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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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schaffen, ehe das Kriegsschiff sie einholte.
    »Wir werden die Nächte durchsegeln«, sagte Hunter.
    Sanson nickte.
    »Fockschot trimmen«, bellte Enders. »Aber flott.«
    Das Segel straffte sich, und mit einer steifen Brise von Osten pflügte die Cassandra durchs Wasser ins dämmrige Morgenlicht hinein.

T EIL III
MATANCEROS

KAPITEL 20
    Am Nachmittag hingen vereinzelte Wolken am Himmel, die dunkelgrau wurden, als die Sonne langsam verschwand. Die Luft war klamm und unheilvoll. Und auf einmal sichtete Lazue den ersten Balken, der im Wasser trieb.
    Kurz darauf segelte die Cassandra durch unzählige Holztrümmer und Schiffswrackteile. Die Besatzung warf Leinen aus und holte einige an Bord.
    »Sieht englisch aus«, sagte Sanson, als ein Stück des rot-blau gestrichenen Heckspiegels an Deck gehievt wurde.
    Hunter nickte. Ein ziemlich großes Schiff war versenkt worden. »Ist noch nicht lange her«, stellte er fest. Er suchte den Horizont nach Anzeichen von Überlebenden ab, konnte aber nichts entdecken. »Unsere spanischen Freunde waren jagen.«
    Noch weitere fünfzehn Minuten lang schlugen immer wieder Holzteile gegen den Rumpf des Schiffes. Die Besatzung war unruhig. Für Seeleute war der Anblick einer derartigen Zerstörung stets ein Gräuel. Ein Stück von einer Querverstrebung wurde aus dem Wasser gefischt, und Enders meinte zu erkennen, dass es von einem Handelsschiff stammte, vermutlich einer Brigg oder Fregatte, gut einhundertfünfzig Fuß lang.
    Von der Besatzung fehlte jede Spur.
    Die Luft trübte sich mehr und mehr, als es Abend wurde, und der Wind frischte böig auf. Im Dunkeln prasselte warmer Regen auf die Holzplanken der Cassandra. Die Männer wurden nass bis auf die Haut und hockten die ganze Nacht niedergedrückt an Deck. Doch der Tag dämmerte hell und klar herauf, und als die Sonne aufging, sahen sie ihr Ziel geradewegs vor sich am Horizont.
    Aus der Ferne wirkte die Westseite der Insel Leres ausgesprochen abweisend. Ihre vulkanische Silhouette war gezackt und zerklüftet, und abgesehen von der niedrigen Vegetation entlang der Küste bot sich das Eiland nur trocken und braun und kahl dar, mit vereinzelten rötlich braunen Felsen. Es regnete selten auf der Insel, und weil sie so weit im Osten der Karibik lag, umpeitschten die Atlantikwinde unaufhörlich ihren Gipfel.
    Die Besatzung der Cassandra sah ohne jegliche Begeisterung zu, wie Leres näher kam. Enders, der am Ruder stand, zog ein finsteres Gesicht. »Wir haben September«, sagte er. »Sie ist so grün und einladend wie eh und je.«
    »Aye«, sagte Hunter. »Wahrhaftig kein Paradies. Aber am Ostufer ist ein Wald, und es gibt reichlich Wasser.«
    »Und reichlich papistische Musketen«, sagte Enders.
    »Und reichlich papistisches Gold«, sagte Hunter. »Wann gehen wir an Land?«
    »Der Wind ist günstig. Gegen Mittag, spätestens, würde ich sagen.«
    »Haltet auf die Bucht zu«, sagte Hunter und zeigte in die Richtung. Sie konnten die einzige Einkerbung an der Westküste bereits erkennen, eine schmale Bucht namens Blind Man’s Cove.
    Hunter ging los, um die Ausrüstung zusammenzustellen, die sein kleiner Landungstrupp mitnehmen würde, und sah, dass Don Diego schon dabei war, alles an Deck zu holen. Der Jude fixierte Hunter mit kurzsichtigen Augen. »Sehr rücksichtsvoll von den Spaniern«, sagte er. »Sie haben sich alles angesehen, aber nichts mitgenommen.«
    »Bis auf die Ratten.«
    »Wir können uns mit anderen Kleintieren behelfen, Hunter. Opossums, Hauptsache klein.«
    »Das werden wir wohl müssen«, sagte Hunter.
    Sanson stand am Bug und blickte hinaus auf den Gipfel von Mount Leres. Aus der Ferne sah der Berg absolut unbezwingbar aus, ein geschwungener Halbkreis aus nacktem rotem Felsgestein.
    »Es führt kein Weg drum herum?«, fragte Sanson.
    Hunter erwiderte: »Die einzigen Wege, die drum herum führen, werden bewacht sein. Wir müssen über den Gipfel.«
    Sanson lächelte matt, und Hunter ging wieder nach achtern zu Enders. Er gab die Order, dass die Cassandra weiter zur Nachbarinsel Ranomos segeln sollte, sobald er mit seinem Trupp an Land gegangen war. Dort gab es eine kleine Bucht mit Süßwasser, in der die Schaluppe vor Angriffen geschützt wäre.
    »Kennt Ihr die Bucht?«
    »Aye«, sagte Enders. »Ich kenne sie. Hab mich vor ein paar Jahren mal dort verkrochen, unter dem einäugigen Captain Lewisham. Recht angenehmes Plätzchen. Wie lange warten wir dort?«
    »Vier Tage. Verlasst am Nachmittag des vierten Tages die Bucht und

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