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Gold in den roten Bergen

Gold in den roten Bergen

Titel: Gold in den roten Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Glutschleuder wie immer, trocknete den schlammigen Boden schneller, als man erwartet hatte. Schon gegen Abend war die Erde wieder fest geworden, zerrissen in kleine Placken, die der Wüste ein Aussehen gaben, als sei sie mit einem riesigen Netz bedeckt. Doch wenn man darüber ging, zerfiel alles wieder zu rotem Sand. Die Sonne rächte sich an ihrem Feind, dem Regen. Sie vernichtete seine Spuren.
    Cher, Chick und Boabo hatten am Ufer des Lake Amadeus mit dem Filter Trinkwasser hergestellt und die Vorräte aufgefüllt. Sie filterten nicht alles Salz heraus, denn der Mensch verliert durch das Schwitzen in der trockenen Wüstenhitze bis zu 25 Gramm Salz am Tag, die unbedingt wieder aufgefüllt werden müssen. Es kann sonst zu schweren Mangelerkrankungen kommen. Salz und Wasser gehören zum Überleben in der Wüste.
    Bei dieser Filterarbeit sahen sie auch drei Dingos, die ohne Scheu ganz in ihre Nähe zum See kamen und tranken. Auch Beutelmäuse waren plötzlich da, verschiedene Echsen wie der Blauzungen-Skink oder der Tannenzapfen-Skink. Ein mit dornigen Höckern übersäter, furchterregend aussehender Dornteufel, eine Echse aus der Urzeit, kroch zum See und begegnete einer Kragenechse, die sich sofort aufblähte, ihre Halskrause spreizte und mit weit aufgerissenen Kiefern bösartig zischte, ein Anblick, bei dem der Dornteufel seine Richtung änderte. Wasser! Welch ein Zauberwort! Welch ein Himmelsgeschenk! Plötzlich lebte die Wüste. Eine bizarre Tierwelt bewegte sich zum See oder zu den kleinen Tümpeln, die sich in den Bodenvertiefungen gebildet hatten, und trank sich satt, füllte die Speicher in ihren Körpern, saugte sich voll und prall.
    Sogar Blüten, die vorher mit Wüstenstaub bedeckt gewesen waren, öffneten sich nun und tupften Farbflecke in das eintönige Rot: die weißen Sternchen der Haarschöpfchen-Büschel, die gelben Blütenstrahlen des Kreuzkrautes, die blutroten Glöckchen der Feuererbse, die rundblättrigen rosa Calandrinien und die goldfarbigen, orchideenartigen Blüten der Petalostylis … Es war ein Wunder, hervorgezaubert durch das lebenspendende Wasser.
    Und feindlich schleuderte die Sonne ihre vernichtende Glut über die atmende Wüste.
    Tiere und Pflanzen beeilten sich, Kräfte zu sammeln für die folgenden heißen, trockenen Wochen. In drei, vier Tagen war auch der letzte Tümpel ausgetrocknet, stiegen die Sandbänke wieder aus dem sichtbar werdenden Seeboden, staubte wieder der rote Sand, und nur die Bäume mit ihren langen Wurzeln saugten noch Nässe aus den tieferen Schichten.
    Drei Tage blieben Wolf und Chick am Lake Amadeus und beobachteten Sally.
    Gehorsam lag sie im Bus, bei abgedunkelten Fenstern, und langweilte sich schrecklich. Ein paarmal wollte sie aufstehen, aber Wolf, der sie bewachte, verhinderte solche Ausflüge.
    Die Diskussion war dann immer die gleiche:
    »Ich fühle mich gesund!« rief Sally.
    »Auf das Gefühl kommt es nicht an. Ich sehe an deinen Augen, daß du noch nicht okay bist.«
    »Dann mache ich die Augen zu.«
    »Ich seh' es trotzdem.«
    »Ich werde nur noch kränker durch die Langeweile.«
    »Dann lies ein Buch. Wir haben Taschenbücher bei uns.«
    »Wolf, laß mich aufstehen.«
    »Nein, Sally, mein Schatz.«
    Am zweiten Tag, abends zur Tränkezeit, bewies Boabo, daß er noch immer ein Aboriginal war: Er hatte sich einen Bumerang geschnitzt, lag am Seeufer auf der Lauer, und als eine Sippe Dingos zum Trinken kam, warf er den Bumerang so geschickt, als täte er das jeden Tag. Er traf einen kleinen Dingo, betäubte ihn mit dem Wurf, rannte zu ihm hin und tötete ihn mit dem Messer.
    »Frischfleisch!« rief Boabo, als er ins Lager zurückkehrte. »Wer möchte einen saftigen Braten? Soll er am Spieß gebraten werden oder in der Pfanne?«
    Cher übernahm das Kochen. Sie vollbrachte eine Meisterleistung. Dingokeule geschmort mit Backpflaumensoße und Bandnudeln. Es sollte ein Festessen werden – aber es wurde keins. Der Dingo schmeckte trotz aller Gewürze und der Backpflaumen merkwürdig, irgendwie muffig-streng. Nur Boabo fand ihn vorzüglich; er aß auch alles mit, was die anderen übrigließen, schmatzte und schluckte und spülte mit einer ganzen Kanne Tee nach. Man sah, wie sein Bauch sich zu wölben begann.
    »Der Kerl frißt auch noch Termiten!« sagte Chick und sah Boabo voller Ekel an. »Knollennase, dir zuzusehen regt schon zum Kotzen an!«
    »Und ich hasse Schweinefleisch!« sagte Boabo beleidigt. »Aber was gibt es hier: nur Schweinefleisch. Tag für Tag

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