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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Eisen auf der Innenseite landete. Er zog an dem Seil, und das Eisen kam zurück und landete polternd neben ihm auf der Erde. Er fluchte und wartete lauschend.
    Es war kein Laut zu vernehmen, nichts, was darauf hindeutete, dass irgendwer ihn gehört hatte. Er warf den Haken erneut, sah zu, wie er hoch über die Mauer segelte. Wieder zog er am Seil. Und musste zur Seite springen, als das Eisen herunterfiel.
    Er warf ein drittes Mal, und diesmal packte der Haken – doch fast im selben Augenblick hörte er wieder Metall klirren. Rasch kletterte Hunter hechelnd und keuchend die Mauer hoch, angetrieben durch die Geräusche nahender Soldaten. Er erreichte die Brüstung, warf sich hinüber und zog das Seil hoch. Don Diego hatte sich im Gebüsch versteckt.
    Die Wache marschierte unter ihm vorbei.
    Hunter warf das Seil hinunter, und Don Diego kam heraufgeklettert, auf Spanisch knurrend und fluchend. Don Diego war nicht stark, und er schien endlos lange zu brauchen. Doch schließlich tauchte er oben auf, und Hunter half ihm in Sicherheit. Er zog das Seil hoch. Die beiden Männer duckten sich gegen den kalten Stein und sahen sich um.
    Matanceros lag still in der Dunkelheit. In den aufgereihten Zelten schlummerten Hunderte von Männern. Es war ein seltsamer Kitzel, einer so großen feindlichen Überzahl so nahe zu sein.
    »Wachen?«, flüsterte der Jude.
    »Ich sehe keine«, sagte Hunter, »bis auf die da hinten.« Auf der anderen Seite der Festung standen zwei Gestalten bei den Kanonen. Aber sie blickten aufs Meer, sollten von ihrem Posten aus den Horizont nach nahenden Schiffen absuchen.
    Don Diego nickte. »Die Pulverkammer wird bewacht sein.«
    »Vermutlich.«
    Die beiden Männer waren fast unmittelbar über dem Holzgebäude, in dem Lazue die Pulverkammer vermutete. Von ihrer geduckten Position aus war die Tür zu dem Gebäude nicht zu sehen.
    »Da müssen wir als Erstes hin«, sagte der Jude.
    Sie hatten keinen Sprengstoff mitgenommen, nur Zündschnüre. Den Sprengstoff wollten sie sich aus der Pulverkammer der Festung holen.
    Lautlos schlich Hunter im Dunkeln nach unten, gefolgt von Don Diego, der heftig blinzelte, um in dem schwachen Licht sehen zu können. Sie näherten sich der Pulverkammer.
    Es stand keine Wache am Eingang.
    »Vielleicht drinnen?«, flüsterte der Jude.
    Hunter zuckte die Achseln, huschte zu der Tür, lauschte, streifte seine Stiefel ab und schob behutsam die Tür auf. Mit einem Blick nach hinten vergewisserte er sich, dass auch Don Diego seine Stiefel auszog. Dann schlüpfte Hunter hinein.
    Wände, Decke und Boden der Pulverkammer waren mit Kupferplatten ausgekleidet, und die wenigen sorgfältig geschützten Kerzen tauchten den Raum in ein warmes rötliches Licht, sodass er seltsam behaglich wirkte, trotz der aufgereihten Schießpulverfässer und gestapelten Säcke mit Kanonenladung, die sämtlich in angemessenem Rot beschriftet waren. Hunter bewegte sich lautlos über den Kupferboden. Er sah niemanden, hörte aber irgendwo das Schnarchen eines Mannes.
    Er suchte zwischen den Fässern nach dem Mann und wurde schließlich fündig: Ein Soldat schlief gegen ein Pulverfass gelehnt. Hunter verpasste dem Mann einen harten Schlag auf den Kopf. Der Soldat stieß ein Grunzen aus und blieb dann reglos liegen.
    Der Jude kam herein, ließ den Blick durch den Raum schweifen und sagte: »Ausgezeichnet.« Dann machten sie sich augenblicklich an die Arbeit.
     
    Anders als in der still schlafenden Festung tobte in der schäbigen Barackensiedlung, in der die Besatzung der Galeone untergebracht war, lautes und lärmendes Leben. Sanson, der Maure und Lazue schlichen an Fenstern vorbei, hinter denen Soldaten bei gelbem Laternenlicht tranken und Karten spielten. Ein betrunkener Soldat kam herausgestolpert, stieß mit Sanson zusammen, lallte entschuldigend und erbrach sich gegen eine Holzwand. Die drei eilten weiter, auf die Anlegestelle am Flussufer zu.
    Tagsüber war die Anlegestelle nicht bewacht gewesen, jetzt jedoch saßen ganz am Ende des Stegs drei Soldaten. Sie ließen die Füße ins Wasser baumeln, während sie sich leise unterhielten und tranken, und das Murmeln ihrer Stimmen verschmolz mit dem Plätschern des Wassers gegen die Stützpfähle. Sie hatten den Freibeutern den Rücken zugewandt, aber die Holzbretter des Stegs machten ein lautloses Anschleichen unmöglich.
    »Lasst mich das machen«, sagte Lazue und zog ihr Hemd aus. Nackt bis zur Taille, den Dolch auf dem Rücken versteckt, ging sie auf den Steg

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