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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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auf der Welt, die Sanson fürchtete. Doch er kam unbeschadet ans Ziel und dümpelte schon bald nah am Rumpf des Kriegsschiffes im Wasser.
    Die untersten Geschützscharten befanden sich zwölf Fuß über ihm. Er hörte die Wachen auf dem Hauptdeck scherzen. Eine Strickleiter hing noch an der Bordwand, aber er traute sich nicht, sie zu benutzen. Sobald er sie mit seinem Gewicht beschwerte, würde sie knarren und wackeln, was die Wachen an Deck bemerken könnten.
    Stattdessen schwamm er leise zur Ankerkette und kletterte daran hoch bis zu den Laufplanken, die vom Bugsprit wegführten. Diese Laufplanken standen nur vier Zoll von der Bordwand ab, doch Sanson gelang es, Halt darauf zu finden und sich zurück bis zur Focksegeltakelage zu schieben. Von dort konnte er sich mühelos baumeln lassen und in eine der zum Bug hin gelegenen Scharten blicken.
    Er lauschte angestrengt und hörte schon bald das stetige Schreiten der Wache. Dem Klang nach bestand sie aus einem einzigen Mann, der unablässig das Deck an der Reling entlang umkreiste. Sanson wartete, bis der Wachmann an ihm vorbei war, schlüpfte dann durch die Scharte und duckte sich in den Schatten einer Kanone, keuchend vor Anstrengung und Anspannung. Selbst für Sanson war es ein Nervenkitzel, sich ganz allein mitten unter vierhundert Feinde zu schleichen – von denen die Hälfte sachte vor ihm in ihren Hängematten schaukelte. Er wartete und plante seinen nächsten Schritt.
     
    Hunter stand gebückt in dem niedrigen, stinkenden Laderaum des Schiffes und wartete. Er war schrecklich erschöpft. Wenn Sanson nicht bald kam, wären seine Männer zu entkräftet, um zu fliehen. Die Wachen, die jetzt gähnten und wieder Karten spielten, verhielten sich den Gefangenen gegenüber völlig gleichgültig, was verlockend und ärgerlich zugleich war. Wenn er nur seine Männer frei bekäme, solange auf dem Schiff noch alles schlief, dann hätten sie vielleicht eine Chance. Doch wenn die Wachen wieder wechselten – womit jederzeit zu rechnen war – oder wenn die Schiffsbesatzung im Morgengrauen erwachte, dann wäre es zu spät.
    Seine letzte Hoffnung wurde schlagartig zunichtegemacht, als ein spanischer Soldat den Raum betrat.
    Die Wache wechselte, und es war alles verloren. Einen Augenblick später begriff er, dass er sich irrte: Es war nur ein einzelner Mann hereingekommen, kein Offizier, und die Wachen begrüßten ihn flüchtig. Der Neuankömmling wirkte auffällig selbstgefällig, während er durch den Raum schritt und die Fesseln der Freibeuter überprüfte. Hunter spürte, wie Finger an dem Strick um seine Handgelenke zogen, dann etwas Kühles – eine Messerklinge –, und seine Fesseln waren durchgeschnitten.
    Hinter ihm flüsterte der Mann leise: »Das kostet Euch zwei Anteile mehr.«
    Es war Sanson.
    »Schwört es«, zischte Sanson.
    Hunter nickte, empfand Wut und Erleichterung zugleich. Doch er sagte nichts. Er sah einfach zu, wie Sanson durch den Raum ging und dann vor der Tür stehen blieb, um sie zu versperren.
    Sanson blickte die Seeleute an und sagte ganz leise auf Englisch: »Macht es lautlos.«
    Die spanischen Wachen blickten fassungslos auf, als die Freibeuter auf sie zusprangen. Sie wurden drei zu eins überwältigt. In Sekundenschnelle war alles vorbei. Unverzüglich streiften die Seeleute den Wachen die Uniformen vom Körper und zogen sie an. Sanson ging zu Hunter hinüber.
    »Ich hab Euren Schwur noch nicht gehört.«
    Hunter nickte, während er sich die Handgelenke rieb. »Ich schwöre. Zwei Anteile mehr für Euch.«
    »Gut«, sagte Sanson. Er öffnete die Tür, legte einen Finger an die Lippen und führte die Seeleute aus dem Raum.

KAPITEL 19
    Cazalla trank Wein und grübelte über das Gesicht des sterbenden Christus nach, dachte an das Leiden, die Qualen des Körpers. Von frühester Jugend an hatte Cazalla Darstellungen dieser Qualen gesehen, die Marter des Fleisches, die erschlafften Muskeln und die hohlen Augen, das Blut, das aus der Wunde in der Seite floss, das Blut, das von den Nägeln in Händen und Füßen tropfte.
    Das Gemälde hier in seiner Kajüte war ein persönliches Geschenk von Philipp. Der Lieblingshofmaler Seiner Majestät hatte es gemalt, ein Mann namens Velazquez, der vor einigen Jahren gestorben war. Ein solches Geschenk war ein Beweis hoher Wertschätzung, und Cazalla war überwältigt gewesen, als er es in Empfang nahm. Er nahm es auf allen Reisen mit. Es war sein wertvollster Besitz.
    Dieser Velazquez hatte Jesus Christus ohne

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