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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Unterbrechung durch. Er hatte zwei Gründe zur Eile. Erstens fürchtete er Spione, die womöglich nach Matanceros aufbrachen, um die dort stationierte Garnison zu warnen. Und zweitens wollte er nicht unnötig Zeit verlieren, da das Schatzschiff den Hafen von Matanceros jederzeit verlassen konnte.
    Am Ende des zweiten Tages kreuzten sie in nordöstlicher Richtung durch die gefährliche Passage zwischen Hispaniola und Kuba. Die Besatzung kannte sich in der Region gut aus, weil sie höchstens eine Tagesfahrt von der Insel Tortuga entfernt waren, die seit Langem als Piratenstützpunkt diente.
    Hunter fuhr auch den dritten Tag durch und ließ am Abend anlegen, damit seine erschöpfte Mannschaft sich die Nacht über ausruhen konnte. Am folgenden Tag, so wusste er, würde die lange Fahrt über den Ozean vorbei an Inagua und dann nach Matanceros selbst beginnen. Sie würden auf der Strecke nirgendwo sicher landen können. Sobald sie Breitengrad 20 überquert hatten, befanden sie sich in gefährlichen spanischen Gewässern.
    Seine Leute waren guter Dinge, saßen an Lagerfeuern, lachten und scherzten. Im Laufe der letzten drei Tage hatten nur einen einzigen Mann Visionen von den kriechenden Teufeln heimgesucht, die manchmal mit dem Verzicht auf Rum einhergingen. Der Mann war inzwischen ruhiger und zitterte nicht mehr am ganzen Leib.
    Zufrieden starrte Hunter in das Feuer vor ihm. Sanson kam herüber und setzte sich neben ihn.
    »Was denkt Ihr?«
    »Nichts Bestimmtes.«
    »Brütet Ihr über Cazalla nach?«
    »Nein.« Hunter schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß, er hat Euren Bruder getötet«, sagte Sanson.
    »Er hat ihn töten lassen, ja.«
    »Und das erzürnt Euch nicht?«
    Hunter seufzte. »Nicht mehr.«
    Sanson blickte ihn im flackernden Feuerschein an. »Wie ist er gestorben?«
    »Das ist nicht wichtig«, sagte Hunter ruhig.
    Sanson saß einige Augenblicke still da. »Ich habe gehört«, sagte er, »Cazalla hat Euren Bruder auf einem Handelsschiff gefangen genommen. Ich habe gehört, er hat ihn an den Armen aufgehängt, ihm die Hoden abgeschnitten und sie ihm in den Mund gesteckt, bis er daran erstickt ist.«
    Hunter antwortete eine Weile nicht. »So erzählt man sich«, sagte er schließlich.
    »Und glaubt Ihr die Geschichte?«
    »Ja.«
    Sanson musterte sein Gesicht. »Die listigen Engländer. Wo ist Euer Zorn, Hunter?«
    »Er ist da«, sagte Hunter.
    Sanson nickte. Er stand auf. »Wenn Ihr Cazalla findet, tötet ihn rasch. Lasst Euch nicht den Verstand durch diesen Hass vernebeln.«
    »Mein Verstand ist nicht vernebelt.«
    »Nein. Das sehe ich.«
    Sanson ging. Hunter blieb sitzen und starrte noch lange ins Feuer.
     
    Am nächsten Morgen durchfuhren sie die gefährliche Windward-Passage zwischen Kuba und Hispaniola. Die Winde waren unberechenbar, und das Meer war stürmisch, doch die Cassandra kam ausgezeichnet voran. Irgendwann in der Nacht passierten sie die dunkle Landzunge von Le Mole – die westliche Spitze von Hispaniola – auf Steuerbord. Und kurz vor Tagesanbruch teilte sich das Relief des Landes und die Insel Tortuga kam in Sicht, dicht vor der Nordküste. Sie fuhren weiter.
     
    Jetzt befanden sie sich den ganzen fünften Tag auf dem offenen Wasser, doch das Wetter war gut, und es herrschte nur leichter Wellengang. Am späten Nachmittag sichteten sie backbords die Insel Inagua, und kurz darauf erspähte Lazue direkt vor ihnen den Schatten am Horizont, der Les Caїques bedeutete. Das war wichtig, denn südlich von Les Caїques gab es über etliche Meilen tückische Untiefen.
    Hunter befahl, nach Osten abzudrehen, in Richtung der Turksinseln, die noch nicht zu sehen waren. Das Wetter blieb gut. Die Besatzung sang und döste in der Sonne.
    Die Sonne stand schon tief am Himmel, als Lazue die schlafende Mannschaft mit dem Ruf »Segel in Sicht!« aufschreckte.
    Hunter sprang auf die Beine. Er suchte mit zusammengekniffenen Augen den Horizont ab, konnte aber nichts entdecken. Enders, der Meereskünstler, hatte das Fernrohr am Auge und schwenkte es in alle Richtungen. »Verflucht«, sagte er und reichte Hunter das Fernrohr. »Genau querab, Captain.«
    Hunter blickte durchs Fernrohr. Durch die regenbogenfarbenen Ringe sah er ein weißes Rechteck tief am Horizont. Noch während er es beobachtete, bekam das weiße Rechteck eine weitere Ecke, und es entstanden zwei überlappende Rechtecke.
    »Was haltet Ihr davon?«, fragte Enders.
    Hunter schüttelte den Kopf. »Ihr wisst selbst, was das bedeutet.« Aus der Ferne war die

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