Gold in den roten Bergen
genug.«
Da an ein Frühstück außerhalb der Wagen nicht zu denken war, richtete Cher einen Kurierdienst zwischen dem Bus und dem Toyota ein. Boabo lief mit einem Tablett hin und her, brachte Kaffee und belegte Brote von den Frauen zu den Männern, kam mit leeren Tassen und Tellern zurück und rief: »Noch eine Portion bestellt Mr. Chick!« und Cher nahm ihm das Tablett ab und warf es in den Bus.
»Sag Mr. Chick, die Küche nimmt keine Bestellung mehr an. Er hat drei Brote bekommen, und mehr gibt es nicht.«
Chick und Wolf saßen auf ihren Kisten, als Boabo zurückkam und die Absage wörtlich wiedergab. Die Hitze brütete wieder über dem Land, Dunstschleier stiegen aus dem nassen Boden, über dem See flimmerte die Luft … Die Sonne trank und trank und war unersättlich.
»Hat Sally auch etwas gegessen?« fragte Wolf.
»Mrs. Sally hat sogar den Kaffee gekocht.«
»Aber das ist doch sträflicher Leichtsinn!« Wolf zog ein Hemd über und die leichten Leinenschuhe aus. »Ich gehe rüber, Chick. Sally muß sich sofort wieder hinlegen.«
»Bring ein Wurstbrot für mich mit.« Chick trank einen Becher Wasser. Er hatte den Filterapparat aus einem Karton gepackt und wollte später aus dem Wasser des Sees gutes Trinkwasser filtern. »Boabo ist zu dämlich, mir etwas zu besorgen.«
»Mrs. Cher will nicht!« rief Boabo empört. »Was soll ich da machen?«
»Mit der Faust auf den Tisch schlagen. Bei den Frauen muß man sich durchsetzen!«
»Versuchen Sie das selbst, Mr. Chick … Ich will keinen Streit mit Frauen. Mit denen da drüben schon gar nicht.«
Wolf stieg aus dem Wagen. Er versank bis zu den Knöcheln im roten Schlamm und watete zum VW-Bus. Aber der Erdbrei war schon zäher geworden, klebte an den Füßen fest … Die Hitze machte ihn dicker, weil sie ihm das Wasser entzog. Vielleicht bestand die Erde am Abend schon wieder aus rotem, körnigem Sand.
»Er kommt«, sagte Cher. Sie räumte gerade wieder die Lebensmittel in die Kisten.
»Wer?« Sally packte den Gaskocher ein.
»Dein Schätzchen. Leg dich bloß schnell wieder hin, sonst geht sofort die Meckerei los.«
»Aber ich fühle mich gesund!«
»Das denkst du, aber du bist krank. Gestern sahst du aus, als müßten wir heute eine Grube schaufeln.«
»Gestern. Aber heute …«
»Leg dich hin, Sally. Wenn Männer um Frauen besorgt sind, entwickeln sie eine merkwürdige Grobheit. Ich kenne das von Chick. Da hatte ich mal eine Grippe mit einem Husten. Und was sagt Chick? Nicht etwa: ›Mein Schatz, leg dich ins Bett und inhaliere!‹ Nein, er sieht mich geradezu beleidigt an und knurrt: ›Du bellst wie ein Pinscher und gehst nicht zum Arzt? Ab in den Wagen. Ich bringe dich zu Dr. Apple … Und wenn du dich wehrst, verschnüre ich dich wie ein Paket und geb' dich beim Doktor ab.‹ Das nennt Chick Zärtlichkeit.«
»Und sie ist es auch.« Sally lachte, aber sie legte sich gehorsam wieder auf den Schlafsack. »In spätestens zwei Tagen bin ich wieder fit.«
Draußen klopfte es an der Schiebetür. Cher zog sie auf, und Wolf steckte den Kopf in den Bus. Sein erster Blick suchte Sally. Sie richtete sich auf und lächelte ihn an.
»Ich höre, es geht dir besser, Schatz?« sagte er.
»Der Regen hat Wunder getan, Wolf.«
»Sie hat kein Fieber mehr und einen normalen Puls«, warf Cher ein.
»Und der Kopf?«
»Ich spür' ihn kaum.«
»Kaum heißt: Du spürst ihn doch.«
»Nur bei schnellen, ruckartigen Bewegungen. Jetzt merke ich gar nichts.«
Wolf stieg in den Bus und hockte sich vor Sally hin. Er nahm ihre Hände, zog sie an den Armen zu sich hoch und küßte sie auf die Lippen. »Wir haben etwas beschlossen, Sally. Wir bleiben hier, bis die Gehirnerschütterung so weit behoben ist, daß wir weiterfahren können. So lange bleibst du hier im abgedunkelten Wagen liegen … Und wenn ich noch einmal höre, daß du heimlich arbeitest, so wie heute morgen, dann binde ich dich fest …«
»Die Kerle sind wirklich alle gleich!« Cher machte eine wegwerfende Handbewegung. »Da hast du's, Sally. Ob Chick oder Wolf – alle das gleiche Kaliber. Wenn man bloß auf sie verzichten könnte, aber wer kann das schon!« Sie stieß Wolf in den Rücken. »Noch weitere Befehle, mein Herr?«
»Einen ganzen Packen …«
Wolf drehte sich zu Cher um. Mit ihrem ungekämmten rötlichen Lockenhaar und dem frechen Gesicht sah sie aufreizend und kampflustig aus. Ihr Bikini war eine Herausforderung. Chick tat gut daran, im Toyota zu bleiben und sich Vernunft zu
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