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Gold. Pirate Latitudes

Gold. Pirate Latitudes

Titel: Gold. Pirate Latitudes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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spüren«, sagte Sanson.
    Eine Stunde später war von dem schwarzen Schiff nichts mehr zu sehen.
    Als die Dunkelheit hereinbrach, waren sie vom spanischen Lager höchstens noch eine Viertelmeile entfernt. Die Vegetation bot hier bessere Deckung, und sie suchten sich eine Gruppe eng stehender Palmen, in deren Schutz sie die Nacht verbringen wollten. Sie machten kein Feuer und aßen nur ein paar rohe Pflanzen, ehe sie sich auf die klamme Erde legten. Sie waren alle müde, aber auch angespannt, weil sie den Spaniern so nah waren, dass sie schwach das Geplauder spanischer Stimmen vernahmen und ihnen die in der Luft treibenden Gerüche von spanischen Kochfeuern in die Nase stiegen. Während sie unter den Sternen lagen, erinnerten diese Klänge und Düfte sie an die Schlacht, die nun unmittelbar bevorstand.

KAPITEL 22
    Als Hunter erwachte, wusste er augenblicklich, dass irgendetwas nicht stimmte. Er hörte spanische Stimmen, doch diesmal waren sie nah – viel zu nah. Und er konnte Schritte hören und das Rascheln von Blättern. Er setzte sich auf, verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als der Schmerz ihn durchfuhr. Sein Körper fühlte sich an diesem Morgen sogar noch zerschlagener an als am Vortag.
    Er ließ den Blick über seinen kleinen Trupp gleiten. Sanson war bereits auf den Beinen und lugte durch Palmwedel in die Richtung, aus der die spanischen Stimmen kamen. Der Maure stand gerade lautlos und geschmeidig auf, jeden Muskel angespannt. Don Diego hatte sich auf einen Ellbogen gestützt, die Augen weit aufgerissen.
    Nur Lazue lag noch auf dem Rücken. Und sie lag vollkommen reglos da. Hunter signalisierte ihr ruckartig mit dem Daumen, sie solle aufstehen. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf und formte lautlos mit den Lippen »Nein«. Sie rührte sich nicht im Geringsten. Ihr Gesicht war schweißglänzend. Er ging auf sie zu.
    »Vorsicht!«, flüsterte sie gepresst. Er blieb stehen und sah sie an. Lazue lag auf dem Rücken, die Beine leicht geöffnet. Ihre Gliedmaßen wirkten seltsam steif. Dann sah er den rot-schwarz-gelb geringelten Schwanz in ihrem Hosenbein verschwinden.
    Es war eine Korallenschlange, die von Lazues Körperwärme angelockt worden war. Hunter blickte wieder in ihr Gesicht. Es war verkrampft, als ob sie unbeschreibliche Schmerzen durchlitt.
    Hinter sich hörte Hunter die spanischen Stimmen lauter werden. Offenbar stapften und droschen sich mehrere Männer durchs Unterholz. Er bedeutete Lazue abzuwarten und ging hinüber zu Sanson.
    »Es sind sechs«, flüsterte Lazue.
    Hunter sah sechs spanische Soldaten, die mit Schlafdecken und Proviant beladen und mit Musketen bewaffnet den Hang hoch in ihre Richtung kamen. Es waren alles junge Burschen, und sie betrachteten diesen Ausflug offenbar als Spaß, denn sie lachten und scherzten miteinander.
    »Das ist keine Patrouille«, flüsterte Sanson.
    »Wir lassen sie vorbeiziehen«, sagte Hunter.
    Sanson sah ihn forschend an. Hunter deutete nach hinten auf Lazue, die immer noch stocksteif auf der Erde lag. Sanson begriff prompt. Sie warteten, bis die spanischen Soldaten vorbei waren und weiter den Hang hochstiegen. Dann eilten sie zu Lazue zurück.
    »Wo ist sie jetzt?«, fragte Hunter.
    »Knie«, sagte sie leise.
    »Kriecht sie weiter?«
    »Ja.«
    Don Diego meldete sich zu Wort. »Hohe Bäume«, sagte er und sah sich um. »Wir müssen hohe Bäume finden. Da!« Er stieß den Mauren an. »Komm mit.«
    Die beiden Männer schlichen durchs Gebüsch davon zu einigen Majagua-Bäumen, die ein Stück entfernt standen. Hunter blickte Lazue an und dann nach oben zu den spanischen Soldaten. Die waren deutlich zu sehen, hundert Yards weiter den Hang hoch. Falls einer von ihnen auf die Idee käme, zurückzuschauen, würde er die Gruppe unweigerlich sehen.
    »Die Paarungszeit ist eigentlich schon vorbei«, sagte Sanson und betrachtete Lazue finster. »Aber vielleicht haben wir ja noch mal Glück und wir finden einen jungen Vogel.« Er drehte sich zu dem Mauren um, der gerade einen der Bäume hochkletterte, während Diego von unten zusah.
    »Wo ist sie jetzt?«, fragte Hunter.
    »Am Knie vorbei.«
    »Versuch, ganz ruhig zu bleiben.«
    Sie verdrehte die Augen. »Zur Hölle mit dir und deinem Beutezug«, sagte sie leise. »Zur Hölle mit euch allen.«
    Hunter beobachtete das Hosenbein. Er konnte so eben sehen, wie sich der Stoff leichte bewegte, während die Schlange weiter das Bein hinaufkroch.
    »Barmherzige Mutter Gottes«, murmelte Lazue. Sie schloss die Augen.
    Sanson

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