor und Leiter des Instituts für Virusforschung in Darwin. Dr. Tunin begrüßte ihn mit einer Herzlichkeit, die ausdrückte, wie glücklich er darüber war, daß Bensson selbst nach Alice Springs kam.
    »Aber das ist doch selbstverständlich«, wehrte Bensson allen Dank ab. »Solch ein Fall löst bei mir eine Alarmsirene aus. Und wenn ich Ihnen helfen kann, Kollege Tunin, gerade Ihnen – da zögere ich doch nicht.«
    William Bensson, der eigentlich Willard Bensson hieß und gebürtiger Schwede war, zögerte wirklich nicht. Er wusch sich Hände und Gesicht, zog dann Plastikhandschuhe an, ließ sich mit einem Sterilspray besprühen und den Mundschutz umbinden. Währenddessen berichtete Dr. Tunin eingehend von der rätselhaften Krankheit, von dem Aboriginal Angurugu, der Exhumierung, der Obduktion, dem bakteriologischen Befund aus Adelaide, dem neuerlichen Ausbruch der Krankheit bei Mrs. Dover und seinen Befürchtungen von menschlichen Tsetse-Fliegen.
    Bensson lachte herzlich über diesen Vergleich, aber er gab Tunin recht. Die Befürchtungen waren berechtigt. »Kennen Sie den Ausspruch: ›Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste‹?« fragte er.
    »Nein.«
    »Aber das ist ein Spruch, den die Lebenserfahrung geprägt hat. Man kann ohne Vorsicht so viel Unwiederbringliches zerstören. Wann nehmen wir den Blutaustausch vor?«
    »Wenn nötig, sofort. Sonst morgen früh.«
    Eve Dover schlief, als sie ins Zimmer kamen. Aus den Infusionsflaschen tropften langsam die herzstärkenden Mittel und die Antibiotika. Eine junge Schwester mit Plastikhandschuhen und Mundschutz hielt Nachtwache. Sie saß an einem Tisch neben dem Bett, las in einem Roman und stand auf, als Tunin und Bensson eintraten.
    »Unverändert«, sagte sie. »Mrs. Dover schläft seit zwei Stunden. Temperatur 39,3 …«
    »Wieder höher.« Dr. Tunin beugte sich über Eve. Man hatte sie jetzt endlich abgeschminkt, gewaschen, das Punkerhaar vom Spray befreit und in natürliche Wellen zurückverwandelt, man hatte ihr ein Nachthemd angezogen und sie wieder erkennbar gemacht. Erst jetzt sah man, welch ein hübsches Mädchen Eve Dover war. Zweiundzwanzig Jahre jung, mit einem süßen Puppengesicht, das gestandene Männer wie Hammerschmidt in die Knie zwang.
    Vorsichtig schlug Tunin das Laken zurück. Eves Nachthemd war bis zum Nabel hochgerutscht, der Unterkörper, die Hüften, Schenkel und Beine lagen bloß. Die roten und dunkelbraun verfärbten Flächen auf der Haut waren wie kleine Farbspritzer.
    »Hm …«, sagte Bensson. »Noch nie gesehen …«
    »Bei Angurugu hatten sich einige dieser Flecken in Schwarz verändert und ulzerierten.«
    »Was hat man in Adelaide über die Abstriche gesagt?«
    »Es wären Staphylokokken von der Art des Staphylococcus citreus. Ich habe deswegen auch sofort Antibiotika gegeben.«
    »Mit Erfolg?«
    »Sie lebt noch …«, sagte Tunin. »Aber jetzt steigt das Fieber trotzdem wieder … Ich glaube nicht daran, daß es sich um eine Pyodermia fistulans significans handelt, wie man in Adelaide vermutete; davon stirbt man nicht. Das rätselhafte ist: Im Blut der Überträger findet sich nichts Auffälliges, bei Ausbruch der Pyodermia verschlechtert sich dramatisch schnell der Allgemeinzustand des Erkrankten, ein radikaler Kräfteverfall erfolgt, und diese Kachexie ist die eigentliche Todesursache. Der Aboriginal Angurugu ist an
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