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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war nur ein geballter Haufen Elend. Als Eberhardt die Augen schloß, faltete auch Rock die Hände – zum ersten Mal wieder seit seiner Kindheit.
    »Herr im Himmel, der du alles weißt«, betete Eberhardt mit leiser, aber eindringlicher Stimme, »sieh herab auf uns, die wir Sünder sind, so wie kein Mensch frei ist von Sünde, aber du bist unser Vater, der straft und verzeiht, der streng ist, aber gütig zu denen, die dich bitten. Beschütze uns, Herr, in unserer Not, beschütze Eve Dover und Bette, meine Enkelin, beschütze alle, die jetzt in diesem Hospital versammelt sind, alle Brüder und Schwestern, die in dieser Stadt in Angst leben, alle Menschen, die eine Krankheit bedroht. Herr im Himmel, ohne dich gibt es nichts auf dieser Welt … Nimm diese Geißel von uns, verzeih uns unsere Sünden … Wir haben deinen Wink verstanden und flehen dich, Vater, an …«
    Eberhardt holte tief Atem und schwieg. Hammerschmidt schluckte mehrmals und löste die verkrampften Finger.
    »Ich fühle mich viel ruhiger …«, sagte er stockend. »Viel ruhiger. Danke, Pastor.«
    »Ich habe Sie verkannt, Hammerschmidt. Verzeihen Sie.«
    Hammerschmidt zögerte, aber dann nahm er seine Wanderung durch das Zimmer wieder auf. Eberhardt warf einen verzweifelten Blick an die Decke.
    »Sie haben auch für die Aboriginals gebetet …«, sagte Rocky.
    »Sind das keine Menschen?«
    »Wie viele von ihnen glauben wirklich an Gott? Glauben ehrlich, nicht nur, weil sie von den Kirchen Nutzen haben.«
    »Spielt das eine Rolle, Hammerschmidt? Auch wenn sie es nicht wollen oder wissen: Gott ist doch ihr Vater.«
    »So kann man's auch sehen. Herr Pastor, ich beneide Sie um Ihre innere Festigkeit.«
    Dr. Tunin, der gerade bei Captain Tillburg und Lieutenant Lindsay gewesen war, kam ins Zimmer, um das Neueste zu berichten. Hammerschmidt und Eberhardt umringten ihn sofort.
    »Zunächst etwas für Sie, Rocky«, sagte Tunin und machte ein zufriedenes Gesicht. »Der Blutaustausch ist vorbei. Eve geht es gut, sie hat gerade eine besondere Kraftnahrung zu sich genommen – nun müssen wir abwarten.«
    »Danke, Doktor, danke.« Hammerschmidt war den Tränen nahe. »Darf ich sie sehen?«
    »Von jetzt ab aber nur durch die Scheibe; ans Bett dürfen Sie nicht mehr. Sie haben sie einmal angesteckt, das genügt. Ein zweites Mal wäre eine Katastrophe. Wir können ja nicht ständig ihr Blut auswechseln.«
    »Er wird ja wohl kaum zu ihr ins Bett steigen«, sagte Eberhardt ziemlich unpastoral.
    »In zehn Minuten lasse ich Sie abholen, Rocky.«
    Dr. Tunin verließ wieder das Zimmer. Hammerschmidt lehnte sich an die Wand, er brauchte jetzt eine Stütze. Eve lebt! Eve ist gerettet … vielleicht gerettet. Eve geht es gut …
    »Herr Pastor …«, sagte Hammerschmidt verhalten.
    »Ja, Rock?«
    »So schnell erhört Gott Gebete?«
    »Hier haben wir hinterhergehinkt, Rock. Der Blutaustausch war schon vorbei, als wir beteten. Aber Gott wußte, daß wir ihn anrufen würden, und war schneller als wir …«
    »An so was sollte man wirklich glauben, Pastor. Nur wer so was mitmacht wie wir, kann das verstehen.« Hammerschmidt wischte sich mit beiden Händen den kalten Angstschweiß vom Gesicht. »Wenn alles wieder normal läuft, Pastor, werde ich jeden zweiten Sonntag mit meiner Kompanie zum Gottesdienst in Ihre Kirche marschieren und Ihre Predigt anhören.«
    »Ich predige nicht mehr.« Eberhardt setzte sich auf den Stuhl am Fenster und starrte in den sonnendurchfluteten Morgen und den kleinen Garten des Hospitals. »Man hat mir einen jüngeren Prediger vor die Nase gesetzt. Ich sei jetzt zu alt, sagt der Gemeindevorstand.«
    »Das ist ja eine bodenlose Frechheit!« schrie Hammerschmidt. »Ha, wir werden in die Kirche kommen und pfeifen, wenn der junge Schlips predigt!«
    »Warum? Es hat alles seine Ordnung, Rocky.« Eberhardt schüttelte den Kopf und lächelte schwach. »Auch das Altwerden ist doch eine Gnade Gottes.«
    Es klang sehr gläubig, aber auch sehr traurig.
    Ein Hubschrauber zog in der Gegend des schluchtenreichen Mount Currie seine Kreise. Er lag nordwestlich von Yulara, dem Verwaltungssitz des Uluru National Parks, zu dem auch der Mount Olga und der Ayers Rock gehören, Felsen, zu denen jährlich Hunderttausende gekarrt werden, um diese Naturwunder zu bestaunen. Und hier geschah es, daß die Hubschrauberbesatzung in einem begrünten Tal des Berges eine Gruppe von sechs Aboriginals entdeckte.
    Die beiden Polizisten flogen noch einmal eine Schleife über die Schlucht und

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