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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dieser totalen Erschöpfung gestorben, nicht an einer Blutvergiftung, nicht an Viren, wie ich zuerst annahm. Aber das Rätselhafteste kommt noch: Es gibt eine Infektion von Mensch zu Mensch! Was aber wird übertragen? Staphylokokken? Hammerschmidt hat keine Staphylokokken! Sein Blut ist unauffällig, ebenso wie das von Mrs. Dover. Und trotzdem …«
    »Eine neue Tropenkrankheit.«
    »Das befürchte ich – und damit stehen wir ganz schön im Regen.«
    »Das standen wir auch bei Aids. Nur im Elektronenmikroskop wurde dann das Virus sichtbar.«
    »Und weiterhin unbeherrschbar.«
    »Noch, Kollege Tunin! Es gibt kaum eine Geißel der Menschheit, die wir nicht in den Griff bekommen haben. Pest, Cholera, Typhus, Malaria, Schlafkrankheit, Gelbfieber, Kinderlähmung, Meningitis …«
    »Ich kann Ihnen ebenso viele nennen, wo wir uns unserer Hilflosigkeit schämen.«
    »Jetzt kommt wieder der Krebs als Beispiel …«
    »Und die multiple Sklerose …«
    »Und auch da wird es eines Tages heißen: Jetzt haben wir's!«
    »Aber so lange kann Mrs. Dover nicht warten.«
    »Das war eine sarkastische, aber richtige Bemerkung.« Bensson beugte sich nun auch über Eve. Sie schlief fest, ihr Puppengesicht war entspannt, der Atem ging ruhig und nicht mehr so flach wie vor Stunden. Die Infusionen hatten den Körper unterstützt, mit eigener Kraft gegen die Krankheit anzugehen. Unsichtbar fand in Eve ein Kampf um das Leben statt. Angurugu hatte ihn damals verloren. Der Marsch durch die Wüste zum rettenden Highway nach Alice Springs hatte die letzten Kräfte aufgesogen, die innere Abwehr war zusammengebrochen, die Krankheit hatte gesiegt.
    Bensson betrachtete die Hautflecken lange und nachdenklich. Mit den Fingerspitzen, geschützt durch die hauchdünnen Plastikhandschuhe, betastete er sie, betrachtete sie durch eine Lupe und sah den Ansatz stecknadelkopfgroßer, siebförmig angeordneter Öffnungen in dem sich bereits braun verfärbten Gewebe.
    »Es sieht wirklich aus wie eine Pyodermia«, sagte er.
    »Es sieht aber nur so aus … Sie ist es nicht.«
    »Sie haben noch keine Hautproben entnommen?«
    »Nein. Meine erste Sorge war, ihren desolaten Zustand zu stabilisieren.«
    »Das ist Ihnen hervorragend gelungen, Kollege Tunin.«
    Bensson richtete sich auf, die Hände von sich weggestreckt. Ein Deckeleimer, in den er die Handschuhe werfen konnte, war nicht im Zimmer. So etwas durfte nicht vorkommen, für Dr. Harper war ein Anpfiff fällig. Tunin, ein Perfektionist, schämte sich fast vor Bensson.
    »Ich glaube, wir können mit dem Blutaustausch bis zum Morgen warten«, sagte Bensson und gab der Schwester ein Zeichen. Sie deckte Eve wieder zu.
    »Wir müssen den Fieberanstieg bremsen, Herr Professor.«
    »Darf ich etwas anregen? Lassen wir das. Fieber ist ja eine Art Feuerwehr des Körpers, bis zu einer gewissen Grenze kann es sogar nützlich sein.«
    »Hier geht es bis auf 42 Grad hoch und schwächt den Körper nachhaltig.« Tunin öffnete die Tür, Bensson ging aus dem Zimmer und wartete, bis Tunin nachkam. Noch immer streckte er die Hände von sich; es war peinlich. Erst im OP wurde Bensson seine Handschuhe los. Ein Krankenpfleger zog sie ihm mit einer Zange von den Fingern und warf sie in einen Eimer.
    »Eines ist klar«, stellte Bensson fest. »Fieber beweist eine Infektion, und eine Infektion hat einen Erreger … Gehen wir ruhig zurück auf das ABC der Medizin. Ein Erreger kann mit unseren heutigen Mikroskopen sichtbar gemacht werden. Mit hunderttausendfacher Vergrößerung zerlegen wir sogar ein Virus. Haben wir es erst entdeckt, entgeht uns kein Geheimnis mehr. Auch vom Aids-Virus können wir fabelhafte Detailgemälde herstellen, nur vernichten können wir es noch nicht.«
    »Und hier haben wir einen Erreger, den wir noch nicht kennen.«
    »Aber den wir finden werden, Kollege Tunin!« Bensson winkte ab. »Ich weiß, unser Gespräch dreht sich im Kreis. Hier waren wir schon einmal angelangt.« Er lachte kurz. »Wie kriegen wir den Rest der Nacht herum?«
    »Für Sie ist ein Zimmer hergerichtet, Herr Professor. Ein paar Stunden Schlaf sind noch drin.«
    »Und Sie, Herr Kollege?«
    »Ich lege mich ebenfalls im Wachzimmer hin.«
    Tunin brachte Professor Bensson zu seinem Zimmer, wünschte ihm eine gute Nacht und kehrte dann in die Isolierstation zurück. Im Ärzte-Wachzimmer warf er sich auf die Couch, schob die Hände unter den Nacken und starrte an die Decke.
    Der Gedanke, den Kampf gegen diese neue Krankheit zu verlieren, bedrückte
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